Hamburg. Einhornmasken richten sich an Mädchen – doch viele Inhaltsstoffe können der jungen Haut schaden. Wie Budni, dm und Co. damit umgehen.

  • Schönheits- und Pflegeprodukte richten sich gezielt an junge Mädchen, doch zu viel davon kann schädlich sein
  • Expertinnen aus Hamburg warnen vor übertriebener Hautpflege bei Kindern und Jugendlichen
  • In Schweden sind in den Filialen der umsatzstärksten Apothekenkette bestimmte Hautpflegeprodukte für Kinder unter 15 Jahren tabu

Beautymasken, die sich mit ihrem bunten Design gezielt an Kinder richten – ob mit Einhorn- oder Pandabärenmotiv: Viele Teenies in Hamburg kaufen mittlerweile diverse Schönheitsprodukte, vor allem für das Gesicht. Und sie werden immer jünger. Expertinnen warnen bereits eindringlich vor den Folgen von übertriebener Hautpflege bei Kindern und Jugendlichen.

„Vor 20 Jahren habe ich Erwachsene erlebt, die an einer perioralen Dermatitis leiden, heute sind es schon Zehnjährige“, sagt Tina Köhler, Kosmetikerin bei Werte Freunde in der Altstadt in Hamburg. Diese Hautkrankheit kann durch exzessive Pflege entstehen. Waren es früher Playmobil und Prinzessinnenkostüme, stehen heute in vielen Mädchenzimmern Schminkspiegel mit vielen bunten Tiegeln.

Budni, dm und Co: Übertriebene Hautpflege – so reagieren Eltern in Hamburg auf gefährlichen Trend

Katharina Salm, Mutter von zwölfjährigen Zwillingsmädchen, erlebt die Faszination für Hautprodukte auch bei ihren Kindern, kann dem aber noch Grenzen setzen und ihre Töchter von Naturkosmetik überzeugen. „Besitzen tun sie jede Menge solcher Produkte. Die sehen toll aus auf dem Schminktisch und sind ja leider auch im Taschengeld-Budget“, sagt sie.

Pflege und Kosmetik für Kinder
Diese Gesichtsmasken mit Pandabärmotiv in einer Budni-Filiale in Hamburg sprechen deutlich ein junges Publikum an. Doch die junge Haut braucht die vielen Inhaltsstoffe nicht, bei einer Überpflegung drohen Hauterkrankungen. © privat | Genevieve Wood

Andere haben es da schwerer. Janine Werth, Geschäftsführerin von Werte Freunde, schildert einen Fall aus dem Bekanntenkreis: „Die Tochter wurde von anderen Mädchen ausgeschlossen, weil sie solche Billigprodukte gar nicht kaufen darf. Das erlaubt ihre Mutter nicht.“ Das Mädchen war mit Gleichaltrigen unterwegs und die anderen deckten sich bei einer Hamburger Drogeriekette mit vielen Hautprodukten ein. Weil die Elfjährige von ihrer Mutter gelernt hatte, dass viele der Inhaltsstoffe nicht gut sind für junge Haut, sagte sie den anderen das, versuchte aufzuklären und wurde daraufhin ausgeschlossen.

Der Trend um die Hautpflege wird von Kinder-Beauty-Influencerinnen aus den USA – in der Szene bekannt als „Sephora-Kids“– vorangetrieben. In Videos teilen sie ihre tägliche Hautroutine.

Kosmetik zum Kindergeburtstag: Eltern in Hamburg-Eimsbüttel versuchen, dagegenzusteuern

Auch wenn immer mehr Mädchen für viele Hautpflegeprodukte empfänglich sind, versuchen Eltern gegen den Trend zu steuern. In Eimsbüttel etwa wurde in einer WhatsApp-Gruppe zum Geburtstag einer Elfjährigen extra darum gebeten, auf Kosmetikprodukte als Geschenk zu verzichten.

Doch die Verlockung für die Mädchen ist groß. In Schweden ist das anders. Dort sind in den Filialen der umsatzstärksten schwedischen Apothekenkette bestimmte Hautpflegeprodukte für Kinder unter 15 Jahren inzwischen tabu. Dazu gehören Anti-Faltencremes und andere Produkte für reifere Haut.

Little girl enjoying beauty routine in morning
Gesunde Kinderhaut braucht keine spezielle Pflege, außer Sonnenschutz. Doch viele Mädchen auch in Hamburg greifen immer früher zu zahlreichen Pflegeprodukten. Mütter sind da oft hilflos (Symbolbild). © Getty Images | hobo_018

Das Abendblatt hat die bei Kindern und Jugendlichen beliebten Drogerieketten auf das Problem angesprochen und gefragt, warum so viele Schönheitsprodukte gezielt auf Kinder ausgerichtet sind.

Budni, dm & Co.: So reagieren Drogerien auf Kritik an Pflegeprodukten für Kinder

Von Rossmann heißt es dazu lediglich: „Rossmann bietet keine Kosmetikartikel gegen Hautalterung (etwa mit Anti- oder Pre-Aging-Wirkstoffen) speziell für Kinder an, weder Marken- noch Eigenmarkenprodukte. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir zu Ihren Fragen im Detail keine Angaben machen können, da es sich hierbei teils um sensible Daten handelt.“

Budni bietet nach eigenen Angaben unter den Eigenmarken keine kritisch gesehenen Gesichtspflegeprodukte an – weder im Kosmetikbereich, noch im Bereich Kinderpflege. Im Sortiment Kinderpflege gibt es demnach derzeit zwölf Artikel unter der Eigenmarke „Tabaluga“, die über die Farbigkeit und das Drachenmotiv gezielt Kinder ansprechen sollen, darunter befinde sich keine Gesichtspflege. Die Inhaltsstoffe entsprächen den rechtlichen Anforderungen und seien unbedenklich.

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Eine Stichprobe vor Ort ergab aber, dass es durchaus Gesichtsmasken mit Pandabären in den Regalen gibt – wenn auch nicht von der Hausmarke – oder Schönheitsmasken, die „Berry Love“ heißen und ganz klar eher ein junges Publikum ansprechen.

Budni Hamburg: Kinder sollten keine Pflegeprodukte für Erwachsene nutzen

Eine Budni-Sprecherin: „Generell ist zu sagen, dass Kinder keine Produkte für Erwachsene nutzen sollten, vor allem nicht Retinol, Hyaluronsäure und Aktivkohle.“ Gesetzlich gäbe es jedoch keine Altersbeschränkung für den Verkauf von kosmetischen Produkten. 

Alexander Strehlau, dm-Bereichsverantwortlicher Sortiment im Ressort Marketing und Beschaffung, sagt: „Bei der ganzheitlichen Entwicklung der dm-Marken-Produkte richten wir diese an Hautbedürfnissen aus, weshalb wir in den meisten Fällen auf eine Altersauslobung verzichten. Wir möchten ein möglichst relevantes Sortiment anbieten, in dem alle das für sich individuell passende Produkt finden.“

In dem Pflege-Sortiment sei auf den meisten Produkten aus dem Anti-Aging-Bereich zur Orientierung ein Hinweis angegeben, für welches Alter das Produkt geeignet ist. „Grundsätzlich entwickeln wir gemeinsam mit unseren dm-Marken-Herstellerpartnern Produkte mit höchstmöglichen Qualitätsstandards und hochwertigen Rezepturen“, so Alexander Strehlau. Zudem würden die enthaltenen Inhaltsstoffe transparent ausgewiesen werden. „Wir kennen die Haltung der schwedischen Apotheken- und Drogeriekette und beobachten diese Entwicklungen.“