Hamburg. Kleine Zimmer, hohe Preise: Besonders für Studenten werden die Mieten zum Problem. In diesen Stadtteilen sind Zimmer am teuersten.

Wer in Hamburg eine Wohnung oder ein Zimmer sucht, braucht ein gut gefülltes Konto. Denn die Mieten für Wohnungen und WG-Zimmer steigen seit Jahren kontinuierlich an. Die Zimmer sind klein, die Preise sind hoch. Vor allem für Studentinnen und Studenten wird das zunehmend zum Problem.

WG-Zimmer als günstige Alternative zur eigenen Wohnung – das ist schon lange nicht mehr so. Bis zu 1300 Euro für ein Zimmer werden im Internet aufgerufen, in einigen Stadtteilen sind Angebote für weniger als 700 Euro Mangelware, wie eine Stichprobe des Abendblatts ergeben hat. Die Preise variieren je nach Lage stark. Aber Geld ist nicht alles: Wer in den Szenevierteln oder in der Innenstadt auf Wohnungssuche ist, benötigt zudem viel Durchhaltevermögen.

Wohnung Hamburg: WG-Zimmer für Studenten werden immer teurer

Davon kann Julia Lehnert ein Lied singen. Die junge Frau ist Anfang März an die Elbe gezogen, um an der Universität Hamburg ihren Master in Biologie zu machen. Die Kisten und Kartons in der neuen Wohnung habe sie noch nicht alle ausgepackt, sagt die 29-Jährige, aber ihre alte Wohnung in Bremen mittlerweile abgegeben.

Doch bis sie ihr neues Zuhause in Hamburg gefunden hatte, war es ein mühsamer Weg. „Ich habe mich für mehr als 300 Wohnungen beworben, die wenigsten Vermieter haben überhaupt geantwortet“, sagt Lehnert. Wochenlang sei sie aus Bremen nach Hamburg gependelt, um Wohnungen zu besichtigen. „Das war teilweise schon krass frustrierend. Ich bin hingefahren, habe mir Hoffnungen gemacht und bin dann enttäuscht wieder zurück. Das hat mich schon sehr mitgenommen“, sagt sie.

Wohnungssuche in Hamburg ist oftmals eine Frage des Glücks

Einige Angebote seien besonders dreist gewesen. „Da wurde eine ganze Reihe an Vorgaben gemacht und wer nur eine davon nicht erfüllen konnte, wurde nicht zu einem Besichtigungstermin eingeladen“, sagt Lehnert. Viele Anbieter hätten sich nicht einmal zurückgemeldet, so die Studentin, die in Bremen lange in einer WG lebte.

Dass sie letztlich mit ihrem Freund eine Wohnung gefunden habe, sei Glück gewesen. Ihre Vermieterin habe auf ihren Bauch gehört. „Von den reinen Daten und Zahlen auf dem Papier wären wir wohl nicht infrage gekommen“, sagt Lehnert, die als Werkstudentin in einem Labor arbeitet. Fündig wurden die beiden im Bezirk Wandsbek. 1270 Euro zahlen sie dort für 2,5 Zimmer mit 53 Quadratmetern Wohnfläche.

WG Hamburg: Zimmer sind 2024 deutlich teurer als noch 2023

Studentinnen wie Julia Lehnert leiden besonders unter den hohen Wohnkosten in Hamburg. Wie in 72 anderen Universitätsstädten reicht auch in Hamburg die monatliche BAföG-Wohnpauschale von 360 Euro bei Weitem nicht, um die Kosten für ein durchschnittliches WG-Zimmer zu decken.

Der Preis für ein Zimmer in Hamburg auf der Onlineplattform wg-gesucht.de liegt im Sommersemester 2024 laut einer Auswertung des Moses-Mendelssohn-Instituts im Schnitt bei 610 Euro. Ein enormer Anstieg – im Sommersemester 2023 waren es noch durchschnittlich 570 Euro. Nach Angaben von wg-gesucht.de wurden 2023 mehr als 11.700 WG-Zimmer in Hamburg inseriert.

