Hamburg. Sehr viele Graugansfamilien tummeln sich auf den Wiesen an Alster und in Hamburger Parks. Warum sie besonderen Schutz brauchen.

  • Graugansfamilien versammeln sich an der Alster und in Grünanlagen
  • Noch bis Juni sind die Wildvögel flugunfähig
  • Naturschützer bitten um Rücksicht

Graugänse bevölkern derzeit wieder Grünanlagen und Parks in Hamburg, darunter auch die Wiesen an der Alster in Hamburg-Nord und im Bezirk Eimsbüttel. Und das, obwohl die Gänse dort oft Stress ausgesetzt sind – bedingt durch Menschen und Hunde.

Und viele Parkbesucher wiederum sind genervt von der Anwesenheit der Gänse und den Hinterlassenschaften der Vögel auf den Liegewiesen, Spazier- und Radwegen. Doch im Moment benötigen die Vögel besonderen Schutz.

Alster Hamburg: Die geselligen Gänse versammeln sich mit mehreren Familien

Wer derzeit durch Parks und Grünanlagen spaziert, sieht Scharen von Graugänsen, die sich auf wassernahen Wiesen versammeln. Dort finden sie nämlich Schutz, ähnlich wie in Mooren und Sumpfgebieten. „Hier können die flugunfähigen Küken und ihre mausernden Eltern zwischen Wasser, Schilfgürtel und Wiese hin- und herlaufen“, erklärt Lea-Carina Mendel, Artenschützerin der Deutschen Wildtier Stiftung mit Sitz in Hamburg-Eppendorf. In Zukunft wird die Deutsche Wildtier Stiftung 4000 Quadratmeter im Roots beziehen, Deutschlands höchstem Holzhaus.

Auf den Wiesen wie etwa an der Alster in Hamburg gibt es momentan viele Graugansküken.
Auf den Wiesen wie etwa an der Alster in Hamburg gibt es momentan viele Graugansküken. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

In den vergangenen Wochen wurden die Graugansküken geboren – Gössel genannt. Meist grasen gleich mehrere Gänsefamilien gemeinsam. Denn Gänse sind gesellig und warnen sich gegenseitig vor Gefahren.

Graugänse sind noch einige Wochen lang flugunfähig – Naturschützer appellieren

Aber warum fliegen die Gänse nicht hoch bei Gefahr? Der Grund: Die Wildvögel befinden sich in der Mauser, die ab Mitte Mai beginnt. Dabei verlieren Graugänse ihre Schwungfedern. Die neuen Schwingen wachsen etwa neun Millimeter pro Tag. Bis das Gefieder vollständig erneuert ist, dauert es etwa fünf Wochen. So lange sind die Vögel flugunfähig.

Graugänse sind derzeit in der Mauser und daher flugunfähig. Sie benötigen momentan besonderen Schutz. Naturschützer in Hamburg fordern Rücksichtnahme.
Graugänse sind derzeit in der Mauser und daher flugunfähig. Sie benötigen momentan besonderen Schutz. Naturschützer in Hamburg fordern Rücksichtnahme. © nightsphotos - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Die Deutsche Wildtier Stiftung bittet daher um Rücksicht: „Während der Mauser sollten die Tiere nicht aufgescheucht werden. Sonst entsteht unnötiger Stress und viel Durcheinander in der sozialen Gänsegruppe“, sagt Mendel. „Die Küken werden dann noch leichter zur Beute von Möwen, Krähen oder nicht angeleinten Hunden.“

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Wie immer gilt: In der Brut- und Setzzeit müssen Hunde an der Leine bleiben. Sonst könnten selbst einzelne Elternvögel gerissen werden, die sich gerade in der Mauser befinden. Grundsätzlich gibt es in Hamburg laut Umweltbehörde zu viele Graugänse.

Alster Hamburg: Graugänse können sich mit Bissen und Flügelschlägen wehren

Den Wildvögeln zu nahe zu kommen, ist übrigens nicht ohne Risiko: Ausgewachsene Graugänse sind durchaus wehrhaft und können mit einem gezielten Schwingenschlag oder einem kräftigen Biss angreifen. Wie für alle Wildtiere gilt zudem: bitte nicht füttern.

Sobald die Vögel wieder fliegen können, verlassen die Graugänse die städtischen Parks und Grünanlagen. Ist die Mauser vorüber, zieht ein Teil der Graugänse ins Umland oder noch weiter – beispielsweise Richtung Skandinavien.