Hamburg. Eurowings und Lufthansa bewerten die Lage in Fuhlsbüttel, auch das Abendblatt war vor Ort. Ein Haupthindernis für verlorenes Gepäck.

Koffer in Schwarz, Silber oder Blau, mit oder ohne Bauchgurt, Rucksäcke und erstaunlich viele Kartons: Im Terminal Tango am Hamburger Flughafen gibt es am Dienstag viele Reihen mit verloren gegangenen Gepäckstücken.

Bis zu 2000 sollen es im Sommer in der Spitze gewesen sein, die dort lagerten. Neben langen Warteschlangen vor der Sicherheitskontrolle und streikbedingten Flugausfällen gehörte das Kofferchaos zu den größten Ärgernissen für Passagiere.

Flughafen Hamburg: Noch immer bis 400 Koffer

Auch im Herbst melden sich immer wieder Abendblatt-Leser und weisen auf die Missstände hin. Manche sprechen von mehr als 1000 Gepäckstücken, die im Terminal Tango gelagert seien.

Bei der Stippvisite unserer Redaktion am Dienstag dürften es geschätzt zwischen 300 und 400 Koffer, Taschen und Co. gewesen sein. Schilder weisen auf das Verbot des Fotografierens hin. Ein Wachmann sitzt hinter dem Schalter, das Terminal Tango ist ansonsten menschenleer.

Lufthansa hält Bearbeitungsrückstau für erledigt

Die größten Fluglinien in Fuhlsbüttel, die meist als Hauptverursacher der Situation genannt wurden und werden, sprechen von einer weitgehend normalisierten Lage im Hinblick auf verloren gegangene Koffer.

Der Bearbeitungsrückstau aus dem Sommer von zeitweise mehreren hundert Koffern sei zwischenzeitlich abgearbeitet worden, sagte eine Lufthansa-Sprecherin und ergänzte: „Eine aktuelle Zahl verlorener Koffer liegt uns nicht vor, zumal diese sich tagesaktuell ändert und Koffer an verschiedenen Standorten auflaufen.“

Eurowings spricht von 33 offenen Fällen in Hamburg

Insbesondere die Kranich-Linie war von vielen Kofferverlusten betroffen, weil das Gepäck bei Umsteigeverbindungen wegen Personalmangels und eng getakteten Flügen nicht rechtzeitig vor dem Start des Anschlussfluges verladen werden konnte.

Koffer, die von Lufthansa-Drehkreuzen mit einem anderen Flug als ihre Besitzer ankommen (sogenanntes Rush-Gepäck), könnten zumeist innerhalb eines Tages zugestellt werden, in seltenen Fällen innerhalb weniger Tage, hieß es.

Die Billigtochter Eurowings – vor der Lufthansa größter Anbieter in Hamburg – spricht von 33 offenen Fällen von zu suchenden Gepäckstücken am Hamburger Flughafen. „Eingetroffene Rush-Koffer werden mittlerweile täglich auf null abgearbeitet – die Anzahl beträgt derzeit circa 20 pro Tag“, sagte eine Eurowings-Sprecher.

Eurowings nutzt Terminal Tango nicht mehr als Lager

Das Volumen liege damit im Schnitt nur noch bei einem Zehntel dessen, was während der Sommerspitzen bewältigt werden musste. Das Terminal Tango werde als Lager gar nicht mehr genutzt, Koffer würden möglichst am gleichen Tag zum Kunden weitertransportiert.

„In 99 Prozent der Fälle“ werde das Gepäckstück an eine frei wählbare Adresse zugestellt, so der Eurowings-Sprecher. Der beauftragte Dienstleister koordiniere mit dem Passagier Zeit und Ort dafür. Nur selten würden Passagiere ein zweites Mal auf eigene Kosten anreisen, um das Reisegepäck abzuholen.

Kofferchaos im Sommer: Es gab ein Haupthindernis

Der Sprecher verwies darauf, dass man auch von der Performance aller beteiligten Abfertiger weltweit abhängig und es ein Zusammenspiel mehrerer Partner sei. Eurowings liefere auch für Air-France-Passagiere das Gepäck nach, wenn es zum Beispiel von Paris nach Hamburg nicht mehr in die französische Maschine verladen werden konnte, aber in einen später startenden Jet der deutschen Airline.

Im Sommer sei ein Haupthindernis bei der Aufarbeitung der Kofferflut übrigens abgerissene Baggage-Tags gewesen, also die Gepäckanhänger mit der Angabe des Zielortes. In so einem Fall sei der Koffer quasi erstmal „blind“, und es lägen keinerlei Informationen vor.

Erst mit einem manuellen Abgleich von Verlustmeldungen könne der Koffer identifiziert und der Prozess der Nachlieferung gestartet werden. Das sei sehr zeitaufwendig gewesen.

Hamburg Airport: Wie das Orten von Koffern funktioniert

Die Nutzung von Airtags ist bei beiden Fluggesellschaften übrigens mittlerweile erlaubt – Lufthansa hatte sie zunächst kurzzeitig verboten. Die kleinen Geräte werden eingeschaltet ins Gepäck gepackt und geben Ortungssignale ab, was beim Verlierengehen von Koffern hilft.

Entsprechenden Hinweisen von Gästen werde nachgegangen, sagte die Lufthansa-Sprecherin: „Ein Orten des Gepäcks am Flughafen bedeutet jedoch nicht, dass der Koffer unmittelbar abgeholt werden kann, da er sich gegebenenfalls noch im Sicherheitsbereich befindet oder die Zollprüfung noch andauert.“