Hamburg. XXL-Einkaufszentrum in der HafenCity kann auch im Oktober nicht eröffnen. Mietern droht „wirtschaftliches Desaster“. Die Reaktionen.
Es ist sehr peinlich für das Unternehmen und extrem ärgerlich für die Mieter: Auch der für den 17. Oktober anvisierte Eröffnungstermin für das neue XXL-Einkaufsviertel Westfield Hamburg-Überseequartier in der HafenCity kann von der Bauherrin Unibail-Rodamco-Westfield (URW) offenbar nicht eingehalten werden. Das hatte das Abendblatt aus zuverlässigen Quellen erfahren. Dem Vernehmen nach wird das Unternehmen diese Hiobsbotschaft demnächst auch selbst verkünden. Es ist der dritte Eröffnungstermin, der platzt.
„Ich bin schockgefroren. Mir fehlen die Worte“, sagt Mieter Axel Strehlitz, der in dem Einkaufszentrum eigentlich schon im April Lolas Bistro sowie einen Beachclub eröffnen wollte. Er habe bislang nur durch den Abendblatt-Artikel von dem nicht einzuhaltenden Eröffnungstermin erfahren. „Wir müssen jetzt dringend von dem Vermieter informiert werden, wie es weitergeht, damit wir zuverlässig planen können“, fordert der Unternehmer.
Westfield Hamburg: Probleme bei Abnahme technischer Anlagen?
Wie auch die anderen Mieter hatte Strehlitz schon zur ursprünglich geplanten Eröffnung im April Personal eingestellt. Rund 40 Kräfte musste er in seinen eigenen Läden und bei befreundeten Gastronomen unterbringen, als die Westfield-Eröffnung wegen eines vermeintlichen Wasserschadens erst auf August und dann auf Oktober verschoben wurde. Da sich inzwischen viele einen anderen Job gesucht hätten, habe er gerade wieder angefangen, neues Personal einzustellen. Erste Verträge seien abgeschlossen, andere seien gerade unterwegs.
Schon am Wochenende hatte ein Artikel im „Spiegel“ für ein mulmiges Gefühl bei den Mietern gesorgt. Darin war die Rede von Verspätungen und Problemen bei der Abnahme technischer Anlagen. Auch sei „ein abgestimmtes (genehmigtes) Brandmeldeanlagenkonzept“ für die beiden Hochhäuser und ein Hotel „nicht vorgelegt“ worden, wurde aus dem Bericht einer Sachverständigengesellschaft zitiert. Zudem wurde angezweifelt, dass die Anlage für den von Rettungskräften verwendeten BOS-Funk im Oktober in Betrieb gehen könne.
Westfield – Mieter spricht von „falsch herum eingebauter Sprinkleranlage“
Mieter Florian Scheer hat solche Situationen live miterlebt, also Gespräche bei technischen Abnahmen, beispielsweise durch den TÜV. Scheer möchte im XXL-Einkaufszentrum eine Filiale des Hamburger Modelabels Derbe betreiben. „Eigentlich ist unsere Fläche fertig, und wir könnten morgen eröffnen“, so Scheer. Abgesehen vom fehlenden fließenden Wasser, der Zuwegung, den Außenanlagen und den technischen Problemen.
Da man bei Derbe den Schlüssel zum Geschäft nicht aus der Hand gegeben hat, ist er häufig auf der Baustelle, um für Handwerker den Laden zu öffnen. Unter anderem sei bei einem solchen Termin festgestellt worden, dass die Sprinkleranlage falsch herum eingebaut worden sei. „Offiziell wird uns das aber nie mitgeteilt“, so Scheer. Trotzdem ahnte er schon, dass es mit dem Termin im Oktober wieder nichts wird.
Westfield Hamburg – „Stand der Baustelle hat sich zu April nicht groß verändert“
„Wir sind regelmäßig auf der Baustelle und haben schon gesehen, dass sich der Stand zu April nicht groß verändert hat“, lautet seine harte Einschätzung zum Baufortschritt. Damit es auf der Baustelle endlich läuft, müsste aus seiner Sicht dringend an der Koordination etwas getan werden. Die Gewerke liefen nebeneinanderher. Ständig würden beispielsweise bereits gepflasterte und fertige Bereiche wieder aufgerissen.
„Eine offizielle Mitteilung haben wir noch nicht erhalten, haben es uns aber schon gedacht“, erklärt Scheer, der daher wenig überrascht auf die Abendblatt-Anfrage zum Eröffnungstermin reagierte. Aber nicht weniger besorgt.
Westfield – Mieter des XXL-Einkaufszentrums fühlen sich hilflos: „Können nichts tun“
„Wirtschaftlich gesehen ist das ein Desaster“, sagt Scheer. Die Baustelle koste permanent Geld. Auch diesmal habe man Personal eingestellt und Ware geordert. Zudem habe man sich logistisch und strukturell darauf eingestellt, die Filiale in der HafenCity zu betreiben. Beim letzten Mal gelang es eine Zwischenlösung zu finden, indem man in einen laufenden Mietvertrag im Elbe Einkaufszentrum einsteigen konnte. Das laufe im Dezember aus und sei auch kein Ersatz für den Innenstadt-Standort gewesen. „Wir können gar nichts tun oder verändern. Wir sind ein kleiner Mieter“, sagt Scheer.
Große Mieter wie Breuninger, Thalia, das Digitalmuseum Port des Lumières oder die Fitnesskette Sports Club reagieren auf Abendblatt-Anfrage verhalten. Mancher verweist darauf, dass man eine offizielle Mitteilung von Unibail zum Eröffnungstermin abwarten wolle.
XXL-Einkaufszentrum: Bauherrin URW gibt zur Eröffnung keine neuen Informationen bekannt
Unibail-Rodamco-Westfield äußerte sich am späten Freitagnachmittag wie folgt: „Bezüglich des Timings der Eröffnung gibt es keine neuen Informationen bekanntzugeben, vielmehr konzentrieren wir uns derzeit auf die Projekt-Finalisierung und darauf, dass das Westfield Hamburg-Überseequartier unseren hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards entspricht und die Interessen aller Beteiligten bestmöglich bedient“, so ein Sprecher.
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Zu den von Mietern angesprochenen Mängeln heißt es, dass alle notwendigen Sicherheitsstandards beachtet und befolgt würden. „Dazu zählen regelmäßige Baustellenbegehungen, Vorprüfungen sowie Berichte durch qualifizierte Ingenieurbüros, in der Folge die Beseitigung der Mängel durch die Baufirmen sowie Überprüfungen entscheidender Systeme und Gewerke durch unabhängige Sachverständige.“ Dabei halte man sich strikt an die branchenüblichen Prozesse, die die „Qualität und Sicherheit des Baus gewährleisten“.
Westfield Hamburg: Bauherrin lädt nächste Woche zum Mieterevent mit Afterwork-Barbecue
Für Mitte der kommenden Woche hat URW ein „Mieterevent mit Afterwork-Barbecue“ anberaumt. Das Zusammenkommen soll dazu dienen, dass sich die Mieter kennenlernen und vernetzen können. Es soll auch angesichts der schlechten Nachrichten in dieser Form stattfinden. „Wir pflegen“, betont der Sprecher, „einen kontinuierlichen und engen Austausch mit unseren Mietpartnern.“