Hamburg. Auf dem Grundstück am Kuhnsweg ist ein Mehrfamilienhaus geplant. Doch neben einer Klage von Nachbarn gibt es weitere Probleme.

Vom Bunker am Kuhnsweg in Winterhude stehen nur noch Teile der Fassade, die Seitenwände und die Bodenplatte. Schon längst sollten die Fragmente in einen Neubau mit 20 Mietwohnungen integriert sein, dessen Fertigstellung Bauherr Hubertus Heuermann einst mit Ende 2024 angegeben hatte. Doch das Vorhaben in einem der beliebtesten Stadtteile Hamburgs ruht, obwohl die Baugenehmigung im November 2023 erteilt wurde.

Seitdem im Frühjahr vergangenen Jahres der Abbruch des Bunkers beendet war, finden auf der Baustelle nur noch kleinere Arbeiten statt. Anwohner, die durch den Neubau und dessen Betrieb Verschattung, Lärm und Abgase befürchten, hatten gegen das Vorhaben geklagt beziehungsweise dagegen, dass das Bezirksamt Hamburg-Nord überhaupt die Baugenehmigung erteilt hat.

Winterhude: Neubau in Hamburg aus Sicht der Anwohner rechtswidrig

„Das geplante Bauvorhaben ist aus unserer Sicht aus mehreren Gründen rechtswidrig“, sagt Anwohner Dirk Jacobsen. Die geplante Tiefgarage im Innenhof könne zu nicht akzeptablen Lärmbelastung führen, die Rammarbeiten zu Schäden an den mehr als 120 Jahre alten Nachbarhäusern. Zudem betrage die Bauhöhe in dem durch eine Erhaltungsverordnung geschützten Schinkelquartier vier Geschosse plus Dachgeschoss – die Baugenehmigung bewillige für den Neubau aber sechs Vollgeschosse plus Staffelgeschoss.

Bunker Kuhnsweg
Hans-Joachim Neubert (v. l.), Charlotte Rademacher und Sam Lazay sind Nachbarn des Bunkers am Kuhnsweg in Winterhude, dessen Fragmente in einen Neubau integriert werden sollen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Auch rücke der Neubau zu nah an die Nachbarn heran. Bei einem dem Zivilschutz dienenden Gebäude sei die Dimension akzeptabel gewesen. „Doch diese Ausnahme wird jetzt aus meiner Sicht in unzulässiger Weise auf eine Wohnbebauung übertragen“, so Jacobsen. Ein Teil der Beschwerden richtet sich auch gegen die nach Ansicht der Anwohner mangelhafte Aufsicht der Behörden bei den Abrissarbeiten, die „fast Erdbebencharakter“ gehabt haben sollen.

Bunker in Winterhude: Nachbarn klagen über massiven Lärm beim Abriss

Nachbar Hans-Joachim Neubert führt ein im April gedrehtes Video vor. Durch sein geöffnetes, zum Innenhof liegendes Küchenfenster sieht man den Bagger, der bei dem Abriss die Restarbeiten ausführte. Das Messgerät, das Neubert vor die Kamera hält, zeigt – trotz des seinerzeit vom Bauherrn versprochenen „schonenden Abrisses“ – zwischen 75 und 79 Dezibel. Das entspricht der Lautstärke einer Bohrmaschine.

Bauherr Hubertus Heuermann und Polier Dennis Nickel, fotografiert beim Start der Abrissarbeiten im Juli 2022 auf dem Dach des Bunkers am Kuhnsweg in Winterhude.
Bauherr Hubertus Heuermann und Polier Dennis Nickel, fotografiert beim Start der Abrissarbeiten im Juli 2022 auf dem Dach des Bunkers am Kuhnsweg in Winterhude. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia/Funke Foto Services

„Beim großen Bagger“, so Neubert, „wurden fast 100 Dezibel erreicht“. Wie sehr man unter dem Lärm, dem Staub und den Erschütterungen gelitten habe, bestätigen die Nachbarn Charlotte Rademacher, die gegenüber der Baustelle wohnt, und Sam Lazay, der drei Häuser weiter wohnt.

Wohnungen in Winterhude: Hamburger Verwaltungsgericht prüft Klage der Anwohner

Trotz des Protests zahlreicher Anwohner auf zwei Diskussionsveranstaltungen habe die Politik nicht reagiert, so Jacobsen. „Es hieß nur, dass die Hamburger Senatspolitik absolute Priorität auf die Verdichtung der Hamburger Wohngebiete lege und man dabei keine Ausnahme machen könne.“ Nachdem der zuständige Bauausschuss nur kleinere und unwesentliche Änderungen des Bauantrags gefordert habe, hatten die Anwohner keine weiteren politischen Einspruchsmöglichkeiten mehr gehabt und den Klageweg beschritten.

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Derzeit prüft das Verwaltungsgericht den Vorgang. Damit, dass die Arbeiten am Kuhnsweg nicht sichtbar voranschreiten, habe das aber nichts zu tun, betont Bauherr Hubertus Heuermann. Das liege an anderen, im Vorfeld nicht einkalkulierbaren Schwierigkeiten. Etwa an dem Fernwärmeanschluss, der sich wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine von drei Monaten auf zwei Jahre verzögerte.

Immobilien Hamburg: Problem mit Fernwärme verzögert Bau von Wohnungen in Winterhude

„Ohne Fernwärme wollten wir nicht anfangen, denn wir brauchen sie, um im Winter mögliche Frostschäden am Rohbau zu verhindern. Fossile Energien wollen wir dafür nicht nutzen.“ Immerhin konnte der Bauherr erreichen, dass der Anschluss jetzt im Herbst gelegt wird. Allerdings, Fernwärmeproblem Nummer zwei, will das Unternehmen die Leitungen nicht auf dem Baufeld, sondern auf der Straße verlegen. „Schon jetzt ist der Kuhnsweg vor der Baustelle so schmal, dass hier eine Einbahnstraßenregelung gilt“, so Heuermann. Eine vollständige Straßensperrung wegen der Fernwärmearbeiten wolle er vermeiden.

Schon in wenigen Tagen soll es auf der Baustelle aber wieder lebendig werden. Vom 5. bis zum 16. August wird Stromnetz Hamburg dort neue Stromleitungen für die 22 Wohnungen und den Unterflurparker (eine über einen Lift erreichbare Tiefgarage) verlegen. Die massive Bodenplatte werde nicht abgebrochen, wie manche Nachbarn befürchten. „Sie wird nur an einigen Stellen begradigt“, betont der Bauherr. Sämtliche Erdarbeiten sollen Ende des Jahres abgeschlossen sein. Dann will Heuermann endlich mit dem Rohbau beginnen. Er hofft, dass die Wohnungen Weihnachten 2025 bezugsfertig sind.