Hamburg. Der Kult-Möbelladen hat zwei neue Shops im Hamburger Hof und nimmt weitere Standorte in Norddeutschland ins Visier.
Michael Eck hat mitten in seiner neuen Sitzlandschaft Platz genommen. Selber ein Blickfang, im gelb-schwarz karierten Anzug, sitzt der 69-Jährige auf einer grauen Eckkombination. Knapp 7000 Euro kostet das gute Stück – und es ist typisch für die Modelle, die der Chef des bekannten Möbelhauses Die Wäscherei jetzt auch in der Innenstadt anbietet.
Mit einem neuen Geschäft für die Edelmarke Bullfrog, eine Manufaktur für Polstermöbel sowie passende Tische und Textilien aus dem Fränkischen, will der Designspezialist auf sich aufmerksam machen. Der neue Shop im Hamburger Hof, der soeben eröffnet hat, soll die Funktion eines Schaufensters für die Wäscherei bekommen, die besondere Einrichtungsideen auf mehr als 8000 Quadratmetern in der City Nord bietet.
Möbelhaus Die Wäscherei wagt sich in die Hamburger City
Schon im Winter hatte Eck nebenan, ebenfalls in der Passage an der Binnenalster, mit „My Mexiko City X Die Wäscherei“, einen mehr auf günstigere Accessoires wie Beistelltische oder Lampen spezialisierten Laden eröffnet. Hier hängen bunte Neonleuchten an den Wänden, Tapeten in Tropenoptik und Gefäße aus Zement zeigen zudem die neuen Trends in der Einrichtung. Aus diesem 500 Quadratmeter großen Pop-up-Store wird nun ebenfalls ein fester, für mehrere Jahre gemieteter Außenposten des Hauptgeschäfts in Winterhude.
Mit den beiden, nun langfristig angelegten Shops in 1a-Lage wagt Michael Eck zum ersten Mal den Schritt in die City. Er profitiert dabei von gesunkenen Mieten. Beispiel: Eine Immobilie am Jungfernstieg, die Eck ebenfalls angeboten bekommen hatte, kostet nun 20 Prozent weniger als vor der Pandemie. „Es war schon vorher unser Wunsch, in die Innenstadt zu gehen, doch bisher nicht wirtschaftlich“, sagt Eck, der selbst in Groß Borstel lebt.
Auch Annika Saß vom Hamburger Passagenviertel freut sich über die Neuansiedlung: „Die Hamburger Innenstadt wird wieder bunter und ausgefallener. Das Konzept von My Mexiko City und der Wäscherei geht genau in diese Richtung. Wir freuen uns sehr, mit diesem Design-Store das Passagenviertel rund um das Alsterhaus um eine Inspiration reicher zu machen.“
Die Wäscherei nimmt weitere Standorte in Hamburg ins Visier
Die niedrigeren Mieten in diesem Teil der Innenstadt entfalten eine Sogwirkung auf mehrere Möbelhäuser. Nach der Wäscherei eröffnet um die Ecke Westwing, ein Onlinehändler für Tische, Teppiche oder Tapeten. Zudem macht die skandinavische Marke „Møbler“ mit riesigen Plakaten an einem Schaufenster nahe dem Gänsemarkt auf die baldige Eröffnung aufmerksam – und auch Hardeck, Home 24 und Clic (ehemals Stilwerk) haben sich vor Kurzem in der City angesiedelt.
Die Wäscherei nutzt die Gunst der Stunde nicht nur, um mit den neuen Läden in der Passage mögliche Kundschaft auch in das nicht in typischer Flanierlage gelegene Hauptgeschäft zu locken. Es soll zudem erstmals ein kleineres, „besser multiplizierbares Konzept“ getestet werden. „Wir denken an weitere Standorte“, sagt Eck. In Hamburg könnten dies Altona oder das Überseequartier sein, aber auch an Hannover und Lübeck denkt man.
