Hamburg. Fahrgäste brauchen viel Geduld, da die HVV-Busse bis Ende 2024 eine Umleitung fahren. Doch die Ausweichstrecke hat Tücken.

„Diese Haltestelle wird für zehn Monate nicht bedient“ – das steht auf einem Papierschild, das an der Bushaltestelle Ernst-August-Deich hängt und bei Pendlerinnen und Pendlern in Wilhelmsburg für Ärger sorgt. Denn bis Ende 2024 muss die Buslinie 156, die die S-Bahn-Station Wilhelmsburg mit dem Alten Elbtunnel verbindet, eine weite Umleitung fahren.

Grund für die zehnmonatige Umleitung ist die Sperrung der Spreehafenbrücke in der Nähe der Ernst-August-Schleuse im Verlauf der Klütjenfelder Straße. Zuständig für die Instandhaltung der Brücken im Hafengebiet ist die Hamburg Porth Authority (HPA).

Verkehr Hamburg: Sperrung von Brücke hat Folgen für Busse der Linie 156

Die HPA teilt auf Abendblatt-Anfrage mit: Anlass für die Sperrung der Spreehafenbrücke sei die planmäßige Grundinstandsetzung des Bauwerkes. „Neben dem Fahrbahnbelag, dem Korrosionsschutz und dem Geländer werden sämtliche Verschleißteile der Brücke erneuert.“

Busse der Linie 156 fahren für den Zeitraum der Bauarbeiten in jeder Fahrtrichtung jeweils drei Haltestellen nicht an. Die Stationen Ernst-August-Deich und Ernst-August-Schleuse (Fähre) werden in beiden Richtungen nicht bedient. Die Haltestelle Klütjenfelder Straße in Richtung Alter Elbtunnel sowie die Haltestelle Brandenburger Straße in Richtung Wilhelmsburg werden aufgehoben.

Busse des HVV zum Alten Elbtunnel müssen weite Umleitung fahren

Immerhin: „Nur“ Fahrgäste des HVV, Autofahrer und der Schiffsverkehr sind von der langfristigen Sperrung betroffen. Die Veloroute 11 zum Alten Elbtunnel, die von vielen Menschen in Wilhelmsburg genutzt wird, soll weiterhin für den Radverkehr frei sein. Auch Fußgängerinnen und Fußgänger sollen die Baustelle weiterhin passieren können.

Die Spreehafenbrücke an der Ernst-August-Schleuse in Wilhelmsburg muss instand gesetzt werden.
Die Spreehafenbrücke an der Ernst-August-Schleuse in Wilhelmsburg muss instand gesetzt werden. © Funke Medien Hamburg | Marvin Mertens

Laut HPA können die Hadag-Fähren der Linie 73 den Fähranleger Ernst-August-Schleuse an der Brücke weiterhin anfahren. Für Autos, Lkw und die HVV-Busse ist aber bis voraussichtlich 19. Dezember 2024 kein Durchkommen auf der Spreehafenbrücke. Die vorgesehene Umleitung führt über Reiherstieg-Hauptdeich, Neuhöfer Straße, Neuhöfer Damm und Roßdamm. Doch die Umleitung hat ihre Tücken: Es gibt gleich zwei Nadelöhre.

Verkehr Hamburg: Umleitungen führt über Baustelle am Roßdamm

Das ist zum einen der Roßdamm, der nach einem Wasserrohrbruch Ende November 2023 aktuell nur eingeschränkt befahrbar ist. Wegen der Reparaturarbeiten an der Transportleitung ist nur ein Fahrstreifen pro Richtung freigegeben. Dabei fließt viel Verkehr von und zur Köhlbrandbrücke über den Roßdamm.

Die Arbeiten an der beschädigten Leitung sollen laut Hamburg Wasser Ende dieser Woche abgeschlossen sein. Anschließend soll der Roßdamm im Stadtteil Steinwerder wieder für den Verkehr freigegeben werden. Eine angedachte vorgezogene Sanierung bzw. Kompletterneuerung der Transportleitungen sei nicht möglich.

HVV-Busse müssen Umleitung fahren – wegen Arbeiten am Roßdamm

„Aufgrund geplanter Baumaßnahmen Dritter im Umfeld, die den Roßdamm als Umleitungsstrecke nutzen, konnte die geplante Sanierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgezogen werden“, so eine Sprecherin von Hamburg Wasser.

Die Fahrzeit der Busse der Linie 156 auf diesem Streckenabschnitt ist deutlich verlängert, insbesondere in dieser Woche, wenn am Roßdamm noch gebaut wird. Zu den Hauptverkehrszeiten staut es sich dort in beiden Richtungen extrem. Die reine Strecke verlängert sich wegen der Brückensperrung zudem um fast drei Kilometer.

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Zum anderen liegt die Reiherstieg-Klappbrücke auf der Umleitungsroute. Diese öffnet sich montags bis sonnabends nach vorheriger Anmeldung für den Schiffsverkehr. Bei aufgeklappter Brücke müssen die Autofahrer warten, eine sinnvolle Alternativroute gibt es nicht. Oftmals staut sich der Verkehr bis ins Wilhelmsburger Reiherstiegviertel und in der Gegenrichtung bis zur Köhlbrandbrücke, die jüngst immer wieder in den Schlagzeilen war.

Autofahrerinnen und Autofahrer in Richtung Hafen brauchen in Wilhelmsburg schon seit längerer Zeit Geduld. Die Veddelkanalbrücke ist ein weiteres Nadelöhr. Auf der Brücke, die als Industriedenkmal gilt, ist seit Februar 2022 nur ein eingeschränkter Betrieb möglich.

Verkehr Hamburg: Spreehafenbrücke gesperrt – für Umbau eines Verkehrsknotens

Die Brücke ist nur einspurig befahrbar. Eine Baustellenampel regelt den Verkehr auf dem Abschnitt der Klütjenfelder Straße, auch wenn aktuell nicht an der Brücke gearbeitet wird. „Die dort eingerichtete signalisierte Engstelle resultiert aus dem schlechten Bauwerkszustand“, teilt die HPA mit.

Die aktuellen Bauarbeiten an der Spreehafenbrücke sind Teil der geplanten Umgestaltung und Instandsetzung des sogenannten Argentinienknotens im Hafen. Im Zuge dessen sollen elf Brücken und mehrere Straßen erneuert, einige Verbindungen sogar völlig neu gebaut werden. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie für den Umbau dieses wichtigen Verkehrsknotens wurde bereits vorgelegt.