Hamburg. Im Sommer verstopften Hunderte Gepäckstücke das Terminal Tango. Wie man bei Airlines und am Flughafen eine Wiederholung verhindern will.
„Ich packe meinen Koffer und nehme mit: eine ordentliche Portion Nerven.“ Diesen Satz würden wohl so mancher unterschreiben, der im vergangenen Jahr vom Flughafen Hamburg aus verreist ist. Immer wieder hat das Kofferchaos für verärgerte Passagiere gesorgt.
Hunderte Gepäckstücke warteten im sogenannten Terminal Tango auf deren Besitzerinnen und Besitzer – im Sommer sollen es bis zu 2000 Stück gewesen sein. Die verlorenen Koffer zurück zu bekommen war oft alles andere als ein Kinderspiel: Häufig mussten Reisende tagelang warten, bis ihr Gepäckstück bei ihnen zu Hause ankam oder sie es am Flughafen abholen konnten.
Flughafen Hamburg: Party statt Kofferchaos im Terminal Tango
Und wie sieht die Situation jetzt aus? „Die Airlines haben zurzeit keinen Bedarf mehr angemeldet, dass wir als Flughafen ihnen zusätzlich das Terminal Tango als Lagerfläche für sogenanntes Rush-Gepäck zur Verfügung stellen sollen“, so Flughafensprecherin Janet Niemeyer auf Anfrage. „Rush-Gepäck“ sind Koffer, die nicht zeitgleich mit Flugreisenden ankommen, sondern separat nachgeflogen werden. Das Terminal Tango werde „schon seit längerem“ nicht mehr für die Lagerung von Koffern genutzt: Unlängst sei es als Eventfläche genutzt worden, so Niemeyer weiter.
Statt hunderten Koffern und wütenden Passagieren, nun also fröhliche Feiern im Terminal Tango. Auch die Sprecherin der Lufthansa, Anja Stenger, bestätigt: „Die Situation hat sich total entspannt.“ Der Rückstau an großen Flughäfen in Deutschland, vor allem in Frankfurt und München, habe zu den Kofferproblemen in Hamburg geführt. Seit Mitte Januar habe sich die Situation jedoch verändert: „Wir haben die Probleme überwiegend geklärt, unsere Kundinnen und Kunden haben eine Kompensation erhalten.“
Im Normalbetrieb der Lufthansa gebe es immer wieder einmal Gepäckstücke, die nicht gleichzeitig mit den Passagieren ankommen – die verschärfte Situation im vergangenen Sommer sei aber eine Ausnahme gewesen: „Die Gepäckstücke kommen nicht mehr zu Hunderten verspätet an, im Normalfall werden diese innerhalb von 24 Stunden nachgesendet.“
Fluggesellschaften: Situation hat sich vollständig normalisiert
Auch andere Airlines geben auf Anfrage das Ende des Kofferchaos bekannt: Laut einer Sprecherin der Lufthansa-Tochter Eurowings habe sich die Koffersituation „vollständig normalisiert.“ Und ein Emirates-Sprecher bestätigt: „Emirates hat derzeit kein Thema mit dem Gepäck. Es gibt keine offenen Luggage-Fälle in Hamburg.“
Easyjet und KLM berichten ebenfalls von wenig verlorenem Gepäck. Bei KLM seien es vergangenen Dienstag beispielsweise 15 Gepäckstücke gewesen, die zu spät in Hamburg ankamen. Die Zustellung zu den Besitzern im sogenannten Schengen-Raum erfolge innerhalb von zwei bis drei Tagen. Nicht-Schengen-Gepäck müsse durch die Zollkontrolle, daher könne die Lieferung hier länger dauern.
Neuer Gepäck-Kiosk am Flughafen eingerichtet
Zuständig für die Verladung von Gepäckstücken sind neben den jeweiligen Airlines auch beauftragte Bodenverkehrsdienste – am Hamburger Flughafen ist das Aviation Handling Services GmbH (AHS). Die AHS versichert, dass sie sich „auf steigende Fluggäste-Zahlen und Gepäckmengen zur nächsten Feriensaison gut vorbereitet“ habe. Gleich mehrere Maßnahmen seien getroffen worden, um „eine Wiederholung der Situation vom letzten Sommer zu vermeiden“, so die AHS weiter.
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Demnach sei am Hamburger Flughafen ein neuer Gepäck-Kiosk eingerichtet worden sein, an welchem Fluggäste den Verlust ihres Gepäcks melden können. Neues Equipment stehe zur Verfügung, um auch größere Mengen an verlorenem Gepäck „flexibel und schnell abarbeiten“ zu können – zudem sei mehr Personal eingestellt worden.
Flughafen Hamburg: Airlines stocken Personal auf
Auch nach Aussage der Lufthansa-Sprecherin wurde das Personal aufgestockt. Tochter Eurowings lässt sogar verkünden, dass nach vergangenem Sommer insgesamt 80 Maßnahmen getroffen worden sind: Unter anderem seien jetzt mehr Abläufe automatisiert worden, und ein Baggage Management System zur Lokalisierung von Gepäckstücken sei eingeführt worden. „Eurowings ist zuversichtlich, dass diese Maßnahmen für eine verbesserte Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sowie eine stabile Performance sorgen werden“, so eine Sprecherin. Dennoch betont sie, dass ein reibungsloser Flugbetrieb von vielen Faktoren abhänge und verweist auf ein „branchenweit weiterhin schwieriges Umfeld.“
Ob die Maßnahmen ausreichen, um ein erneutes Kofferchaos am Hamburger Flughafen zu verhindern, wird sich zeigen: Spätestens in der nächsten Feriensaison.