Hamburg. Erst kürzlich standen Kunden überraschend vor verschlossenen Türen. Mitte April verstarb der Inhaber. Die neueste Entwicklung.
Die Wäscherei gehört zu den bekannten Unternehmen der Stadt, weit über Hamburgs Grenzen hinaus. Ungewöhnliche Einrichtungsideen, schrille Partys, verkleidete Mitarbeiter – damit hat sich das Möbelhaus mit Hauptsitz in der City Nord einen Namen gemacht.
Doch nun gibt es schlechte Neuigkeiten: Die Wäscherei hat einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Sie ist in finanzielle Schieflage geraten.
Die Wäscherei: Lage des Hamburger Möbelhauses wird auf Prüfstand gestellt
Vorläufige Insolvenzverwalterin des Interior-Spezialisten ist Jennie Best von der Kanzlei Reimer Rechtsanwälte aus Hamburg. Die Anwältin prüft mit einem Expertenteam nun zunächst die wirtschaftliche Situation der Firma.
„Vorrangiges Ziel des Insolvenzeröffnungsverfahrens ist es, eine nachhaltige Sanierung des Unternehmens zu ermöglichen. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen erfolgen, wie etwa die Fortführung des Geschäftsbetriebs, die Entwicklung eines Sanierungsplans oder die Suche nach Investoren“, sagt Jennie Best.
Hamburger Einrichter: Geschäft bleibt für die Kunden geöffnet
Im Falle der Wäscherei werde der Geschäftsbetrieb „uneingeschränkt fortgeführt“. Die Löhne und Gehälter sind dabei durch das Insolvenzgeld abgesichert, sodass die 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keine unmittelbaren finanziellen Einbußen zu befürchten haben, ergänzt die Juristin.
Bereits vergangene Woche hatte die Firma für Verwunderung bei den Kunden gesorgt, da das Geschäft kurzfristig am Freitag und Sonnabend (17. und 18. Mai) geschlossen blieb. „Aus Krankheitsgründen“, hatte das Einrichtungshaus zuvor zur Ursache der Schließung mitgeteilt.
Die Wäscherei in Hamburg: Möbelhaus in City Nord war geschlossen
„Die Wäscherei ist wieder ganz normal geöffnet“, sagte Till Führer von dem Möbelhaus am Dienstag auf erneute Anfrage des Abendblatts. Wieder verwies das Unternehmen in diesem Zusammenhang nur auf Unpässlichkeit bei den Mitarbeitern.
„Wir hatten eine Krankheitswelle in unserem Kassenteam. Und ohne die Kasse konnten wir das Geschäft leider nicht öffnen“, hieß es jetzt von dem Möbelgeschäft. „Wir hätten das wirklich gerne vermieden, aber am Ende des Tages blieb uns nichts anderes übrig.“
Möbelhaus in Hamburg: Wäscherei ohne neue Geschäftsführung
Nicht nur in der Belegschaft und bei den Finanzen, auch in der Führung gibt es derweil Herausforderungen für den Einrichter. Mitte April war der Gründer und Chef der Wäscherei, Michael Eck, im Alter von 71 Jahren verstorben.
Das Möbelhaus agiert seitdem ohne eine neue Leitung. Doch durch die Insolvenz hat nun Anwältin Jennie Best das Ruder übernommen. „Derzeit können wir noch keine konkreten Aussagen zur langfristigen Perspektive des Unternehmens machen“, ergänzt die Insolvenzexpertin zur Lage des Händlers. Mehr Klarheit gebe es erst in den nächsten Wochen oder Monaten.
Hamburger Wäscherei insolvent: Diese Rechte haben Kunden
Für Kundinnen und Kunden bringt eine mögliche Insolvenz mit sich, dass ein Kauf mit Risiken behaftet ist. „Fraglich ist, was mit der Gewährleistung passiert“, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Der zweijährige Anspruch auf Gewährleistung verfalle, wenn das Unternehmen dann möglicherweise nicht mehr existiere.
Anders laufe es mit der Herstellergarantie. Diese gelte unabhängig vom Händler: „Der Hersteller ist in diesem Falle in der Pflicht, er muss einen etwaigen Schaden reparieren, etwa wenn der Fuß an einem fast neuen Bett abbricht“, sagte Julia Rehberg. In jedem Fall sollten Kunden sich nicht auf Vorkasse einlassen. „Doch das gilt grundsätzlich“, sagt die Verbraucherschützerin, unabhängig von der finanziellen Lage des Händlers.
Wäscherei: Unternehmen aus Hamburg stand für individuelles Wohnen
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Wäscherei haben sich erst in jüngerer Zeit offenbart. Unter Ecks Ägide hatte sich der Anbieter anfangs bestens etabliert und zum Inbegriff individuellen Wohnens entwickelt.
Doch 2023 sei die Nachfrage „drastisch gesunken“, sagte Eck im Dezember vergangenen Jahres in einem Interview im „Magazin der Handelskammer Hamburg“. Als Grund für das mangelnde Kundeninteresse führte der Design-Liebhaber „die allgemeine politische Situation“ an.
Hamburger Möbelhaus: Gestartet war die Wäscherei am Osterbekkanal
Vor gut 25 Jahren hatte Michael Eck das Unternehmen in einem alten Industriegebäude am Osterbekkanal gegründet. Doch das Ensemble musste abgerissen werden, und so zog das Einrichtungshaus 2012 in die City Nord, an den Mexikoring. In dem gesichtslosen Umfeld hatte sich der Design-Spezialist anfangs schwergetan, doch dann fanden die Stammkunden, darunter Prominente wie Felix Jähn, Moritz Bleibtreu, Sylvie Meis und Ina Müller, wieder sehr zahlreich den Weg in Die Wäscherei.
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Vor zwei Jahren eröffnete zudem ein Ableger in der Hamburger Innenstadt. Auf diese Weise sollte auch das City-Publikum mit vielen auswärtigen Besuchern auf das ungewöhnliche Sortiment des Einrichtungshauses aufmerksam werden, hatte Eck gehofft.