Hamburg. Seit Jahren gibt es Streit um das Projekt am Kanal in Hamburg. Investor plant Wohnungen in direkter Wasserlage. Kritik aus der Politik.
- Seit mehreren Jahren gibt es Streit um das Immobilienprojekt in Hamm. Nun nimmt der spektakuläre Neubau mit Hausbooten Formen an.
- Genehmigung für die „Floating Homes“ stehen allerdings noch aus.
- Politischer Gegenwind für ungewöhnliches Bauprojekt in Hamburg-Hamm.
Die Gegend mit ihren Rotklinkerhäusern, der viel befahrenen Straße und dem Gewerbegebiet auf der südlichen Seite des Kanals im Stadtteil Hamm ist bisher eher unscheinbar. Doch nun soll an der Eiffestraße in Hamburgs Osten ein spektakulärer Neubau entstehen. Die Baugenehmigung für die Immobilie wurde jetzt nach sechs Jahren erteilt.
Direkt am Ufer ist das Objekt geplant, ein Gebäude mit fünf Stockwerken, Balkonen mit Blick aufs Wasser und Hausbooten auf dem Kanal. Investor ist die Wohnbau und Projektentwicklung Hamburg (WPH).
Immobilien Hamburg: Genehmigung für 33 Wohnungen mit Wasserzugang erteilt
Das sind die Details:
- 33 Wohnungen auf einer Fläche von etwa 2000 Quadratmetern will die WPH bauen. Bisher nutzten auf dem Grundstück 11 Wohnungen eine Fläche von 480 Quadratmetern.
- Es ist ein Zugang zum Kanal vorgesehen, sodass, wie der Investor betont, „zukünftige Bewohner möglichst die Wasserwege als Sport- und Freizeitfläche nutzen können“.
- Auch eine Tiefgarage ist für das Objekt geplant.
- Eine Reihe von Hausbooten oder sogenannte „Floating Homes“ wünscht sich der Investor für das Projekt, eine Genehmigung der Behörde dafür steht aber noch aus.
Immobilie in Hamburg-Hamm: Verzögerung von mehreren Jahren bei der Baugenehmigung
Die Planungen haben eine lange Vorgeschichte, wie auch die „Mopo“ berichtete. Das Grundstück in Hamm wurde bereits 2018 erworben. „Und erst 2024 konnte eine Baugenehmigung erwirkt werden“, teilt Simon Vollmer, Geschäftsführer der WPH, mit. Im Vorfeld habe das politische Umfeld dazu beigetragen, dass es zu langen Verzögerungen im Genehmigungsverfahren gekommen ist, sagt Vollmer.
Bisher steht auf dem Grundstück, von der Eiffestraße aus gesehen im Hinterhof, ein kleines Gebäude. Dort ist nach Angaben der WPH aktuell eine der vorhandenen Wohnungen noch vermietet. Die weiteren Einheiten seien demnach in keinem vermietungsfähigen Zustand.
Neubau in Hamburg: Mieter wehrt sich gegen das Vorhaben in Hamm
Laut WPH gebe es allerdings, trotz der nun erteilten Baugenehmigung, keinen Zeitpunkt für die Realisierung des Vorhabens. Der Grund: Mit dem einzigen verbliebenen Mieter wurde noch keine Einigung erzielt. „Jegliche Bemühungen sind in den letzten Jahren leider gescheitert“, sagt Vollmer. Eine Räumungsklage wurde Anfang 2022 durch das Amtsgericht abgewiesen. Gegen dieses Gerichtsurteil hatte die WPH Berufung eingelegt. Das Berufungsverfahren läuft zurzeit.
Inwieweit Miet- oder Eigentumswohnungen entstehen, ist laut WPH ebenfalls unklar. Dies hänge auch „von der weiteren Entwicklung im Zusammenhang mit der Einigung mit den Mietern ab und von der allgemeinen Marktsituation“, sagt Vollmer auch mit Blick auf den „sicherlich frühesten Baubeginn in 24 bis 36 Monaten“.
Immobilien Hamburg: Kaufpreis wohl ab 7000 Euro für den Quadratmeter
Genaue Preise kann der Investor wegen der Unwägbarkeiten ebenfalls noch nicht nennen. Nur so viel: Wären die Wohnungen heute im Verkauf, läge ein Kaufpreis wohl zwischen 7000 und 7500 Euro für den Quadratmeter, „nicht zuletzt auch aufgrund der langjährigen Verzögerungen“, sagt Vollmer. Mieten in der Lage dürften zwischen 16 und 18 Euro für den Quadratmeter liegen (ohne Gewähr).
Auf Anfrage des Abendblatts äußert sich auch der Bezirk Mitte zu dem Thema. „Der Vorhabenträger hat seit 2018 mehrere Vorbescheidsanträge eingereicht“, teilt eine Sprecherin mit. Zudem sei wegen der 2021 in Kraft getretenen städtebaulichen Erhaltungsverordnung eine Umplanung erforderlich geworden. Auch „wiederkehrende bauordnungsrechtliche Mängel in den Antragsunterlagen“ hätten den Prozess verzögert.
Neubau in Hamburg: Konflikt um günstigere Mietwohnungen
Es seien aber „trotz der geplanten 33 Wohneinheiten keine im ersten Förderweg geförderte Mietwohnungen vorzuweisen gewesen“, sagt die Sprecherin des Bezirks Mitte. Normalerweise gilt laut einem Beschluss des Hamburger Senats aus dem Jahr 2021, dass bei „Bauvorhaben auf privaten Grundstücken mit mehr als 30 Wohnungen ein Anteil von 35 Prozent der zusätzlich genehmigten Wohnungen im geförderten Wohnungsbau entstehen muss“. Das sind günstige Angebote für Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen.
In diesem Fall wurde aber für bestimmte Flächen eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Mit der Folge, dass keine geförderten Wohnungen gebaut werden müssen.
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Hamburg-Hamm: Politik kritisiert Planungen an der Eiffestraße als unsozial
Diese Planung hat derweil die Politik vor Ort kritisiert, zumal in einer Zeit, wo bezahlbare Wohnungen in Hamburg schwer zu bekommen sind. Dazu Steffen Leipnitz von den Linken im Bezirk Hamburg-Mitte: „In der Eiffestraße zeigt sich einmal mehr, dass die Vereinbarungen im Bündnis für das Wohnen vor allem die Investorinnen und Investoren begünstigen, die teure Wohnungen bauen wollen.“
Und, wie der Fachsprecher für Stadtplanung und Wohnen ergänzt: „Wo es bisher Wohnungen mit niedriger Miete gab, sollen jetzt exklusive Eigentumswohnungen gebaut werden. Auf der Strecke bleiben mal wieder die Mieterinnen und Menschen, die sich keine teureren Wohnungen leisten können.“