Die meisten der 128 Wohnungen im Roots sind schon verkauft. Doch einige gibt es noch. Ein ungewöhnlicher Mieter zieht ein.
- Deutschlands höchstes Holzhaus Roots in der HafenCity wächst nach Plan
- Die meisten der 128 Wohnungen sind bereits verkauft
- Doch einige Interessenten machten auch einen Rückzieher
Hamburg. Die östliche HafenCity ist aktuell eine Großbaustelle. Dort werden zahlreiche neue Gebäude entwickelt, darunter der 245 Meter hohe Elbtower, der allerdings erst Ende 2025 bezugsfertig sein wird. Schon viel weiter ist da eine spektakuläre Projektentwicklung an der Versmannstraße.
In der neunten Etage steht Fabian von Köppen, so hoch ist der Rohbau vom Roots (deutsch: Wurzeln) bereits gewachsen. Das Treppenhaus erstreckt sich schon bis in die 14. Etage. Der Geschäftsführer der Garbe Immobilien-Projekte, die ihren Firmensitz nur fünf Gehminuten entfernt hat, befindet sich auf der Loggia und begutachtet die Fassade, die ist aus Holz. Und damit wären wir beim Thema.
HafenCity: Deutschlands höchstes Holzhaus wächst nach Plan
Denn irgendwie ist bei diesem Neubau alles aus diesem Material: Denn hier entsteht Deutschlands höchstes Holzhaus. „Wir werden rund 5500 Kubikmeter Holz verbauen. Das beziehen wir aus Österreich, beinahe täglich bringen Lkw Nachschub“, sagt von Köppen beim exklusiven Ortstermin mit dem Abendblatt und zeigt auf die Innenwand. „Die Holzplatten auch für die Fassade werden montagefertig geliefert und müssen dann nur zusammengebaut werden. Das funktioniert wie bei Legosteinen und macht das Bauen einfacher und schneller.“
Auch die Decken sind aus Holz. Nur die Tiefgarage mit 180 Stellplätzen und das Erdgeschoss sind aus Beton gefertigt, ebenso das Treppenhaus, aber ansonsten wird vor allen Dingen Fichte verbaut. „Holz ist nachhaltig und zudem leichter, deshalb können wir hier auch vier Etagen mehr bauen, als wenn wir nur mit Beton arbeiten würden.“ Was hier insgesamt an Holz verbaut wird, wächst in deutschen Wäldern innerhalb von 23 Minuten nach, weiß der Immobilienexperte zu berichten.
128 Eigentumswohnungen, die einen Rundumblick über die Elbe, die Innenstadt und die HafenCity inklusive Elbphilharmonie bieten, entstehen in dem 65 Meter hohen Gebäude. „Wir haben seit dem Vertriebsstart im November 2020 bereits 119 Wohnungen verkauft. Bedingt durch die gestiegenen Zinsen und die Inflation war die Nachfrage in den vergangenen Monaten etwas verhaltener, und einige potenzielle Käufer sind sogar abgesprungen. Aber wir werden sicherlich bis zur Fertigstellung alle Einheiten veräußert haben“, sagt von Köppen.
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Die Wohnungen sind zwischen 50 und 122 Quadratmeter groß, haben zwei bis vier Zimmer und kosten durchschnittlich um die 10.000 Euro pro Quadratmeter. In den obersten Etagen sind es bis zu 14.000 Euro pro Quadratmeter. Die gute Nachricht, und das ist in der aktuell angespannten Lage auf dem Immobilienmarkt nicht selbstverständlich: „Wir liegen im Zeitplan, und im ersten Quartal 2024 sollen hier die ersten Bewohner einziehen.“
Ergänzt wird das 19-stöckige Hochhaus durch einen weiteren Bau mit sieben Etagen. Dort entstehen 53 öffentlich geförderte Mietwohnungen mit zwei bis fünf Zimmern, die zwischen 40 und 120 Quadratmeter groß sind und ab 6,80 Euro kalt kosten. Die Mieter müssen einen Berechtigungsnachweis erbringen.
„Die Mietwohnungen werden wir nach der Fertigstellung anbieten. Wir haben bei ähnlichen Projekten die Erfahrung gemacht, dass es eine große Nachfrage nach günstigem Wohnraum, vor allem in einem so attraktiven Stadtteil wie der HafenCity, gibt.“
Höchstes Holzhaus: Ungewöhnlicher Mieter in der HafenCity
Für die Mieter und Eigentümer steht ein 600 Quadratmeter begrünter Innenhof und ein Yogaraum mit Terrasse zur Verfügung. Zudem wird die Deutsche Wildtier Stiftung 4000 Quadratmeter im Roots beziehen. Im Erdgeschoss soll auf 2000 Quadratmetern eine Ausstellung, die sich mit den Themen Natur und Artenschutz beschäftigt, einziehen. Außerdem soll die Fläche für ein Restaurant mit Terrasse und Elbblick genutzt werden, in der ersten Etage ziehen Büros der Stiftung ein.
Allerdings – und das ist den allgemein gestiegenen Baukosten geschuldet – muss der Bauherr auch bei Roots tiefer in die Taschen greifen als geplant. Anstatt der kalkulierten 140 Millionen Euro wird die Projektentwicklung nach Abendblatt-Informationen rund 150 Millionen Euro kosten.
Höchstes Holzhaus: „Es war für uns auch ein Experiment“
Trotzdem zieht von Köppen eine positive Zwischenbilanz. „Es war für uns auch ein Experiment, Holz in so einer Größenordnung zu verbauen. Das Gebäude hat immerhin rund 19.660 Quadratmeter Mietfläche. Aber es läuft rund, und wir werden weiter mit diesem Rohstoff arbeiten.“
Im Abendblatt-Gespräch berichtet von Köppen von einem weiteren Großprojekt in Köln. „Wir haben die ehemalige RWE-Zentrale im Stadtteil Lindenthal erworben.“ Noch sind dort die Büros des Energieversorgers untergebracht. Das Unternehmen wird 2025 ausziehen, und dann soll es losgehen.
„Wir wollen auf einer Mietfläche von 32.000 Quadratmetern rund 385 Seniorenwohnungen mit großzügigen Allgemeinflächen schaffen.“ Das markante 70er-Jahre-Gebäude wird stehen bleiben, aber „wir werden das Haus bis auf die Hülle zurückbauen und mit einer Holzfassade ausstatten.“
HafenCity: Wann die ersten Bewohner einziehen sollen
Im Bereich „Senior Living“ ist die Garbe Immobilien-Projekte übrigens auch in der HafenCity aktiv. Auf dem Areal des noch im Bau befindlichen neuen Viertels Westfield Hamburg-Überseequartier entstehen unter dem Namen „Vilvif“ 186 „speziell für Best Ager konzipierte Mietwohnungen. Außerdem gibt es Service- und Gemeinschaftsflächen und ein öffentliches Restaurant sowie einen Spa- und Fitnessbereich.“
Dort sollen im ersten Quartal 2024 die ersten Bewohner einziehen. Und demnächst wollen von Köppen und sein Team ein neues Produkt mit dem Namen „re:sponz“ vorstellen. „Wir haben ein fünfgeschossiges Holzfertighaus entworfen, und als Zielgruppe dafür sehen wir kommunale Wohnungsbaugesellschaften. In Hamburg werden wir zum Beispiel die Saga ansprechen.“