Michael Ecks Möbelhaus gehört längst zu den bekanntesten Hamburgs. Wie es dazu gekommen ist und warum sich seine Mitarbeiter schminken.
Er gibt sehr selten Interviews, und dabei hat er viel zu erzählen: Michael Eck (69) hat vor 25 Jahren mit der „Wäscherei“ ein Möbelhaus gegründet, das längst zu den bekanntesten in der Stadt und darüber hinaus gehört.
Wie es dazu gekommen ist, warum sich seine Mitarbeiter verkleiden und schminken und wieso er dem Hamburger Ehrenbürger Helmut Greve sehr dankbar ist, erzählt der Unternehmer in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“.
Das sagt Michael Eck über seine Zeit vor der Gründung der „Wäscherei“:
„Ich hatte 15 Jahre lang mehrere Schallplattenläden, die in Hamburg eine bekannte Institution waren, die Firma Tractor. In meinem Geschäft an der Eppendorfer Landstraße habe ich damals die Möbel und Lampen teilweise selbst designt und dabei festgestellt, dass mich das noch mehr reizt als die Musik.“
… den für ein Möbelhaus ungewöhnlichen Namen und wie er entstanden ist:
„Mein Vater hatte eine Großwäscherei für Hotels und Krankenhäuser, weshalb viele glauben, dass der Name „Die Wäscherei“ daher stammt. Aber das stimmt nicht. In der Jarrestraße, in der ich mit meinem Möbelgeschäft gestartet bin, war nämlich auch eine Großwäscherei, und zwar genau die Konkurrenz meines Vaters. Daher kommt der Name. Das Gebäude war sehr schön, das Fabrikambiente in relativer Nähe zur Hamburger Innenstadt ideal für einen Laden, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Und der Name ist ein wenig der Zeit geschuldet, damals haben sich auch andere Geschäfte originelle und absurde Bezeichnungen gegeben, aus denen man nicht gleich ablesen konnte, was es dort zu kaufen gab.“
… geschminkte und kostümierte Verkäuferinnen und Verkäufer:
„Ich hatte mir überlegt, dass der Kassenbereich in einem Möbelgeschäft extrem wichtig ist, nicht nur, weil die Leute hier bezahlen müssen, sondern auch, weil es das Letzte ist, was sie sehen, bevor sie wieder nach Hause fahren. Deshalb wollte ich diesen Bereich wie eine Bühne gestalten, mit einem DJ, mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die kostümiert und geschminkt sind. Wir haben damals die Kostüme selbst hergestellt, zum Teil machen wir das heute noch. Für einige männliche Mitarbeiter war es in der Anfangszeit ein wenig strange, vor der Arbeit geschminkt zu werden, aber relativ schnell fanden es alle cool, auch weil wir damit gegenüber den Kunden eine besondere Wertschätzung zum Ausdruck gebracht haben und immer noch bringen.“
… den (schwierigen) Umzug von der Jarrestraße in die City Nord und sein besonderes Verhältnis zu Hamburgs Ehrenbürger, dem Immobilienunternehmer Helmut Greve:
„Es war bekannt, dass wir eines Tages den Standort in der Jarrestraße verlassen mussten, weil unser Grundstück dort zu den am stärksten verseuchten in Deutschland gehörte. Als es so weit war, dass unser Gebäudekomplex abgerissen wurde, und klar war, dass wir dorthin nicht würden zurückkehren können, habe ich mir verschiedene Objekte angeguckt, zum Beispiel in Bahrenfeld. Aber das Richtige war nicht dabei. Und dann hat Professor Greve mit mir Kontakt aufgenommen, der ein strategisches und politisches Interesse hatte, die City Nord neu zu beleben.