Eck hatte „My Mexiko City X Die Wäscherei“ zunächst nur als „Testballon“ eröffnet, aber dann die Erfahrung gemacht, dass sich die City nach der Pandemie wieder belebt. „Die Passage war tot. Doch jetzt ist die Frequenz besser geworden. Die Stadt ist wieder extrem voll“, freut sich der Gründer, der hier auch kaufkräftige Kunden aus Städten wie Düsseldorf oder Frankfurt begrüßt, die eigens für die neuen Shops nach Hamburg kommen.
Wie Die Wäscherei zu ihrem Namen kam
Schließlich fänden sie daheim keine vergleichbaren Möbelhäuser, so Eck. Die Wäscherei setzt auf Wohnwelten, die internationale Trends abbilden, auf kostümierte Verkäufer, auf ungewöhnliche Accessoires und ein Nebeneinander von renommierten Marken wie Rolf Benz, Bretz oder Seletti sowie kleinen Manufakturen.
Und das seit nunmehr 25 Jahren. Mit einem rauschenden Fest wird das Jubiläum am Sonnabend gefeiert, nicht ohne so manches bekannte Gesicht. Schließlich decken sich Prominente wie Felix Jähn, Moritz Bleibtreu, Sylvie Meis und Ina Müller in dem Möbelhaus ein.
Die Wäscherei hat nicht die erste Neueröffnung hinter sich. Handel ist Wandel, dieses Motto hat der Visionär Michael Eck verinnerlicht. Wenn der Gründer auf die Anfänge zurückblickt, dann berichtet er von seinem Möbelladen, der in Winterhude in einem alten Industriegebäude beheimatet war – direkt am Osterbekkanal. In dem Gebäude wurde über Jahrzehnte auch tatsächlich gewaschen – zudem betrieb sein Vater selbst eine Wäscherei.
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„Er hatte gehofft, dass ich diese einmal übernehmen werde“, sagt Eck, der aber seinen eigenen beruflichen Weg ging. Ganz am Anfang hatte er einen Plattenladen in Eppendorf, dann kam das Angebot, jene Immobilie in der Jarrestraße zu übernehmen. Dort war bereits ein Möbelladen eingezogen, das war Ecks Grundstein, aber er machte alles anders – mit Erfolg. Die Idee eines Erlebnis-Einkaufs mit Events, DJs und neuen Wohnwelten ging am Ende tatsächlich auf.
2012 stand der Umzug in die City Nord an. Der alte Standort war mit Chemikalien belastet, der Wegzug aus dem charmanten Industriekomplex alternativlos. „Es war schwierig, ein so emotionales Konzept in der Waschbetonatmosphäre zu verwirklichen“, sagt Eck über die ersten Jahre in der gesichtslosen Ansammlung von Firmenzentralen nahe dem Stadtpark. Doch nach drei Jahren fanden immer mehr Kunden den Weg zu dem neuen Komplex, der mit großen Parkflächen auch einen kleinen Vorteil gegenüber dem einstigen Hinterhofstandort bot. Der Umsatz stieg, gegenüber der Urzelle verdreifachten sich die Erlöse.
Motto der Wäscherei: Sich in der Krise etwas gönnen
Im laufenden Jahr rechnet Eck mit einem Umsatz von zwölf Millionen Euro an den nunmehr drei Standorten. Die Kundinnen und Kunden kauften wieder wertiger, leisteten sich etwas, sagt Eck. Zumindest die Besserverdienenden, die die hohen Inflationsraten nicht so sehr belasten. „Ich gönne mir etwas“, sagt Eck – dieses Motto gelte gerade in der Krise.
Der Hamburger, der nach der Arbeit gerne ins Fitnessstudio geht, gönnt sich selber am liebsten neue Eindrücke auf Reisen. Meist verbindet er Natur- und Städtetrips und beschäftigt sich in fremden Ländern mit Mode- und Gastrotrends. Auf diese Weise kommen ihm neue Einfälle für seine eigenen Möbelkreationen, die bereits häufig ausgezeichnet wurden. Als Nächstes stehen Südfrankreich und dann einige Tage Paris auf dem Plan. In der Stadt der Mode, die bereits den gebürtigen Hanseaten Karl Lagerfeld inspirierte, dürfte auch der Hamburger Möbelkönig neue Ideen bekommen.