Hamburg. Linke kritisiert, dass es nur für 2,3 Prozent der Azubis Plätze gibt. Nun will der Senat das Angebot ausbauen – an diesen Standorten.
Besonders gut ist die Lage am Hamburger Wohnungsmarkt nicht – schon gar nicht für Auszubildende und Studierende. Gerade einmal für 630 der 27.828 registrierten Azubis gab es im vergangenen Jahr einen Platz in einem günstigen Wohnheim. Das entspricht einer Versorgungsquote von weniger als 2,3 Prozent. Alle anderen mussten sich anderweitig eine Unterkunft organisieren. Das ergibt sich aus der aktuellen Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion. Dabei sind die immer weiter steigenden Mieten am freien Wohnungsmarkt für junge Menschen in der Ausbildung oft schlicht nicht mehr bezahlbar. Bei Studierenden liegt die Versorgungsquote mit Wohnheimplätzen mit zuletzt 7,6 Prozent zwar höher, aber auch hier kamen zuletzt 1900 Bewerber auf jeden Platz.
„Angesichts der enormen Mieten auf dem Hamburger Wohnungsmarkt können kaum noch junge Menschen aus anderen Regionen oder dem Ausland eine Ausbildung oder ein Studium in Hamburg beginnen – weil sie sich unsere Stadt überhaupt nicht mehr leisten können“, sagte Linken-Arbeitsmarktpolitikerin Olga Fritzsche. „Mit dem schleppenden Ausbau der Wohnheimplätze verschärft der Senat den von den Betrieben immer wieder beklagten Mangel an Auszubildenden noch zusätzlich.“
Miete Hamburg: „Studierende zahlen mehr, weil Senat zu wenig unterstützt“
Kritik übt die Linke auch an Mieterhöhungen in den Studierendenwohnheimen. Die Miete neuer Wohnheimplätze liege bis zu 90 Euro über der BAföG-Wohnkostenpauschale von 360 Euro, sagte Linken-Wissenschaftspolitikerin Insa Tietjen. „Das Studierendenwerk erhöht die Mieten, weil der Senat zu wenig finanzielle Mittel bereitstellt. Und das ist eine ganz und gar kurzsichtige Politik: Das Studierendenwerk braucht diese Zuwendungen, um zur zentralen sozialen Infrastruktur für Hamburgs Studierende werden zu können.“
Immerhin: Im Senat scheint man das Problem erkannt zu haben. Dafür spricht jedenfalls die enorme Steigerung der Mittel der Hamburger Wohnraumförderung, die im laufenden Jahr bereits für den Bau von Studierenden- und Azubiwohnungen in Anspruch genommen wurde. Flossen im vergangenen Jahr gerade einmal 1,4 Millionen Euro dieser Fördermittel, so waren es bis Oktober 2023 bereits 50,2 Millionen Euro – mehr als das 35-Fache, obwohl die Monate November und Dezember noch nicht eingerechnet sind.
Miete Hamburg: Hier entstehen neue Wohnheimplätze für Azubis und Studierende
In den kommenden Jahren sollen laut der Senatsantwort 272 neue Plätze für Studierende und Auszubildende entstehen: 16 am Wiesendamm im Margaretha-Rothe-Haus, 87 am Spannskamp (Die Burse), 29 an der Kaulbachstraße (Emil-Wolff-Haus) und 140 An der Hafenbahn.
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Deutlich mehr Plätze sollen von 2024 bis 2026 für Azubis in Hamburg entstehen, nämlich insgesamt 888. Im Sommer 2024 soll das vierte Wohnheim der Stiftung Auszubildendenwerk in Hamburg Altona mit 144 barrierefreien Plätzen fertiggestellt werden. Zudem sind laut Senat „vier durch die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) geförderte Bauvorhaben für Studierende und Auszubildende bewilligt, die noch nicht fertiggestellt sind“.
Es handle sich dabei „um ein Bauvorhaben in der HafenCity mit 374 Plätzen (geplante Fertigstellung in 2026), eines in Altona-Nord mit 145 Plätzen, eines in Winterhude mit 202 Plätzen und eines in Harburg mit 23 Plätzen“. Zudem befänden sich „aktuell mehrere weitere Bauvorhaben für Studierende und Auszubildende bei der IFB in der Beratung“.
Wohnheimplätze: Linke kritisiert fehlende Langfriststrategie der Stadt
Ob diese Bemühungen ausreichen, um genug jungen Menschen eine Ausbildung in Hamburg zu ermöglichen und der Stadt so langfristig auch genug Fachkräfte zu sichern, muss sich zeigen. Die Linke moniert vor allem, dass die Bemühungen um Wohnheimplätze in den vergangenen zehn Jahren so stark schwankten, was sich etwa an der von Jahr zu Jahr stark variierenden Höhe der Fördermittel ablesen lasse.
„Die vergangenen zehn Jahre sind von vereinzelten Wellen des Wohnheimbaus geprägt. Was fehlt, ist eine langfristige Politik, um die Versorgungsquote nachhaltig zu erhöhen“, konstatiert Linken-Arbeitsmarktpolitikerin Olga Fritzsche. „Und das können private Stiftungen nicht alleine leisten – der Senat muss hier selbst tätig werden und Bauprojekte anstoßen.“