WG in Hamburg gesucht: Winterhude gehört zu den teuersten Stadtteilen

Der Vergleich von durchschnittlichen Preisen für ein WG-Zimmer ist schwierig. Immerhin unterscheiden sich die Zimmergrößen teilweise stark. Und die Anzahl der inserierten Zimmer hat großen Einfluss auf den durchschnittlichen Mietpreis. So kommt es, dass – durchschnittlich betrachtet – die Mieten in Bergstedt, Marmstorf und Neugraben-Fischbek am höchsten waren. Allerdings wurden dort sehr wenige Zimmer angeboten.

„Betrachtet man nur Stadtteile, in denen 2023 mindestens 100 Zimmer inseriert wurden, waren die Stadtteile Rotherbaum, Winterhude und Uhlenhorst am teuersten“, teilt eine Sprecherin der Online-plattform auf Abendblatt-Nachfrage mit. Nach Angaben von wg-gesucht.de lagen die durchschnittlichen Mietpreise bei 581,68 Euro (Rotherbaum), 573,58 Euro (Winterhude) und 573,01 Euro (Uhlenhorst). Für Studentinnen und Studenten, die BAföG beziehen, sind diese Zimmer ohne Nebenjob unbezahlbar.

Studierendenausschuss fordert höheren BAföG-Satz in Hamburg

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Hamburg kennt die Schwierigkeiten der Studenten. „Für rund fünf Prozent der Studentinnen und Studenten ist die Wohnungssuche ein echtes Problem“, sagt Mathis Lorenzen vom AStA. Die erste Anlaufstelle für viele sei das Studierendenwerk. Doch die rund 4400 Plätze, die in den Wohnheimen zur Verfügung stehen, seien längst nicht ausreichend.

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„Jeden September stehen mehr als 2600 Studenten auf den Wartelisten“, sagt Lorenzen. Zudem seien viele Wohnheimzimmer teurer als das BAföG-Wohngeld. „Der Hamburger AStA macht sich daher für einen Stadtstaaten-Zuschlag stark, um der hohen Wohnungspreise in Hamburg gerecht zu werden.“

Studierendenwerk Hamburg: Zu wenig Wohnungen für zu viele Studenten

Mehr als 119.000 Menschen studierten im Wintersemester 2022/2023 an Hamburger Hochschulen. Etwa 90 Prozent davon kommen auf dem freien Wohnungsmarkt unter. Der Rest ist auf das Studierendenwerk angewiesen. Dieses plant zwar, in Hamburg 2000 neue Wohnplätze bis zum Jahr 2030 zu errichten. Doch aus Sicht des AStA bräuchte es mindestens doppelt so viele.

In Bremen wohnte Julia Lehnert eine Zeit lang in einer Wohnung des dortigen Studierendenwerks. Monatsmiete: 250 Euro. „In Hamburg habe ich mich im August auf die Warteliste des Studierendenwerks gesetzt. Aber ich habe nie etwas gehört“, sagt die Neu-Hamburgerin.

Wohnung Hamburg: Suche und Mietpreise sind große Herausforderung

Immerhin hat die Wohnungssuche für Lehnert nun ein Ende und damit auch das ständige Pendeln zwischen Bremen und Hamburg. Jetzt freue sie sich auf das Leben in der neuen Stadt, sagt die Studentin, die ursprünglich aus Süddeutschland stammt.

Bremen sei ein kleiner Kulturschock gewesen. „Irgendwann war mir die Stadt zu klein. Ich wollte unbedingt nach Hamburg – hier ist einfach immer so viel los“, sagt Lehnert. Wenn die Kisten und Kartons endlich ausgepackt sind, dann fühle sie sich so richtig angekommen in der Hansestadt. Pläne dafür hat sie auch schon: „Ich will unbedingt mal auf den Dom.“