Hamburg. Die Hauterkrankung tritt in der Pubertät oft auf, ist aber nicht nur genetisch bedingt. Welche Faktoren sie befördern, welche Therapien es gibt.

Sie beginnt in der Pubertät in Form von kleinen weißen oder schwarzen Punkten auf der Haut und klingt in den allermeisten Fällen zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr wieder ab. Dazwischen aber kann Akne für Jugendliche zu einem echten Problem werden – und es bei falscher oder gar keiner Behandlung auch bleiben.

„Die Akne kommt meist genau in einer Phase, in der Jugendliche sich verändern, sehr mit ihrem Äußeren beschäftigen und damit oft auch hadern. Deshalb trifft sie diese Hauterkrankung besonders hart“, sagt die Hamburger Kinderärztin Claudia Haupt im Podcast „Die KinderDocs“. 15 bis 30 Prozent aller Jugendlichen seien von Akne betroffen: einem gleichzeitigen Auftreten von Pickeln in größerer Zahl.

Akne: Wie und warum sich auf der jugendlichen Haut Pickel bilden

Jungen haben häufiger daran zu leiden als Mädchen. Schuld sind die Androgene: „Diese männlichen Hormone regen die Talgdrüsen stark an“, erklärt Haupts Kollegin Charlotte Schulz. Verstopften diese Drüsen dann und könne der Talg nicht mehr abfließen, könnten sich zunächst die eingangs beschriebenen Mitesser (Komedonen) bilden. Diese wiederum könnten sich entzünden und zu Pickeln werden – vorzugsweise im Gesicht, auf der Brust, den Schultern und am Rücken.

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Akne: Darum sollten Jugendliche Pickel nicht ausdrücken

Die KinderDocs - der Eltern-Ratgeber-Podcast

Wie heftig die Akne ausfällt, darauf könnten wir nicht erst bei der Therapie Einfluss nehmen. Denn neben der genetischen Veranlagung spielten auch andere Faktoren eine Rolle.

  • Stress: Er könne Entzündungsprozesse anheizen und eine Akne dadurch verschlechtern.
  • Ernährung: Viele Milchprodukte, aber auch Fast Foods, Softdrinks und sehr zuckerreiche Nahrungsmittel könnten Akne befördern.
  • Tabak: Rauchen erhöhe das Risiko für Akne.
  • Falsche Hautpflege: Wird die Haut mehrmals am Tag mit aggressiven oder zu fettreichen Produkten gereinigt und eingecremt, könne sie mit noch mehr Pickeln reagieren.
  • Medikamente: Anabolika und Steroide wie Kortison – auf das manche Menschen aber angewiesen sind – könnten sich ebenfalls negativ auswirken. Gleiches gelte für Mittel gegen Epilepsie.

Was aber, wenn man eigentlich alles richtig macht und die Pickel trotzdem nicht loswird? „Die Basis ist, die Haut richtig zu reinigen und zu pflegen. Und dabei gilt: Manchmal ist weniger auch mehr“, sagt Schulz. Jugendliche sollten ein- bis zweimal täglich eine milde, seifenfreie und pH-neutrale Reinigungslösung benutzen.

Pickel ausdrücken oder nicht? KinderDocs geben eindeutige Antwort

Soll es zusätzlich eine Pflege sein, sei darauf zu achten, dass die Creme nicht zu fetthaltig ist, weil das die Verstopfung der Talgdrüsen noch befördere. Gleiches gelte beim Sonnenschutz: Hier gebe es spezielle Gele, die bei Akne sehr gut geeignet seien.

Hilft alles nichts, helfen sich Jugendliche gern selbst: Sie drücken ihre Pickel aus. Charlotte Schulz kann davon nur abraten: „Die Jugendlichen können dabei nicht nur zusätzliche Entzündungen, sondern auch den Eintritt von Bakterien in die Haut und schlimmstenfalls in die Blutbahn befördern.“

Die Hamburger Kinderärztinnen Dr. Charlotte Schulz (r.) und Dr. Claudia Haupt (2. v. l.) im Abendblatt-Podcast-Studio mit Sylvia Buckl und Achim Leoni.
Die Hamburger Kinderärztinnen Dr. Charlotte Schulz (r.) und Dr. Claudia Haupt (2. v. l.) im Abendblatt-Podcast-Studio mit Sylvia Buckl und Achim Leoni. © Funke Medien Hamburg | Hamburger Abendblatt

Besser wäre es, eine medizinische Kosmetik in Anspruch zu nehmen. Sie werde in schwereren Fällen von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt. Viele Hautarztpraxen böten eine solche Behandlung an. Auch Kosmetikstudios seien eine gute Anlaufstelle. Claudia Haupt: „Sie arbeiten nicht nur hygienisch, sondern nutzen Dampf, um die Poren zu öffnen.“

Bei der eigentlichen Therapie von Akne wird zwischen lokal aufzutragenden und systemischen Medikamenten unterschieden. Cremes oder Lotionen sollten einen höheren Wasser- als Fettanteil haben, erklärt Haupt, und vier Funktionen erfüllen:

  1. die Talgproduktion hemmen;
  2. die Verhornung oder Verstopfung von Talgdrüsen verhindern;
  3. entzündungshemmend wirken;
  4. antibakteriell sein.

Benzoylperoxid etwa wirke sehr stark austrocknend, antibakteriell und talgmindernd. Allerdings könne es auch die Haut irritieren – und bei Kontakt Textilien bleichen. In Verbindung mit Sonne könne es sogar Pigmentstörungen verursachen. Deshalb solle es nur abends und in jedem Fall nur an den betroffenen Stellen aufgetragen werden.

Jugendliche sollten Akne nicht ignorieren

Auch Vitamin-A-Abkömmlinge (Retinoide) oder in besonderen Fällen antibiotische Cremes könnten Linderung schaffen – bei konsequenter Anwendung. Werde die Behandlung nach Anfangserfolgen vernachlässigt, komme die Akne in der Regel zurück.

In keinem Fall ersetze eine medikamentöse Therapie die richtige Pflege. Umgekehrt schon eher: „Eine milde Reinigungslösung, ein sanftes Tonic für junge Mischhaut und eine hautberuhigende Creme mit geringem Fettanteil sind bei milden Formen der Akne häufig schon ausreichend“, sagt Haupt.

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Den Arztbesuch scheuen sollten betroffene Jugendliche aber nicht. „Egal ob es einige wenige Pickelchen sind oder eine schwere Akne: Wir können in jedem Fall etwas tun, um diesen Jugendlichen deutlich zu helfen“, sagt Schulz. Bei schweren Akneformen sei dies in jedem Fall angeraten, egal wie gelassen man damit umgeht: „Was für diese Jugendlichen jetzt kein Problem ist, kann in zehn Jahren ein sehr großes sein, weil auch beim Abheilen Narben entstehen können.“

Wie man „im Notfall“ einen Pickel behandeln sollte, ob Nass- oder Trockenrasur besser ist und warum die Mallorca-Akne eigentlich gar keine Akne ist, erfahren Sie ebenfalls in dieser Folge der KinderDocs.