Hamburg. Hamburgs Vorzeigequartier hat nun einen neuen Sportverein. Die Gründer haben große Ambitionen. Trotz schwieriger Platzverhältnisse.
Dass es Vereinspräsidenten oft nicht leicht haben, erfährt Maxim Plucinski am eigenen Leib. „Maxim, trainiere mal lieber mit, als dich fotografieren zu lassen“, riefen die kickenden Kreisklassen-Fußballer des Hamburg HafenCity FC dem 22-Jährigen zu, als dieser für den Abendblatt-Fotografen posierte. Aber so ist das nun einmal, wenn man Linksaußen und Clubchef in Personalunion ist.
Der gebürtige Hamburger hat am 9. Mai 2023 den neuesten Sportverein im neuen Vorzeigequartier gegründet. „Die HafenCity sieht gut aus, ist noch recht neu, aber auch irgendwie noch ziemlich kalt. So richtig Leben herrscht da noch nicht. Es war eigentlich die Haupt-Intention bei der Gründung, dies zu ändern“, sagt Plucinski. „Jeder Stadtteil hat einen Verein, dort sieht man, welche Wirkung – gerade im sozialen Bereich – Vereinsleben haben kann. Das wollen wir auch in der HafenCity hinbekommen.“
Hamburg HafenCity FC: Sportverein wurde spontan von Studenten gegründet
Die Idee für den Hamburg HafenCity FC entstand in der HafenCity Universität eher aus einer Spaßlaune heraus. Plucinski hatte nach einer Fußballpause wieder Lust, irgendwo zu kicken. Doch wo nur, fragte sich der Bergedorfer. „Das haben sich viele an der Uni gefragt, also haben wir überlegt, eine Mannschaft zu gründen. Ich habe mich dann mit dem Thema Vereinsgründung beschäftigt und gesehen, dass es noch gar keinen Verein in der HafenCity gibt. Das habe ich als Riesenchance gesehen, weil diesen Stadtteil jeder kennt und dort unglaubliches Potenzial liegt“, sagt Plucinski.
Gesagt, getan. In einer Hauruckaktion wurde eine Herrenmannschaft beim Hamburger Fußballverband (HFV) für die Saison 2023/24 nachgemeldet, die Geburtsstunde der Herrenmannschaft. „Ich habe praktisch ein Team für die Kreisklassensaison angemeldet, das es noch gar nicht gab. Also habe ich mein gesamtes Telefonbuch im Handy durchgescrollt und jeden gefragt, der irgendwann mal Fußball gespielt hat. Zwei Wochen später hatten wir unser erstes Spiel“, blickt Plucinski zurück.
HafenCity ist modern und neu – aber ohne Platz für eine ligataugliche Sportanlage
Die ersten Trainingseinheiten wurden auf dem Bolzplatz im Loosepark absolviert. Weil der Hamburg HafenCity FC zunächst keinen eigenen Platz hatte, tauschten sie bei jedem Liga-Heimspiel das Heimrecht. „Wir haben wirklich zunächst nur auswärts gespielt“, sagt der Vereinspräsident. Und eigentlich ist das irgendwie immer noch so.
Bei der Planung des 157 Hektar großen Areals an der Elbe wurde das Thema Sportplatz schlicht nicht berücksichtigt. Zwar gibt es im Baakenpark und im Lohsepark Kleinfeld-Bolzplätze, einen geeigneten wettkampftauglichen Platz für Trainingseinheiten und Ligaspiele sucht man in der HafenCity jedoch vergebens. Daran ändert auch der Bau eines Kleinfeld-Kunstrasenplatzes (9er-Feld) am Oberhafen nichts, der 2025 fertiggestellt werden soll.
„Wir haben viele Gespräche mit dem Bezirk Mitte und der HafenCity Hamburg GmbH geführt. Ich bin der Meinung, wenn man gewollt hätte, hätte man statt des 9er-Feldes auch einen großen Platz errichten können. Es ist blöd, dass bei der Planung der HafenCity ein Sportplatz nicht berücksichtigt wurde oder einfach aus finanziellen Gründen die Prioritäten anders gesetzt wurden – was ein Stück weit aber verständlich ist. Aber wenn man ein innovativer Stadtteil sein möchte, hätte es der HafenCity gutgetan, auch einen Anlaufpunkt für Sportler zu haben“, so der Vereinspräsident.
Hamburg HafenCity FC zieht Ende des Jahres von Rothenburgsort nach Hammerbrook
Die zwei Herrenmannschaften, zwei Frauenteams sowie fünf Jugendmannschaften des Hamburg HafenCity FC trainieren und spielen daher derzeit auf der Anlage des FTSV Lorbeer-Rothenburgsort von 1896 e.V. an der Marckmannstraße. Zum Jahresende soll aber der Umzug nach Hammerbrook erfolgen, wo derzeit am Anckelmannsplatz ein neuer Kunstrasenplatz entsteht.
„Dem Bedarf und Wunsch der Vereine nach einem ligatauglichen Fußballplatz konnte innerhalb der Grenzen der HafenCity nicht entsprochen werden. Mit unserem Engagement ermöglichen wir die Modernisierung einer Sportanlage, die von der HafenCity schnell zu erreichen ist und zudem die Integration von Sportlerinnen und Sportlern aus den umliegenden Stadtteilen fördert“, sagte Andreas Kleinau, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH bei der Grundsteinlegung im Mai.
Eine Lösung, die für den Hamburg HafenCity FC zumindest einen Fortschritt zur aktuellen Platzsituation darstellt. „Für einen Kompromiss ist das schon eine ganz gute Lösung“, sagt Plucinski, der natürlich lieber mit seinem Verein – dem Namen entsprechend – in der HafenCity beheimatet wäre.
HafenCity FC wächst und will ein neuer Universalsportverein in Hamburg werden
Von der Sportplatz-Thematik lässt sich der Hamburg HafenCity FC aber nicht unterkriegen. Im Gegenteil: Innerhalb eines Jahres stieg die Mitgliederzahl auf 160. In den nächsten sieben bis zehn Jahren will der Verein bei den Männern und Frauen ein Fußball-Oberligateam stellen, zudem orientiert sich der Verein in Sachen Nachwuchsförderung am Niendorfer TSV und dem Eimsbüttler TV.
Doch auch abseits des Fußballs hat der junge Verein große Pläne. Mit Tennis ist bereits eine weitere Sportart hinzugekommen. Perspektivisch sollen weitere wie Basketball, Handball oder Tischtennis folgen.
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Und die Vision von Plucinski und seinen Vorstandskollegen, ein „echter“ HafenCity-Verein zu sein, wollen sie sich nicht kaputtmachen lassen. „Die Hoffnung stirbt zuletzt, die werde ich nie aufgeben. Es ist unser größter Traum, einmal eine echte Heimat in der HafenCity zu haben. Mit eigenem Vereinsheim, wo sich ein echtes Vereinsleben in dem Stadtteil entwickeln kann. Aber es ist extrem schwierig, die Baufelder sind alle mehr oder weniger vergeben. Träumen ist ja nicht verboten“, sagt Plucinski, greift zu seiner Sporttasche und macht sich – zur Freude seiner Teamkollegen – bereit fürs Training.