Die Trapps wollten ihr Eigenheim per Spiel verkaufen und wurden zu großen Verlierern. Noch heute stottern sie die Schulden der Aktion ab.
Lokstedt. Renate und Rudolf Trapp aus Lokstedt hatten vor genau drei Jahren ein Ratespiel organisiert, um ihr Eigenheim an der Julius-Vosseler-Straße loszuwerden. Die Idee, die sie im Sommer 2009 hatten: Wer 25 Euro Teilnahmegebühr zahlt und auf einer eigens eingerichteten Internetseite unter Zeitdruck 25 Fragen richtig beantwortet, kann in einer anschließend ausgespielten Finalrunde das 1986 erbaute Einfamilienhaus, dessen Wert das Lokstedter Rentnerehepaar damals auf rund 525.000 Euro bezifferte, gewinnen.
Mehr als 15.000 Euro investierten der pensionierte Maschinenbauer Rudolf Trapp, 71, und seine Frau Renate, eine ehemalige Sekretärin, in ihr Hausquiz. Sie kauften bei einer Stuttgarter "Quiz-Fabrik" 985 Fragen für ihre Hausversion von "Wer wird Millionär?" ein. Sie bezahlten auch eigens einen Webmaster und ein spezielles Computerprogramm. Die Trapps waren damals sehr zuversichtlich, dass sich sehr viele Mitspieler aus der gesamten Republik für das Sechszimmerhaus (Grundstück: 658 Quadratmeter, Wohnfläche: 172 Quadratmeter) begeistern würden. "Maximal dürfen 33.333 Spieler mitraten", hatte das Ehepaar damals die Obergrenze der Teilnehmerzahl festgelegt. Das war ausgesprochen optimistisch gedacht.
Statt 33.000 machten gerade einmal 1000 Spieler mit
Denn diese wurde nie erreicht, nicht einmal annähernd - das Spiel floppte. Bei den Hamburgern meldeten sich gerade einmal knapp 1000 Ratefüchse, die zwischen September und Dezember 2009 an dem Quiz, das unter notarieller Aufsicht gespielt werden sollte, teilnehmen wollten. "Das waren natürlich viel zu wenig Leute", sagt die 66-jährige Renate Trapp heute. Die Trapps zahlten allen Spielern die jeweilige Teilnahmegebühr zurück. Einen Gewinner gab es folglich nicht, dafür zwei Verlierer: Renate und Rudolf Trapp aus Lokstedt.
"Finanziell sieht es nicht gut aus, wir stottern heute noch die Schulden ab", sagen sie heute. War das Hausquiz, das damals nach einem ersten Artikel im Hamburger Abendblatt bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte, eine Schnapsidee? "Nein, es war ein Versuch", sagt Rudolf Trapp, der 30 Jahre lang bei der Lufthansa Technik in Fuhlsbüttel gearbeitet hat.
"Finanziell sieht es nicht gut aus, wir stottern heute noch die Schulden ab." - Renate Trapp
Die Trapps hatten zuvor dreieinhalb Jahre lang versucht, ihr einst selbst entworfenes Haus über einen Makler zu verkaufen. Zuletzt für 245.000 Euro. Vergeblich. Dann hatten die Trapps im Fernsehen einen Beitrag über eine Hausverlosung in Österreich gesehen. 2008 hatte eine Dame dort für einen Stückpreis von 99 Euro Lose verkauft und den neuen Besitzer ihres Schlösschens am Wörthersee einfach so aus einer Trommel gezogen. "Na, das können wir auch", dachten sich die Trapps aus Hamburg.
Konnten sie aber leider nicht - aus juristischen Gründen. Glücksspiel ist in Deutschland nur unter strengen Auflagen möglich, das Monopol liegt beim Staat. "Also entwarfen wir ein Quiz, in dem das Wissen entscheidet und nicht das Los", so die Eltern von drei erwachsenen Kindern. Die Hamburger Innenbehörde prüfte diese Variante - und genehmigte sie schließlich. Die Rentner aus Lokstedt waren voller Hoffnung, ihrem geplanten Lebensabend in Mexiko ein Stück näher gekommen zu sein. "Ist das Haus weg, wandern wir aus", sagten sie im Sommer 2009.
Heute, drei Jahre später, leben sie noch an der Julius-Vosseler-Straße. Sie hätten noch einmal versucht, ihr frei stehendes Haus "auf normalem Weg" loszuwerden, für 440.000 Euro, erzählen sie. Wieder ohne Erfolg. Aus dem Obergeschoss hätten sie daraufhin eine Zweizimmerwohnung gemacht, für die sie sofort einen Mieter gefunden hätten. Das helfe nicht nur finanziell. "Und wir haben nicht mehr ganz so viel Fläche, die wir in Schuss halten müssen", sagt Renate Trapp.
Mexiko sei immer noch ihr Traumland, erzählen sie mit etwas Sehnsucht in der Stimme. "Aber die heißen Temperaturen hätte ich nicht gut vertragen, ich bin gesundheitlich angeschlagen", sagt die Rentnerin. Ihr Mann und sie hätten sich entschlossen, in Hamburg zu bleiben. "Hier ist es ja auch schön."