Hamburg. In Hamburg kamen die Drogen an. Um die Schmuggler zu fassen, nutzen Fahnder einen simplen Trick. Österreich feiert „historischen Erfolg“.
In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Zoll ist österreichischen Ermittlern ein schwerer Schlag gegen den organisierten Drogenhandel gelungen. Das erklärte die Landespolizei Niederösterreich in einer Pressekonferenz am Freitag. Beteiligt waren demnach auch Strafverfolgungsbehörden aus Bayern, Tschechien und der Slowakei.
Der Anstoß für die gemeinsamen Ermittlungen liegt bereits mehrere Monate zurück. Und er beginnt an einem wichtigen Umschlagplatz für Waren: im Hamburger Hafen. Dort hatten Zollbeamte im September vergangenen Jahres einen Container aus Bolivien durchleuchtet, in dem sich 17 Paletten mit Tropenholz befanden. Adressiert war die Ladung an eine Anschrift in Bratislava, auf dem Lieferschein war zudem eine österreichische Telefonnummer angegeben.
Polizei folgt Kokain-Container von Hamburg bis Bratislava – dann schnappt die Falle zu
„Unregelmäßigkeiten“ machten die Beamten jedoch stutzig, heißt es in der Mitteilung weiter. Diele für Diele wurde das Teakholz deswegen geröntgt. Dabei zeigte sich, dass etwa 115 Bretter präpariert worden waren. Mit Werkzeug öffneten die Zollfahnder eine dieser Dielen – und sie wurden in ihrem Verdacht bestätigt.
In sechs Hohlräumen befanden sich Kokain-Päckchen, das weiße Pulver in den Kammern wog zusammengerechnet rund 1,2 Kilogramm. Multipliziert mit 115 verdächtigen Brettern, so schätzten die Ermittler, würde dies ein Gesamtgewicht von 115 bis 135 Kilogramm ergeben. Während dem Hamburger Zoll bereits Kokain-Lieferungen von mehreren Tonnen ins Netz gegangen waren, gehört dieser Fund für das Binnenland Österreich zu den größten der Geschichte.
Zoll Hamburg lädt Bretter wieder in Container: Wer steckt hinter diesem Schmuggelversuch?
Doch wer steckte hinter diesem Schmuggelversuch? Um das herauszufinden, wurden die Bretter mit Kokain beschlagnahmt, aber das restliche, unbedenkliche Holz wieder in den Container geladen. Dann wurde der Transport per Zug fortgesetzt – unter den wachsamen Augen der Polizeien in Österreich, der Slowakei und Tschechien.
Zeitgleich, das erklärte der niederösterreichische Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner dem Abendblatt, wurde der Nutzer der Telefonnummer überwacht. Wer würde den Container öffnen? Wer nach der teuren Ware suchen?
Kokain aus Bolivien hat eine Reinheit von etwa 85 Prozent
Am 27. September schnappte dann die Falle zu. Vier Männer wurden dabei beobachtet, wie sie den Container in Bratislava entluden. Als sie am Abend die Grenze nach Österreich passierten, wurden sie festgenommen. Aber nicht nur dort klickten die Handschellen. Im Zuge der Ermittlungen kam die Polizei fünf weiteren Männern auf die Schliche, die den Transport des Kokains organisiert haben sollen. Ein Mann wird derzeit noch gesucht.
Im November wurden die beschlagnahmten Holzbretter in Begleitung teils schwer bewaffneter Polizisten nach Österreich geschafft und dort gründlich untersucht. Insgesamt handelte es sich um 134 Kilogramm Kokain mit einer 85-prozentigen Reinheit. Zum Vergleich: An der Straße liegt der durchschnittliche Reinheitsgehalt etwas niedriger, bei knapp 80 Prozent.
Österreicher loben die internationale Zusammenarbeit – auch mit Hamburgs Zoll
Bei Durchsuchungen in Wien und Bratislava wurden nochmals etwas mehr als drei Kilogramm der Droge gefunden. Somit beläuft sich die sichergestellte Menge auf etwa 137 Kilogramm. Alle Hinweise deuten darauf hin, dass die Betäubungsmittel aus Südamerika stammen – vermutlich aus der Produktion eines Drogenkartells.
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Dass diese Ermittlungen so erfolgreich verliefen, liege vor allem an der „gut funktionierenden“ internationalen Zusammenarbeit, erklärte Schwaiglehner dem Abendblatt. Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) lobte: „Durch die Vernetzung von internationalen und nationalen Ermittlungsbehörden konnte mit der Sicherstellung von 137 Kilogramm Kokain ein historischer Erfolg durch die Ermittlerinnen und Ermittler erzielt werden.“