Ich habe mir dann auch das Objekt, das er mir dort angeboten hat, angesehen und sofort abgelehnt. Es war schwer vorstellbar, dass in diesem 70er-Jahre-Gebäude, das sehr verschachtelt und kleinteilig strukturiert war, ein Möbelhaus entstehen könnte. In einem Gespräch mit Professor Greve habe ich Umbauten gefordert, die mir so groß erschienen, dass ich niemals gedacht hätte, dass er ihnen zustimmt. Aber er hat das Gebäude komplett so umgebaut, wie ich mir das vorgestellt hatte. Es ging um große Investitionen, und er wie ich sind damit ein Risiko eingegangen. In den ersten zwei, drei Jahren wurde der Standort der Wäscherei auch schwer angenommen, erst danach waren wir auch dort wieder erfolgreich. Das war keine leichte Zeit, und ich war froh, den Professor immer hinter mir zu wissen.“
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… die Frage, warum es von der Wäscherei trotz des Erfolges nur ein Geschäft gibt:
„Überlegungen waren da, und wir haben auch sehr viele Firmen und Franchisesysteme gehabt, die uns angesprochen haben, ob es nicht weitere Ableger der Wäscherei geben könne. Aber ich habe immer gesehen, dass bei Unternehmen, die stark expandiert sind, die Qualität in der Regel nachgelassen hat. Es ist typisch deutsch, dass man, wenn man ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt hat, dieses gleich ausweiten muss. Mir ist es wichtiger, dass wir einen Standort entwickelt haben, den möglichst viele Menschen kennen und zu dem sie fahren, wenn sie Möbel suchen.“
… die Zukunft der Hamburger Innenstadt:
„Die Innenstadt ist für Einzelhändler absurderweise durch die Corona-Phase interessanter geworden, weil dort nicht mehr extrem hohe Mieten genommen werden können, die sich keiner leisten kann. Darin steckt eine Chance. Ich wäre nie mit zwei kleinen, neuen Geschäften in die Hamburger Innenstadt gegangen, wenn wir dort keine interessanten Angebote erhalten hätten. Nach und nach haben immer mehr Möbelgeschäfte in der City eröffnet, die Bewegung ist da, und das tut der Innenstadt gut, die viele schon totgesagt haben.“
… sein Lieblingsmöbelstück:
„Ich liebe es, Sofas einzukaufen und selbst zu designen. Polstermöbel sind meine Leidenschaft, und sie sind auch die große Stärke der Wäscherei. Wir waren mit die Ersten, die niedrige und weiche Sofas propagiert haben, etwas, was heute ein allgemeiner Trend ist. Am Anfang war das für die Leute ungewohnt, heute wollen sie nicht mehr nur auf einem Sofa sitzen, das ist mehr oder weniger ein Lümmelplatz geworden. Übrigens sind im Moment sehr kräftige Farben für Sofas populär, sogar Gelb und Orange.“
… Küchen:
„Jeder sagt, dass Möbelhäuser den größten Umsatz und das beste Geschäft mit Küchen machen. Wir hatten auch mal ganz früher in der Jarrestraße Küchen im Angebot, aber das hat mich schnell gelangweilt, weil so eine Küche ein Jahr dort stand, ohne dass man an ihr etwas verändern konnte. Man kann damit bestimmt viel Geld verdienen, aber mich interessieren Küchen nun mal nicht.“
"Wäscherei"-Gründer über den fest angestellten Maler:
„Wir haben in der Wäscherei einen Maler, der den ganzen Tag nichts anderes macht, als Tapeten zu kleben oder Wände zu streichen, weil mal wieder irgendetwas zu langweilig geworden ist und verändert werden muss.“
Was wollten Sie als Kind werden und warum?
Politiker.
Was war der beste Rat Ihrer Eltern?
Reise so viel du kannst!
Wer war beziehungsweise ist Ihr Vorbild?
Ich habe kein Vorbild.
Was haben Ihre Lehrer/Professoren über Sie gesagt?
Er ist unkonzentriert und mit seinen Gedanken woanders – aber gut.
Wann und warum haben Sie sich für den Beruf entschieden, den Sie heute machen?
Vor circa 30 Jahren. Für Design habe ich mich schon immer interessiert, dann kam mir der Gedanke einer neuen Form des Einzelhandels.
Wer waren Ihre wichtigsten Förderer?
Prof. Helmut Greve.
Auf wen hören Sie?
Auf mich.
Wie wichtig war/ist Ihnen Geld?
Geld ist wichtig, um seine Pläne zu verwirklichen.
Duzen oder siezen Sie?
Das unterscheidet sich je nach Person.
Was sind Ihre größten Stärken?
Ideen und Kreativität.
Was sind Ihre größten Schwächen?
Ungeduld.
Welchen anderen Schriftsteller/Künstler würden Sie gern näher kennenlernen?
David Hockney.
Was würden Sie ihn fragen?
Woher er seine unfassbare Kreativität nimmt.
Wann haben Sie zuletzt einen Fehler gemacht?
Fehler sind nicht zu vermeiden, wenn man Risiken eingeht.
Welche Entscheidung hat Ihnen auf Ihrem Karriereweg geholfen?
Die Wäscherei zu übernehmen.
Wie viele Stunden arbeiten Sie in der Woche?
50 bis 60 Stunden.
Wie viele Stunden schlafen Sie (pro Nacht)?
7 bis 8 Stunden.
Wie gehen Sie mit Stress um?
Ich versuche Pausen einzulegen und Sport zu machen.
Wie kommunizieren Sie?
Per WhatsApp und per Mail.
Wie viel Zeit verbringen Sie an Ihrem Schreibtisch?
Circa 5 Stunden am Tag.
Wenn Sie anderen Menschen nur einen Rat für ihren beruflichen Werdegang geben dürften, welcher wäre das?
Nur etwas zu machen, für das man brennt.
Und zum Schluss: Was wollten Sie immer schon mal sagen?
Dass die Totsagung der Hamburger City so nicht stimmt.