Hamburg. Anhänger des italienischen Erstligisten wurden am Rathaus nach „Zufallsbegegnung“ mit Polizei durchsucht. Was Fans jetzt droht.

Italienische Hooligans haben bereits vor dem Europa-League-Spiel Dynamo Kiew gegen Lazio Rom im Hamburger Volksparkstadion für einen großen Polizeieinsatz in der City gesorgt. Am Dienstagabend (24. September) traf die Polizei auf dem Rathausmarkt auf rund 60 schwarz gekleidete mutmaßliche Hooligans, also gewaltbereite Anhänger, des Fußballclubs Lazio Rom.

Die Einsatzkräfte durchsuchten die Fans daraufhin. Dabei wurden nach Angaben der Polizei Hamburg Hieb- und Stichwaffen und andere gefährliche Gegenstände gefunden und sichergestellt. Die Beamten fanden bei der Kontrolle in der Hamburger City unter anderem fünf Messer, sechs Fleischklopfer, zwei Holzlatten, eine Keule, eine Rohrzange und einen Spieß. Auch Vermummungsmaterial wie Sturmhauben trugen die Verdächtigen bei sich. Alle Gegenstände wurden sichergestellt.

Dynamo Kiew – Lazio Rom: Hooligans verbringen Nacht in Gewahrsam und bekommen Stadionverbot

Widerstand gegen die Polizeibeamten hätten sie nicht geleistet. Nach Abendblatt-Informationen wurden die Lazio-Rom-Anhänger unter anderem mit Linienbussen gegen 0.30 Uhr zu einer Polizeidienststelle in die Stresemannstraße gebracht. Auch italienische Polizisten sollen vor Ort gewesen sein.

Wie aus einer aktuellen Mitteilung der Polizei hervorgeht, mussten die mutmaßlichen Hooligans die Nacht in Gewahrsam verbringen, „um Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu verhindern“. In den frühen Morgenstunden seien diese nach Angaben eines Lagedienstsprechers „sukzessiv und einzeln“ entlassen worden. Die Polizei prüft laut eines Sprechers, ob die Kosten für die Übernachtung den Beteiligten auferlegt werden können. Ebenso werde geprüft, ob Straftatbestände vorliegen.

Zwar sind die Lazio-Anhänger wieder auf freiem Fuß, ins Stadion geht es für sie am Mittwochabend dennoch nicht. Laut Polizei wurde gegen jeden der Hooligans aus der Gruppe ein Aufenthaltsverbot des Areals rund um das Stadion ausgesprochen. Selbst mit gültigen Eintrittskarten dürfen sie sich dem Gelände also nicht nähern.

Am Mittwochnachmittag äußerte sich nun auch Lazio Rom zu den Festnahmen seiner Ultras. Von einer deutlichen Distanzierung zu Gewalt oder gewaltbereiten Fans herrscht jedoch Fehlanzeige. Stattdessen nimmt der Verein lediglich aufgrund der Presseberichte Kenntnis von den Festnahmen und bestätigt die diversen von der Polizei Hamburg gefundenen Gegenstände.

Zum Schluss gibt es dann doch noch einen kurzen Appell an die Anhänger des Vereins: „Lazio-Fans werden gebeten, die bereits vom Verein bereitgestellten Informationen zu befolgen, um das Hamburger Stadion unter sicheren Bedingungen zu erreichen.“

Lazio Rom in Hamburg: Polizei stoppt Hooligans am Rathaus – durch einen Zufall

Für die Hamburger Polizei begann der Einsatz am Dienstag gegen 20.30 Uhr. Durch eine „Zufallsbegegnung“ seien die Beamten auf die italienischen Erstligisten-Fans aufmerksam geworden. Demnach endete am Ballindamm eine Pro-Palästina-Demo mit rund 300 Teilnehmern. Zu diesem Zeitpunkt sollen sich auch schwarz gekleidete Lazio-Fans am Jungfernstieg aufgehalten haben. Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei hielten die Gruppe aus rund 60 Männern an, nachdem diese nicht auf Ansprache der Polizei reagierten.

300 Palästinenser demonstrierten in Hamburg gegen die israelischen Luftangriffe im Libanon
Mehr als 300 Menschen demonstrierten in der Hamburger Innenstadt gegen die israelischen Luftangriffe im Libanon. Der Protestzug endete früher als erwartet gegen 20.30 Uhr am Jungfernstieg. © Lenthe-Medien/Reimer | Lenthe-Medien/Reimer

Am Rathausmarkt wurden sie in Gewahrsam genommen und durchsucht. Wie das Abendblatt bereits bekannt gab, berichteten Zeugen, die sich wenig später am Rathaus aufgehalten hatten, dass Lazio-Fans in einer langen Reihe mit den Händen an der Fassade des Rathauses standen und von den Beamten durchsucht worden waren. Am Mittwochmorgen bestätigte der Lagedienst der Hamburger Polizei das Vorgehen.

Durchsuchung von LAzio-Fans am Rathaus
Polizisten durchsuchen am Dienstagabend auf dem Rathausmarkt Lazio-Fans. © Timo Strohschnieder | Timo Strohschnieder

Volksparkstadion Hamburg: Polizei begleitet Spiel zwischen Lazio Rom und Dynamo Kiew

Der italienische Erstligist bestreitet am Mittwochabend in Hamburg sein erstes Gruppenspiel in der Europa League gegen das ukrainische Team. Die Hamburger Beamten werden das Spiel begleiten. Die Polizei erwarte bis zu 11.000 Zuschauer und gehe von einem „störungsfreien Verlauf“ aus.

Mehr zum Thema

Zum Auftakt der Gruppenphase in der Europa League trifft Dynamo Kiew im Volksparkstadion auf den italienischen Topclub Lazio Rom (21 Uhr). Wegen des Krieges in der Ukraine trägt der Vizemeister seine vier Heimspiele im Europapokal in Hamburg aus. Die römische Mannschaft war am Dienstag um 18.15 Uhr mit einer Sondermaschine von Aeroitalia am Hamburg Airport gelandet.

Um 18.15 Uhr landete eine Sondermaschine von Aeroitalia am Hamburg Airport. An Bord die Mannschaft von Lazio Rom.
Um 18.15 Uhr landete eine Sondermaschine von Aeroitalia am Hamburg Airport. An Bord: die Mannschaft von Lazio Rom. © Lenthe-Medien/Meyer | Lenthe-Medien/Meyer

Immer wieder kommt es zu Zwischenfällen mit den gewaltbereiten Anhängern von Lazio Rom, wie etwa in München im vergangenen Jahr. Ein großes Problem ist dabei die seit Jahrzehnten kaum verborgene Nähe der Ultras zur rechtsextremen Szene Italiens und ihrer Verehrung des Faschismus.

Großes Aufsehen erregte im Jahr 1999 im Derby gegen Hauptstadtrivalen AS Rom ein Banner mit dem Spruch: „Auschwitz ist eure Heimat, die Öfen euer Zuhause.“ Auch faschistische Chöre und Hitlergrüße gehören durch die Ultra-Szene bei Spielen des Vereins zum regelmäßigen Programm. Dennoch geht die Polizei Hamburg am Mittwoch zunächst von einem störungsfreien Ablauf aus, so Polizeisprecher Patrick Schlüse. Wie bei Fußballspielen der Größenklasse üblich werde die Partie dennoch von Beamten begleitet. 11.000 Fans werden heute im Volksparkstadium insgesamt erwartet.