Hamburg. Influencer, Moderator und Ex-Radprofi: Warum Zabel Gunter Gabriels altes Hausboot gekauft hat – und vielleicht nach Hamburg zieht.

Mit einer Metallschaufel versucht Rick Zabel das Kaminfeuer am Brennen zu halten. Ein winterlicher Geruch liegt in der Luft. Es ist November, sechs Grad in Hamburg, und die Heizung auf seinem Hausboot im Hafen Billwerder ist ausgefallen. Dem ehemaligen Radprofi und mittlerweile auch Influencer mache es aber nichts aus, auch mal anzupacken – jetzt, da er Hausbootsbesitzer ist, kommt das häufiger vor.

„Es fühlt sich schon anders an, physisch zu arbeiten, als ein Video hochzuladen“, sagt der Kölner. „Wenn ich Lars, den Hafenmeister, sehe, stelle ich mir gerne vor, dass ich das vielleicht auch in fünf oder zehn Jahren sein könnte – ausgeschlossen ist das nicht“, sagt Zabel, der voll und ganz in der Hafenwelt angekommen zu sein scheint.

Rick Zabel: „Ich mag Hamburg einfach sehr gerne“

Im Moment sieht die Lebensplanung des 30-Jährigen jedoch anders aus. Im Juni hat er das Hausboot von Olli Schulz und Fynn Kliemann gekauft. Rick Zabel und seine Frau Leonie vermieten es jetzt für alle mögliche Veranstaltungen. Zabel hat zwei Kinder, wohnt in Köln, könnte sich aber auch vorstellen, an einem anderen Ort zu leben.

Gunter Gabriel Hausboot
In Hamburg erwarten Rick Zabel ganz andere Herausforderungen als auf den Radrennstrecken dieser Welt. Auf seinem Hausboot, das in Rothenburgsort liegt, fiel vor Kurzem die Heizung aus. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„Ich mag Hamburg einfach sehr gerne. Das Hausboot war für mich ein Grund, öfter hier zu sein. Ich könnte das Boot auch nach Köln schleppen lassen. Ich lasse es aber hier liegen, weil ich gerne hier bin“, sagt der 30-Jährige. „Mein bester Freund wohnt in Hamburg, meine Frau hat viele Freunde in der Stadt, und ich finde, dass man hier ein sehr gutes Leben führen kann.“

Radsport: Hamburg wäre für Rick Zabel kein geeigneter Trainingsort gewesen

Er versuche jeden Monat ein paar Tage auf dem Hausboot zu verbringen und nach dem Rechten zu schauen, als halber Hamburger wolle er sich aber noch nicht bezeichnen. „Ich glaube, da wären viele Ur-Hamburger sehr verärgert.“ In der Hansestadt zu leben, sei für ihn als Sportler nicht infrage gekommen – die Trainingsbedingungen in der norddeutschen Tiefebene seien für einen Radsportler eben denkbar ungünstig.

Auch interessant

Zwei Etappensiege bei der Österreich-Rundfahrt 2015 und bei der Tour of Yorkshire 2019 kann Zabel vorweisen, im Mai fuhr er sein letztes Rennen in Köln. „Ich wusste schon länger, dass mein Karriereende bevorsteht“, sagt Zabel, der zufrieden auf seine Zeit als Radprofi zurückblickt. An die sportlichen Leistungen seines Vaters Erik Zabel, der als einer der besten deutschen Fahrer aller Zeiten gilt, konnte er jedoch nicht anknüpfen.

Influencer, TV-Experte und Podcaster: Mit 30 startet Rick Zabel neue Karriere

„Das Kapitel als Radprofi ist für mich heute abgeschlossen. Ich tobe mich jetzt ein bisschen in der Medienwelt aus“. Schon zu seiner aktiven Zeit als Sportler arbeitete Zabel als TV-Experte bei Radsport-Events. Der 30-Jährige moderiert außerdem seinen eigenen Podcast „Plan Z“, der sich rund um den Radsport dreht. Auf seinem Instagram-Account @rickzabel hat sich der Kölner eine Fangemeinde von rund 300.000 Menschen aufgebaut.

Gunter Gabriel Hausboot
Das ehemalige Hausboot von Country-Musiker Gunter Gabriel vermieten Zabel und seine Frau für Events. Manchmal nutzt er es auch selbst, um Zeit in Hamburg zu verbringen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Mehr zu Hausbooten in Hamburg

Doch komplett fern bleibt er dem Radsport nicht. Zuletzt bot sich das Hausboot als Schlafplatz an, als Zabel zum ersten Mal als Amateur an dem Hamburger Radrennklassiker Cyclassics teilnahm. „Die Cyclassics waren immer mein Lieblingsrennen“, verrät Zabel. „Es war auf jeden Fall mal eine Erfahrung, bei so einem Amateur-Rennen mitzufahren.“

Nach Hamburger Radrennen: Rick Zabel ist froh, seine Sportkarriere beendet zu haben

Allzu viel Wehmut hat seine Teilnahme an den Cyclassics jedoch nicht hervorgerufen und schon gar keine Reue über sein Karriereende. „Für mich war es eine Befreiung, ich bin sehr glücklich mit dem Schritt. Jetzt habe ich ganz viel Zeit für die Dinge, die ich machen will.“ Dazu zählen seine Tätigkeiten als Moderator, das Hausboot und in fünf bis zehn Jahren vielleicht auch ein Job als Hafenmeister in Hamburg.