Hamburg. Neues Schiff der Hadag hat Platz für 250 Personen und kann mit Batterie betrieben werden. Doch die Neuland hat noch mehr zu bieten.
Um 7.46 Uhr startet die Premierenfahrt für die Neuland in den Hamburger Hafen, die das Abendblatt am Dienstagmorgen exklusiv begleitet. Die vergangenen drei Wochen hat die neueste Fähre der Hadag einen Zwischenstopp bei der Schiffswerft Marine Service Brandt in Oortkaten eingelegt, wurde zuvor auf der SET-Werft in Tangermünde gebaut.
Die 33 Meter lange Fähre – drei Meter länger als die anderen Hadag-Schiffe – ist ein Hingucker: Denn sie ist pink und weiß lackiert. Pink leuchtet auch der Schriftzug ONE. Das steht für Ocean Network Express. Die Containerreederei aus Singapur bezahlt natürlich für diese Werbung.
Hamburger Hafen: Die Neuland wird auf ihrer Premierenfahrt von Lorenz Terwey gesteuert
Das Unternehmen hatte zuvor die Partnerschaft für die MS Wilhelmsburg innegehabt. Doch diese ist inzwischen nicht mehr pink, sondern dunkelblau lackiert und fährt jetzt als Käptʼn-Iglo-Fähre durch den Hafen.
Die Neuland biegt aus dem kleinen Hafenbecken am Oortkatenufer auf die Elbe ein. Schiffsführer Lorenz Terwey hat hier im Steuerhaus alles im Blick. Unzählige Knöpfe und Bildschirme sind an seinem Arbeitsplatz zu sehen. Aber Terwey wirkt entspannt. „Ich mache hier nur meinen Job.“
Im normalen Linienbetrieb wäre er jetzt hier alleine. Aber heute stehen zahlreiche Techniker mit in dem kleinen Raum, darunter auch Mitarbeiter von Voith. Das Unternehmen aus Heidenheim hat die Propeller für den Antrieb der Fähre geliefert.
Hadag Hamburg: Die Neuland ist die erste Hybrid-Fähre in der Flotte
Dabei sind auch die Hadag-Vorstände Tanja Cohrt und Martin Lobmeyer. Denn die Neuland ist nicht nur aufgrund ihrer Farbe ein besonderes Schiff. „Das ist heute ein ganz besonderer Tag“, sagt Lobmeyer. „Für die Hadag ist das ein Meilenstein. Die Neuland ist unsere erste Hybridfähre, und das zeigt unser Engagement in Sachen Nachhaltigkeit.“
Insgesamt hat das städtische Verkehrsunternehmen drei dieser Hybridfähren bei der SET-Werft nach einer europaweiten Ausschreibung in Auftrag gegeben. Um die 8,5 Millionen Euro soll jedes einzelne Exemplar kosten. Das zweite Schiff wird im Spätsommer in Hamburg erwartet. Die Fähren können mit Batterie und einem Dieselmotor zur Unterstützung betrieben werden. „Den Batterieantrieb werden wir im täglichen Betrieb beim An- und Ablegen nutzen. Auf jeden Fall sparen wir mit diesen neuen Fähren Emissionen ein“, sagt Cohrt.
Die Neuland – benannt nach einem Stadtteil im Bezirk Harburg – schippert unterdessen mit acht Knoten und teilweise mit Batterieantrieb über die Elbe. „Die Fähre fährt sehr ruhig und es sind viel weniger Vibrationen zu spüren als bei den anderen 26 Schiffen aus unserer Flotte“, sagt Lobmeyer.
Neue Hadag-Fähre: Auf der Neuland haben bis zu 250 Passagiere Platz
Das Schiff kann bis zu 250 Personen befördern. Im Innenraum können bis zu 140 Passagiere auf den blau gepolsterten Sitzreihen Platz nehmen. Dort zeigt ein neues Fahrgastinformationssystem auf drei Bildschirmen den Linienverlauf und weitere Informationen an. Oben an Deck gibt es weitere 88 Sitzplätze.
Wer das Schiff betritt, dem fällt auf: Auf der Neuland ist eine großzügige Treppe, die auf das Deck führt, in die Mitte gebaut worden. Bislang gibt es bei den Hadag-Fähren zwei Aufgänge an den Seiten. „Wir gehen davon aus, dass so der Passagierfluss zügiger gesteuert werden kann“, sagt Cohrt. Das Heck ist zudem offen, dort gibt es zwei Fahrradständer, und es ist Platz für Passagiere, die hier die Fahrt im Stehen verbringen können.
Hamburger Staatsrat: „Natürlich brauchen wir noch mehr dieser umweltfreundlichen Schiffe“
Extra früh aufgestanden, um bei dieser Premierenfahrt dabei zu sein, ist auch Verkehrsstaatsrat Martin Bill: „Ich bin sehr angetan von dieser ersten Hybridfähre, die jetzt die Hadag-Flotte ergänzt und demnächst die Fahrgäste im Hamburger Hafen befördern wird. Zwei weitere Fähren werden folgen. Natürlich brauchen wir noch mehr dieser umweltfreundlichen Schiffe.“ Der Grünen-Politiker kündigt im Abendblatt-Gespräch an: „Ziel ist es, dass wir in einigen Jahren Fähren haben, die emissionsfrei, also nur noch batteriebetrieben fahren.“
Von den Hadag-Chefs lässt sich Bill jeden Winkel der Neuland zeigen. Unter Deck schaut er sich die Batterien an. 20 Stück mit je 300 Kilogramm Gewicht sind hier installiert. Und jetzt um 8.38 Uhr geht es um Zentimeter. Die Neuland fährt unter den Elbbrücken durch. Das sei nur bei Niedrigwasser möglich, erklärt Cohrt. Sonst würde die 8,38 Meter hohe Fähre mit dem Bauwerk kollidieren.
Hamburger Hafen: Neue Fähre Neuland soll ab August im Linienbetrieb der Hadag fahren
Alles geht gut, hinter den Elbbrücken begrüßen zwei Hadag-Fähren den Neuzugang mit lauten Tuten. „Fünf Minuten später wären wir da nicht mehr durchgekommen“, sagt Schiffsführer Terwey. Die Fähre gleitet an der HafenCity vorbei, dort ist das imposante XXL-Einkaufsviertel Westfield Hamburg-Überseequartier zu sehen, das am 17. Oktober eröffnen soll.
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Gegen 9.15 Uhr ist die Hadag-Zentrale unweit der Fischauktionshalle erreicht. Auf dem Ponton stehen schon Mitarbeiter, die jetzt gleich mal die Fähre erkunden wollen. Die Hamburger und Touristen müssen sich jedoch noch ein wenig gedulden: Zunächst stehen Testfahrten im Hafen an. Voraussichtlich im August soll die Neuland dann mit Passagieren im Linienbetrieb eingesetzt werden. Die Taufzeremonie ist für September geplant.