Hamburg. Eigentümer klebt Zettel an Laternenmasten mit Hinweis auf Webseite. Wo das Haus steht, warum es so besonders ist und was es kostet.
Wer in Hamburg eine Wohnung oder ein Haus kaufen will, schaut auf die einschlägigen Internetseiten der Immobilienportale oder ins Hamburger Abendblatt, kontaktiert einen Makler oder – besonders beliebt – schleicht mit Auto oder Fahrrad durch die begehrten Stadtteile. Wo möchten wir wohnen? Wo wird gebaut? Wo wird ein altes Haus abgeräumt, um Platz für vier neue zu schaffen?
In den besten oder beliebtesten Hamburger Stadtteilen für Hauskäufer wie etwa Alsterdorf, Winterhude, Eppendorf oder Lokstedt ist das Angebot gering. Wer „Lage, Lage, Lage“ gegen den Preis für ein Haus abwägt, kommt oft zu ernüchternden Ergebnissen. Eine Million Euro muss oft mitbringen, wer ein eigenes neues Heim sucht. Doch es gibt bei den Stadtteilen die sogenannten „hidden champions“, die versteckten Schönen. Und hier sind die unkonventionellen Immobilien-Angebote zu finden.
Hamburg: Haus ohne Makler kaufen – hier geht's
In Groß Borstel, sehr idyllisch eingezwängt zwischen Lokstedt, Eppendorf und Flughafen, wird jetzt ein Haus mit Garten von privaten Anbietern versteigert, das auf ungewöhnliche Art annonciert wurde: an Hamburger Ampeln und Laternenmasten. Gut, dort hingen nur die Zettel, auf denen eine private Internetadresse zu lesen war. Denn ein Hausangebot braucht ja irgendwie Zahlen und Fakten, Grundriss und Fotos. Aber der Eigentümer und seine beiden Mitstreiter (Architekt und Bauleiter) geben sich positiv eigenwillig.
Sie wollen den Immobilien-Hype in Hamburg und eine künstliche Preistreiberei nicht mitmachen. Das über Jahre komplett durchsanierte Haus (KfW70-Standard) aus dem Jahr 1955 mit Keller, drei Etagen plus Dachboden, Balkonen und Gartenhäuschen soll natürlich höchstbietend versteigert werden. Sie glauben aufgrund der Lage, Größe und Ausstattung sowie anhand von Expertenschätzungen, dass das verkehrsgünstig und gleichzeitig ruhig gelegene Haus 720.000 Euro wert ist.
Trick: Das Haus bei der Besichtigung schlechtreden
Bauleiter Moritz Paul sagte dem Abendblatt: Unter den bisherigen Interessenten habe es auch die „typischen Makler“ gegeben, die bei der Besichtigung das Haus schlechtredeten. Dies passte ihnen nicht, dort müsse man was anders machen – alles Standardsätze, um den Preis zu drücken. Das wiederum schmeckt dem Trio nicht.
Die Hamburger haben das Haus nach eigenen Angaben aufwendig umgebaut, wollten aber nicht selbst einziehen, weil sie seit der Sanierung schon ein neues Projekt entwickelt haben. Es entsteht ebenfalls in Groß Borstel: mehrere Häuser und Wohnungen in moderner Holzbauweise direkt an der Tarpenbek.
Eigentlich entscheidet das Höchstgebot, aber...
„Wir haben so viel Liebe in das Haus gesteckt. Wir wollen es nicht an einen x-beliebigen Höchstbieter verkaufen. Da spielt auch Sympathie mit rein.“ Eine Eigenschaft, die bei geschäftsmäßigen Immobilienentwicklern nicht ins Gewicht fällt. Sechs ernste Interessenten gibt es bereits. Der Zettel hing noch nicht so lange, die Internetseite ist erst seit Kurzem scharf gestellt.
Diese private Immobilien-Auktion ist über einen Notar abgesichert. Entscheiden wird der Eigentümer anhand der „Papierlage“, Gebot und Sympathie. Man wolle sich die Zeit nehmen, die man brauche, um den geeigneten Bieter zu finden, sagte Paul.
Lokstedt: Haus sollte per Quiz verkauft werden
Vor einigen Jahren gab es bereits ein Paar in Lokstedt, das sein Haus privat in einer Art Quiz versteigern wollte. Das hat aufgrund des komplizierten Verfahrens nicht geklappt. Die Groß Borsteler wollen interessierte Makler nicht von vornherein ausschließen. Sie seien ebenfalls willkommen. Aber für deren Kunden erhöhe sich dadurch meist die Kaufsumme um mehrere Zehntausend Euro.
„Unser Basis-Preis ist marktüblich", sagt Paul, „aber das Haus wird nicht meistbietend an so einen Groß-Wesir gehen, der dann irgendetwas Schlimmes damit vorhat.“