Hamburg. Die Betreiber René Kurth und Sven Germann kostete die Sanierung Nerven und viel Geld. Was sich für die Kunden ändern wird.
Die gute Laune ließen sich Sven Germann und René Kurth am Sonntag auch durch die kräftigen Gewitterschauer über Hamburg nicht vermiesen. „Wir sind gerade einfach glücklich“, sagten die beiden Betreiber der Alsterperle unisono. Seit knapp einer Woche freuen sich die beiden Gastronomen über die Fertigstellung der Sanierung des beliebten Traditionslokals.
„Zu 99 Prozent ist alles erledigt. In der kommenden Woche wird noch die Schankanlage in Betrieb genommen. Im Moment gibt es nur Flaschenbier bei uns. Das ist immer ein ganz schönes Geschleppe. Ab kommendem Wochenende gibt es aber wieder Fassbier bei uns“, sagt Kurth.
Alsterperle: Traditionslokal in Hamburg hatte schweren Wasserschaden
Hinter Germann und Kurth liegt ein wahrer Umbau-Albtraum. Schwerer Wasserschaden, Baumwurzeln, die sich in Leitungen gefressen haben, permanent überschwemmte Toiletten, Pissoirs, die von den verfaulten Wänden fielen. Eigentlich sollten im vergangenen Oktober nur die in die Jahre gekommene WC-Anlage erneuert werden, doch der Wasserschaden hatte sich auf den Verkaufsraum ausgedehnt. Der GAU für die Gastronomen.
Als die Baumaßnahmen endlich losgehen konnten, gab es Probleme mit Handwerkern, die von außerhalb kamen, wegen der Sperrungen durch die Bauernstreiks aber nicht zur Alster kommen konnten. „Hinzu kam noch der Wintereinbruch, der Bahnstreik, durch den es Probleme gab, an Baumaterial zu kommen. Es griff einfach kein Rädchen ins nächste. Es war zum Verrücktwerden“, sagt Germann.
Die vergangenen sechs Monate haben das Duo viel Schlaf, Nerven – vor allem aber auch Geld gekostet. Durch Umsatzeinbußen, die Errichtung eines neuen Lagers, Erneuerung der Technik sowie Einlagerung von Inventar entstanden rund 100.000 Euro Schaden. Für die Kosten der Sanierung mussten Kurth und Germann nicht aufkommen, das wurde von der Stadtreinigung Hamburg als Vermieter der Immobilie übernommen.
Zwischenzeitlich versuchten die beiden Betreiber über einen Bierwagen Umsätze zu generieren. Außer die – wie es Kurth nennt – „schweineteuren“ Kosten für die Genehmigung, die sich nach Abendblatt-Informationen im vierstelligen Bereich belaufen haben, brachte dies aber nur wenig. „Wir haben den Wagen genau zu der Zeit aufgestellt, als das Schietwetter losging. Bei Regen, Sturm, Hagel und Schnee trinkt hier doch keiner etwas“, sagt Kurth.
Dass die entstandenen Kosten direkt an die Gäste weitergegeben werden, war für Germann und Kurth kein Thema. Die Preise, die erst im vergangenen Jahr angehoben wurden, bleiben konstant. Für die Kunden ändern sich nur die Öffnungszeiten. „Aus personellen Gründen öffnen wir nicht mehr um 8 Uhr, sondern erst um 10 Uhr“, sagt Germann.
Zuwegung an der Alster neu gestaltet – Terrasse erstrahlt in neuem Glanz
Angesichts des Ärgers ist der Anblick der frisch renovierten Anlage in diesen Tagen wie Balsam auf die geschundene Seele. „Wir haben jetzt modernste Technik, die der Kunde auf den ersten Blick nicht sieht, aber davon profitieren wird. Das Feedback unserer Kunden ist eigentlich zu 100 Prozent positiv“, sagt Germann.
Das dürfte auch an der frisch sanierten Toilettenanlage liegen, die ein besonderes Highlight hat. An der Wand ist ein Defibrillator montiert, für den Fall, dass jemand beim Spaziergehen oder Joggen einen Herzstillstand erleidet. „Es ist uns wichtig, dass das in den Köpfen der Leute ist, dass wir hier an der Alster so etwas haben“, sagt Kurth.
Zudem verfügt die Alsterperle nun über ein genderneutrales WC. „Das Licht dort drinnen wird über Bewegung gesteuert, sodass wir hoffentlich etwas Strom sparen“, sagt Germann. So ganz funktioniert die neue Lichtsteuerung aber noch nicht. „Im Moment ist es so, dass wenn Menschen die Toilette betreten, geht das Licht aus. Was man nicht sieht, muss man eben erfühlen“, scherzt Kurth und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Was ist schon ein wenig Dunkelheit im stillen Örtchen, wenn man sechs Monate lang schlaflose Nächte wegen der Sanierung hatte?
Alsterperle: Betreiber freuen sich über neue Sitzbänke am Wasser
Jetzt erfreuen sich Germann und Kurth einfach ihrer „neuen“ Alsterperle, die auch für die Gäste viel komfortabler zu erreichen ist. Das liegt vor allem auch an der neuen Zuwegung. Zwischen Schwanenwik und Uhlenhorster Fährhaus wurde bereits ein Großteil der Wege erneuert.
Von den massiven Baumwurzeln, die jahrelang fiese Stolperfallen darstellten, ist nichts mehr zu sehen. Im Zuge der Arbeiten an den Fußwegen wurde auch die Terrasse der Alsterperle neu gestaltet. Die nun rechteckige Außengastronomie liegt nicht mehr leicht erhöht, sondern auf einer Ebene mit dem Wanderweg. Vor dem Lokal wurde zudem ein neues, großzügiges Beet bepflanzt. Vor dem Gebäude wurden Fahrradbügel aufgestellt, damit die Räder sicher angeschlossen werden können, während man etwas isst oder trinkt. Zuletzt hatten Gäste bemängelt, dass nach dem Umbau weniger Terrassenplätze zur Verfügung gestanden hätten. Das war allerdings nur temporär so. Nachdem ein Schuppen versetzt wurde, stehen wieder die gewohnten 50 Plätze zur Verfügung.
Vor der Alsterperle wurden sieben neue Sitzbänke aufgestellt, die einen tollen Blick über die Alster ermöglichen. Diese gehören zwar offiziell nicht zur Alsterperle, doch viele Gäste setzen sich dort mit einem Kaltgetränk hin. „Vor allem der Blick auf den Sonnenuntergang ist wunderschön. Der Panoramablick auf die Stadt ist schon einzigartig“, sagt Germann, dessen Geschäftspartner Kurth ihm nur zustimmen kann. „Es ist so schön geworden. Der Sommer kann kommen. Und er darf gerne bis Weihnachten bleiben.“
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Bis Heiligabend soll die Einweihungsfeier von Sven Germann und René Kurth aber nicht warten. „Wir haben es einfach noch nicht geschafft. Aber sobald unser Grill angeschlossen ist, holen wir das nach. Diese Feier haben wir uns verdient“, sagt Kurth.