Hamburg. Pilot ließ überraschend 110 Koffer auf Lanzarote ausladen. Für Rellinger Paar folgte die nervige Suche. So erklärt Condor den Vorfall.
Erholung? Für ein Paar aus Rellingen ist der Stress nach dem Rückflug von den Kanaren jetzt derart ausgeartet, dass von einem erholsamen Urlaub kaum noch die Rede sein kann. Die beiden Eheleute fühlen sich zudem allein gelassen – vom Flughafen in Hamburg und von Condor.
Nach etlichen schlaflosen Nächten hat die Odyssee zuletzt aber doch noch ein gutes Ende gefunden. Nach einem elf Tage dauernden Kofferchaos, wie es auch im vergangenen Jahr häufig der Fall war, konnten die Urlauber ihr Gepäck jetzt zu Hause in Empfang nehmen.
Flughafen Hamburg: Koffer elf Tage verschwunden – Urlauber wütend
Was war passiert? Am 24. März stieg das Paar nach einigen schönen Tagen auf Lanzarote in den Flieger. Um 16.55 Uhr sollte die Condor DE 1439 mit Ziel Hamburg abheben. Kurz vor dem Start dann eine Ansage des Piloten: „Leider sind wir zwei Tonnen zu schwer. 110 Koffer müssen wir wieder ausladen“, erinnert sich die Reisende aus Rellingen an die Durchsage.
Am Flughafen in Fuhlsbüttel dann die böse Überraschung: „69 Koffer sind in Hamburg mit uns angekommen, leider nicht unsere“, sagt die 60-Jährige. Das Ehepaar stand noch kurz etwas ratlos am Gepäckband. Dann hieß es, die Service-Firma Aviation Handling Services (AHS) sei für die verlorenen Koffer zuständig. Diese ist grundsätzlich mit der Gepäckabwicklung im Flughafen Hamburg beauftragt.
Condor: Suche nach den Koffern dauerte etliche Tage
Doch eine wirkliche Hilfe sei das nicht gewesen, beklagt die Condor-Kundin: „Wir haben einen QR-Code bekommen und sollten sonst alles alleine regeln.“ Denn die Mitarbeiter am Schalter von AHS machten nun Feierabend, es war bereits 23.30 Uhr.
Für die Eheleute aus Schleswig-Holstein, in technischen Dingen nicht sehr bewandert, wie sie einräumen, fing der Stress damit erst richtig an: „Seit diesem Zeitpunkt konnte uns keiner Auskunft geben, wo und wann wir unsere Koffer bekommen. Ich habe an Condor Mails geschrieben, telefoniert, bei der Firma AHS war es das Gleiche“, beschreibt die Urlauberin ihre Versuche, etwas über den Verbleib des Gepäcks zu erfahren. Außerdem fuhren sie noch einmal zum Flughafen, um dort nach den Koffern zu suchen – vergeblich.
Elf Tage habe die Ungewissheit angedauert. „Und keiner fühlte sich verantwortlich“, bilanziert die frustrierte Passagierin, die schon Bedenken hat, bald wieder mit Condor zu fliegen – denn in einigen Wochen soll es mit der Airline nach Mallorca gehen.
Condor begründet Kofferchaos mit dem Wetter
Von Condor heißt es zu dem Vorfall, dass letztlich das Wetter Grund für die Schwierigkeiten war. „Der Weg von Lanzarote nach Hamburg gehört zu den weitesten Entfernungen für ein Kurz- und Mittelstreckenflugzeug“, sagte eine Firmen-Sprecherin auf Abendblatt-Anfrage. Bei ungünstigen Winden könne trotz komplett voll betankter Sprittanks ein Zwischenstopp zum Auftanken notwendig sein.
„Weil dies zu größeren Verspätungen und weiteren Unannehmlichkeiten für die Gäste führen könnte, die es insbesondere vor dem Hintergrund der Nachtflugbeschränkungen in Hamburg zu vermeiden gilt“, so die Sprecherin weiter, „wurde für den hier betroffenen Rückflug entschieden, einige Gepäckstücke zurückzulassen.“
Gepäck kam mit 20 Flügen zurück nach Deutschland
Normalerweise gilt in einem solchen Fall: Die am Abflugort verbliebenen Koffer werden auf den nächsten Verbindungen „mit allen möglichen Airlines, auf allen möglichen Routen, nach Deutschland verbracht und dann per Kurier nach Hause zugestellt“, heißt es bei Condor. In diesem Fall sei dies aufgrund extrem eingeschränkter Verfügbarkeiten leider nicht möglich gewesen.
„Die Gepäckstücke mussten letztlich auf mehrere Tage und auf über 20 Flüge verteilt von Lanzarote nach Deutschland gebracht werden, weil alle Flüge voll und ausgebucht waren“, beschreibt die Condor-Sprecherin den Grund für das lange Warten auf das Gepäck.
Condor beschreibt das Prozedere bei verlorenem Gepäck
Das Prozedere, das normalerweise in Fällen von abhandengekommenen Koffern gilt, ist folgendes: Die Gäste, deren Koffer nach Ankunft nicht auf dem Gepäckband landen, werden gebeten, umgehend die entsprechenden Formulare auszufüllen. Sie erhalten eine Referenznummer.
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Condor bietet nach eigenen Angaben auch die Möglichkeit, sich online über die entsprechende Tagnummer des Gepäckstücks (oberhalb der groß gedruckten Flugetappen auf dem mit den Bordkarten ausgehändigten Gepäckzettel) via Worldtracer zum jeweiligen Status des jeweiligen Stücks zu informieren.
Flughafen Hamburg: Große Erleichterung nach Koffer-Chaos
Abschließend heißt es von Condor zum aktuellen Fall des Paars aus Rellingen: „Die Unannehmlichkeiten für die Familie bedauern wir sehr und entschuldigen uns in aller Form.“
Für die Urlauber war es eine große Erleichterung, als es kürzlich an ihrer Haustür klingelte und sie ihre Koffer nach elf Tagen endlich wiederbekommen haben. Enttäuscht sind sie dennoch, da es keine Wiedergutmachung von Condor für die lange Wartezeit gibt. „Ein kleiner Gutschein, ein Getränk, ein Essen, so etwas in der Art – das wäre schon schön gewesen nach all der Aufregung.“