Hamburg. In 22 Tagen eine Immobilie komplett modernisieren – dafür hat Bauingenieur Ronald Meyer ein Verfahren entwickelt. Wie das geht.

  • Sanierungssprint heißt ein neues Verfahren der Hamburger Firma Renaldo, mit dem Häuser in 22 Tagen modernisiert werden können.
  • Bauingenieur Ronald Meyer kam durch MItwirken in TV-Formaten auf die Idee.
  • Das Prinzip wurde schon erfolgreich in Duvenstedt und Rahlstedt angewendet, jetzt ist ein Haus in Alsterdorf dran.

Und, musst du viel machen? Das ist wohl eine der häufigsten Fragen, die man gestellt bekommt, nachdem man ein Haus in Hamburg gekauft hat (kommt gleich nach: Wie kannst du das bezahlen?!). Eine Immobilie zu sanieren ist eine heikle Angelegenheit. Die Kosten lassen sich nur bedingt abschätzen, weil eigentlich immer etwas Unvorhergesehenes dazwischen kommt. Und dann muss man ja auch erstmal zeitnah Handwerker und Material bekommen.

Einen handelsüblichen 60er- oder 70er-Jahre-Bau einmal komplett zu modernisieren, dauert in der Regel ein halbes Jahr bis Dreivierteljahr. Wenn es gut läuft. Vor diesem Hintergrund klingt die Ansage von Ronald Meyer geradezu tollkühn: Der Bauingenieur saniert Altbauten – in 22 Tagen.

Haus sanieren in Hamburg: Bis zu 20 Handwerker gleichzeitig in einer Immobilie

Sanierungssprint nennt Meyer dieses innovative Prinzip. Und dass es tatsächlich funktionieren kann, hat der Leipziger, dessen Firma Renaldo in Hamburg sitzt, bereits unter Beweis gestellt. Im vergangenen Herbst haben er und sein Team eine 125 Quadratmeter große Doppelhaushälfte in Duvenstedt auf Vordermann beziehungsweise Effizienzhaus-Standard 70 gebracht. Inklusive neuer Fenster, Haustechnik und Bäder, gedämmter Fassade, Dachausbau, PV-Anlage und Wärmepumpe statt Ölheizung.

Jule Bleyer, Teamleitung Hamburg, schreibt über den Immobilienmarkt in dieser Stadt.
Jule Bleyer, Teamleitung Hamburg, schreibt über den Immobilienmarkt in dieser Stadt. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Wie das geht? Durch eine „stundengenaue Koordinierung aller beteiligten Handwerker“, sagt Sanierungscoach Meyer. So waren in Duvenstedt bis zu 20 Handwerker von bis zu sechs unterschiedlichen Gewerken gleichzeitig im Haus. Insgesamt hatten mehr als 80 Personen von 17 Firmen ihre Finger im Spiel. So konnten im Schnitt rund 80 Arbeitsstunden pro Werktag absolviert werden.

Bauingenieur mit Hamburger Firma kam durch TV-Formate auf die Idee des Sprintverfahrens

Dachdecker, Fensterbauer, Experten für Wärmedämmung, Heizung, Sanitär, Elektro, Lüftung, Maler, Trockenbauer, Fliesenleger, Gerüstbauer – alle gleichzeitig am Start. Was ziemlich wuselig und schwer überschaubar klingt, ist laut Meyer nur eine Frage der Planung: „Es gab keinen Stress, weil jeder wusste, was der andere tut“, sagt er. Zudem gebe es einen entscheidenden Vorteil: „Falls Fehler passieren, fallen diese direkt auf.“

22 Tage Sprintbaustelle
Ronald Meyer (r.), Geschäftsführer der Renaldo GmbH, hat das Verfahren des Sanierungssprints entwickelt, mit dem er Altbauten in wenigen Wochen komplett modernisiert. So wie gerade den Rotklinker von Eva Wenning, hier mit den Töchtern Lea und Philippa (l.) und ihrem Mann Rainer. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Auf die Idee kam der 60-Jährige durch sein Mitwirken in verschiedenen TV-Formaten, vor allem „Zuhause im Glück“. Das Prinzip war ähnlich, die Bewohner wurden für eine Woche in einem Hotel einquartiert, und in der Zeit rückte eine Handwerker-Patrouille an, die das Zuhause in einem Rutsch schön machte. „Das habe ich ins wahre Leben übertragen“, sagt Meyer.

Haus sanieren in Hamburg: Aktuell wird ein Altbau in Alsterdorf komplett modernisiert

So lief es auch im Juli in einem Reihenhaus in Rahlstedt. Allein ein Krankheitsfall unter den Dachdeckern am letzten Tag sorgte dafür, dass der Plan nicht ganz eingehalten werden konnte. Statt 22 dauerten die Arbeiten 26 Werktage. Alle, die gerade eine normale Haussanierung durchmachen können über so eine „Verzögerung“ nur herzhaft lachen.

22 Tage Sprintbaustelle
Das Haus in Alsterdorf wird komplett entkernt und auf einen modernen Standard gebracht. So sieht nach den ersten Tagen auf der Sprint-Baustelle in Hamburg aus. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Aktuell sprintet Ronald Meyer durch ein neues Projekt, ein Rotklinker aus dem Jahr 1933 in Alsterdorf. Die Eigentümer sind Eva und Rainer Wenning, und sie wohnen derzeit nur 500 Meter weit weg in einem Neubau-Townhouse. Doch ein solcher Altbau war schon immer ihr Traum. Eigentlich sei so etwas nicht leistbar, so Rainer Wenning. Zum einen der immense zeitliche Aufwand, zum anderen eine notwendige Zwischenfinanzierung mit sechs bis sieben Prozent Zinsen für die Dauer einer monatelangen Sanierung. „Wir hätten uns das nicht zugetraut“, sagt Wenning, dem auch der Erhalt eines alten Rotklinkers am Herzen liegt.

Immobilien Hamburg: Sanierung soll noch schneller gehen – durch Routine bei Handwerkern

Doch dann hörten sie von Ronald Meyer. Und haben jetzt einen konkreten Plan. Inklusive Einzugsdatum. Auch wenn der Weg vom Altbau, in dem seit gut 50 Jahren nicht mehr viel gemacht wurde, bis zu einem Haus mit Neubaustandard bei ihnen ausnahmsweise 32 Werktage dauern soll, da es sich um ein Haus mit deutlich mehr Quadratmetern und einer durch den Rotklinker anders gearteten Dämmung handelt. Sprint mit Puffer sozusagen. Oder wie Meyer sagt: „Wir machen das mal ein bisschen entspannter.“

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Dabei soll es in absehbarer Zeit alles noch schneller gehen. Ziel ist, das Verfahren zu optimieren. Und zwar, indem immer dasselbe Team zusammenarbeitet, und das am besten stets in derselben Art von Objekten. „Häuser aus den 60ern und 70ern sind oft typengleich, haben ähnliche Grundrisse und Materialien“, sagt Sanierungscoach Meyer. Bedeutet: viel Routine, noch mehr Zeitgewinn und geringere Kosten. Aktuell seien diese so hoch wie bei einer normal dauernden Sanierung. Wenn die Wennings in fünf Wochen in ihr Haus ziehen können, ist das für sie aber vermutlich unbezahlbar.