Hamburg. Die Hamburgerin Uschi Kruse und ihr Team sind so etwas wie Wünsche-Erfüller. Ehrenamtlich. Eine Geschichte über das Geschenk der Zeit.

  • Uschi Kruse leitet an der Asklepios Klinik St. Georg ein Team von Ehrenamtlichen.
  • In dieser Geschichte lesen Sie, wie erfüllend die Arbeit der „Grünen Damen und Herren“ sein kann.
  • Übrigens: In America gibt es die „pink ladies“, die das Vorbild sind.

Wer ins Krankenhaus kommt, fühlt sich mitunter ziemlich allein in diesem „Klinik-Dschungel“ aus verschiedenen Stationen, Behandlungsräumen und scheinbar endlos langen Fluren. Manche fühlen sich auch einsam, wenn sie wochenlang behandelt werden müssen, aber nur hin und wieder Besuch kommt. In diesen Momenten helfen auch in Hamburg die „Grünen Damen“: Uschi Kruse ist eine davon, sie leitet ein Team von zehn Ehrenamtlichen an der Asklepios Klinik St. Georg.

„Die Zeit im Krankenhaus ist für viele Patienten nicht einfach“, sagt Uschi Kruse. „Wenn man da so liegt und viel Zeit hat zum Nachdenken, dann werden die Gedanken oft grau. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, wieder etwas Licht zu bringen.“ Seit 2005 schon ist die Hamburgerin eine sogenannte „Grüne Dame“. „Ich selbst hatte viel Glück im Leben und habe überlegt, wie ich der Gesellschaft etwas zurückgeben könnte“, sagt die gelernte Bankkauffrau, die bis zu ihrer Pensionierung im Verlagswegen gearbeitet hat.

Krankenhaus Hamburg: „Grüne Damen“ gab es zuerst in den USA – in Pink

Als eine ihrer engen Freundinnen im Marienkrankenhaus behandelt werden musste, sei sie dort „Grünen Damen“ begegnet. „Und da habe ich gedacht: Mensch, das könnte auch was für mich sein!“ Helfen und Hoffnung machen. Deshalb die Symbolik der grünen Farbe?

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Grüne Damen – was machen die eigentlich?

Die digitale Sprechstunde - der Gesundheits-Podcast mit Asklepios

Hintergrund: In den USA gibt es die Bewegung der Ehrenamtlichen, die sich in Kliniken um Patienten kümmern, bereits seit Mitte der 1950er-Jahre. Die Ehefrau des damaligen CDU-Verteidigungsministers Gerhard Schröder lernte diese „pink ladies“, wie sie in Amerika genannt werden, bei einem unfreiwilligen Klinikaufenthalt kennen und brachte die Philosophie mit zurück nach Deutschland. Mit „pink ladies“ habe aber so mancher anderes assoziiert als Betreuerinnen im Krankenhaus, weshalb sich hierzulande, orientiert an der Kittelfarbe, die „Grünen Damen“ etablierten.

Krankenhaus Hamburg: Auch „Grüne Herren“ sind sehr willkommen

Zehn Ehrenamtliche führt Uschi Kruse derzeit in St. Georg, acht Damen und zwei „grüne Herren“. „Es ist immer noch eine Frauendomäne, aber umso mehr freuen wir uns, dass sich hin und wieder auch Männer in diesem Bereich engagieren möchten.“ Doch was sind die genauen Aufgaben? „Wir erfüllen Wünsche“, sagt Uschi Kruse, „holen das aktuelle Hamburger Abendblatt vom Kiosk oder auch mal einen leckeren Heringssalat vom nahe gelegenen Supermarkt, wenn ein Patient des Klinikessens überdrüssig ist.“

Schriftsteller Günter Grass in Hamburger Klninik
An der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg sind derzeit acht „Grüne Damen“ und zwei Herren aktiv. Interessierte sind willkommen. © picture alliance / dpa | picture alliance

Vor allem aber verschenken die „Grünen Damen und Herren“ Zeit. „Manchmal fällt es ja sogar leichter, sich einem Fremden mit seinen Sorgen und Nöten, beispielsweise vor einem großen Eingriff, anzuvertrauen“, sagt Uschi Kruse. Wichtig sei, dass man empathisch sei und gut zuhören könne. „Es ist keine Aufgabe, die man als eigene Therapie betrachten darf. Es hilft auch nicht, wenn man Monologe hält. Man soll sich als Gesprächspartner anbieten, das ist die Idee.“

Ehrenamt in Hamburg: Nicht jeder kann „Grüne Dame“ im Krankenhaus sein

Es sei ein herausforderndes Ehrenamt, das sicherlich nicht für jeden infrage komme. „Man ist mit seiner eigenen Endlichkeit konfrontiert, das kann nicht jeder gut ertragen.“ Sie selbst könne sich aber keine schönere Aufgabe vorstellen, so Uschi Kruse, die in ihrer Freizeit gern im eigenen Schrebergarten buddelt und entspannt.

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Kürzlich erst habe sie auf der Straße einen Herrn getroffen, den sie zunächst gar nicht erkannt habe. „Aber er war so freundlich, rannte gleich auf mich zu und sagte: Die Gespräche mit Ihnen habe mir damals im Krankenhaus so geholfen. Ich bin überzeugt, dass ich dadurch schneller genesen bin.“