Hamburg. Thomas Collien und Ulrich Waller sehen die aktuelle Lage am Steindamm kritisch. Warum sie trotzdem in das Varieté investieren.

Der Steindamm nahe dem Hauptbahnhof ist bunt: Hier sind Hotels, türkische Imbisse und Fleischereien, Gemüsegeschäfte und Telefonläden zu finden. Doch die Straße liegt auch mitten im Brennpunkt St. Georg, der Hansaplatz mit seiner offenen Drogen- und Trinkerszene ist direkt um die Ecke.

Hier prallen Welten aufeinander, und so liegt gegenüber von einem Penny, in dem es günstigen Alkohol gibt, ein Hamburger Kleinod: das Hansa-Theater. Während der Schriftzug des Discounters knallrot hervorspringt, steht der Name des Varietés in goldenen Buchstaben über dem Eingang.

Hansa-Theater in Hamburg: Saal wird kommendes Jahr für eine Million Euro saniert

Vor 15 Jahren haben Thomas Collien und Ulrich Waller, die auch das berühmte St. Pauli Theater führen, die 130 Jahre alte Institution übernommen. Die Spielstätte hat rund 450 Plätze, bislang kamen mehr als eine Million Besucher. Das aktuelle Varieté-Programm läuft noch bis zum 9. März.

Blick von der Bühne des Hansa Theaters auf die Sitze fürs Publikum
Ein Blick in den Saal vom Hansa-Theater am Steindamm in St. Georg. Dieser soll im kommenden Jahr umfassend saniert werden. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Collien und Waller haben in der Loge Platz genommen, die einen wunderbaren Blick in den denkmalgeschützten Saal mit den imposanten Leuchtern an der holzvertäfelten Decke, den mit roter Stofftapete bezogenen Wänden und den Holztischen mit den kleinen Lampen und dem Serviceknopf – denn hier werden Getränke und Theaterteller gereicht – bietet. Auch die Sitze sind mit rotem Stoff bezogenen. „Die Einrichtung ist seit 1953 unverändert. Daran wird sich auch nichts ändern. Aber wir haben Großes vor“, sagt Collien. Der Saal werde komplett saniert. Vom Parkett über die Wände bis hin zu den Möbeln, „die lassen wir behutsam restaurieren“.

Das Hansa-Theater liegt am Steindamm in St. Georg. „Natürlich ist es für unsere Besucher nicht immer angenehm, am Abend über den Steindamm zu gehen“, sagt Thomas Collien. Doch er und sein Mitstreiter Ulrich Waller glauben, dass auch dieser Teil von St. Georg noch aufblühen wird.
Das Hansa-Theater liegt am Steindamm in St. Georg. „Natürlich ist es für unsere Besucher nicht immer angenehm, am Abend über den Steindamm zu gehen“, sagt Thomas Collien. Doch er und sein Mitstreiter Ulrich Waller glauben, dass auch dieser Teil von St. Georg noch aufblühen wird. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Und Waller ergänzt: „Die Technik und die Beleuchtung werden erneuert. Das wird seine Zeit dauern.“ Im Juni 2025 soll es losgehen, das Theater bleibt dann voraussichtlich drei Monate geschlossen. Eine Million Euro kostet die Investition und wird aus Mitteln von Bund, Land und den beiden Hausherren getragen. „Wir investieren in die Zukunft. Der Mietvertrag geht bis 2033. Wir könnten uns aber durchaus vorstellen, noch mal zehn Jahre zu verlängern. Wir glauben an den Standort“, sagt Collien.

Brennpunkt in Hamburg: Chef vom Hansa-Theater glaubt daran, dass Steindamm aufblüht

Ein solches Commitment in Zeiten, in denen fast kein Tag vergeht, an dem nicht darüber berichtet wird, wie St. Georg immer mehr abstürzt? „Natürlich ist es für unsere Besucher nicht immer angenehm, am Abend über den Steindamm zu gehen“, sagt Thomas Collien. „Klar, das ist hier ein Brennpunkt, und Politik und Polizei müssen dringend Maßnahmen ergreifen, damit sich die Lage wieder normalisiert.“

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Doch er und sein Mitstreiter sind optimistisch. „Ich glaube daran, dass auch dieser Teil von St. Georg aufblüht“, sagt Ulrich Waller. „Ich habe in den 80er-Jahren an der Langen Reihe gelebt, da standen da noch die Prostituierten an der Straße. Heute sind die Lange Reihe und die Straßen drum herum eine gefragte Wohnlage mit jeder Menge Gastronomie und Handel.“

Leider sei es noch so, dass am Hansaplatz ein Schnitt durch den Stadtteil gehe und am Steindamm noch einiges passieren müsse, um das Blatt zum Positiven zu wenden. Doch Collien sagt: „Jetzt konzentrieren wir uns erst mal auf die Frischzellenkur für unser Theater.“