Hamburg. Nach dem Auftritt von Only the Poets hagelt es Vorwürfe. Drei Frauen wurden vom Rettungsdienst behandelt. Veranstalter, Band und Gruenspan reagieren.
Das Gruenspan gilt als Legende unter den Hamburger Clubs. Einst wurde hier unter DJ-Anleitung zu Progressive Rock getanzt, seit Mitte der 90er-Jahre lassen es mehr oder weniger bekannte Bands und Solokünstler live krachen.
Seit dem ausverkauften Konzert von Only the Poets am vergangenen Sonnabend (6. April) aber hat das Gruenspan offenbar etliche Fans weniger. Mehrere Besucher sollen angesichts der Hitze und dem engen Konzertsaal in Ohnmacht gefallen sein, einige seien in Panik geraten – und das Sicherheitspersonal soll dies einfach ignoriert haben. Zuerst berichtete die „Hamburger Morgenpost“ darüber.
Fans kollabieren bei Gruenspan-Konzert von Only the Poets – schwere Vorwürfe an die Security
Selbst auf die Aufforderung von Sänger Tommy Longhurst, die Türen zu öffnen und das Publikum mit Wasser zu versorgen, sei nicht reagiert worden. Erst als die Band ihre eigenen Getränke verteilt habe, hätten sich kurzzeitig die Türen geöffnet.
Die Feuerwehr Hamburg bestätigte dem Abendblatt, dass drei junge Frauen wegen Kreislaufproblemen behandelt wurden. Eine von ihnen sei ins Krankenhaus gebracht worden. Am Sonnabend waren die Außentemperaturen in Hamburg abrupt auf frühsommerliche Werte gestiegen.
In den sozialen Netzwerken hagelt es nun schwere Vorwürfe an das Gruenspan. „Schlechtester Veranstaltungsort überhaupt“, „Frechheit“, „unverantwortlich“, ist etwa in Kommentaren auf Instagram zu lesen.
Konzertveranstalter und Gruenspan weisen Vorwürfe zurück
Frehn Hawel vom Hamburger Konzertveranstalter Karsten Jahnke widerspricht auf Abendblatt-Anfrage. Die Security sei sehr erfahren und habe professionell reagiert. Auch seien ausreichend Getränke während des Konzerts ausgegeben worden. Die Türen zu öffnen sei „bei einer als geschlossener Club konzipierten Veranstaltungsstätte tatsächlich aufgrund der Lärmbelästigung der Anwohner und Anwohnerinnen der umliegenden Wohngebiete bei laufendem Betrieb problematisch“.
Ohnmachtsanfälle gebe es zudem auch in größeren Spielstätten, das Ordnungs- und Sanitätspersonal sei darauf geschult. Die umgekippten Personen seien umgehend im Sanitätsbereich versorgt worden, so Hawel: „Entscheidend ist aber auch, dass Ordnungsdienst, Sanitätspersonal und Clubbetreibende zunächst besonnen mit der Situation umgehen können und deeskalierend wirken, um einer entstehenden Hysterie entgegenzuwirken. Das ist auch entsprechend versucht worden – darf aber keinesfalls als Handlungsverweigerung dargestellt werden.“
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Am Dienstag hat auch das Gruenspan reagiert und die Vorwürfe zurückgewiesen. Das Sicherheitspersonal des Veranstalters werde üblicherweise durch zwei hauseigene Security-Leute ergänzt, sagte Geschäftsführerin Petra Scheunemann dem Abendblatt. Seitens des Personals habe es keine Versäumnisse gegeben: „Alle waren darum bemüht, die Gäste zu unterstützen.“
Konzertbesucher in Hamburg dehydriert: Band zieht Konsequenzen
Die Band selbst hat für den weiteren Verlauf ihrer Tournee Konsequenzen gezogen. „Eure Sicherheit und euer Wohlbefinden sind unser wichtigstes Anliegen“, schreiben Only the Poets auf der Plattform X (vormals Twitter). Man habe mit den kommenden Veranstaltungsorten vereinbart, dass alle Fans ohne Zusatzkosten Wasser in versiegelten Plastikflaschen mitbringen dürften.