Hamburg. Auf St. Pauli hat vor Kurzem das Chingu eröffnet – mit einer Überraschung im Keller. Warum das Restaurant ständig ausgebucht ist.
Mitten auf dem Hamburger Kiez, einen Steinwurf von der Reeperbahn entfernt, treffen sich neuerdings Fans spezieller asiatischer Köstlichkeiten. Das Chingu bietet koreanische Küche, darunter auch fleischlose Gerichte.
Besonderes bieten hier nicht nur die Speisen, sondern auch das Interieur: Das Restaurant versetzt die Gäste prompt nach Fernost, es ist knallbunt gestrichen, mit Neonröhren an den Wänden, großformatigen Fotos vom koreanischen Straßenleben und Bildschirmen, auf denen K-Pop mit tanzenden Boygroups läuft.
Restaurant Hamburg: Chingu ist bereits mit einem Imbiss in der City vertreten
Schon vom gleichnamigen Imbiss an der Adresse Kurze Mühren in der Nähe des Hauptbahnhofs kennen Hamburger vor allem die knusprigen, marinierten Hähnchenteile, denn dieser Standort bildete den Beginn der Chingu-Geschichte in Hamburg.
Gründer sind eine Reihe von jungen Männern mit asiatischen Wurzeln. „Chingu heißt auf Koreanisch Freundschaft“, erklärt Cong Do, Teamleiter des Betriebs. Auch die jungen Vietnamesen, Koreaner und Japaner von der Gründercrew der kleinen Kette verbrachten oft ihre Freizeit zusammen – und hatten dabei die Idee, sich neben dem Bistro in der City an eine besondere Gastronomie zu wagen.
Restaurant auf St. Pauli: Chingu löst das Tian Fu an der Hein-Hoyer-Straße ab
Gedacht, getan: An der Hein-Hoyer-Straße 3, wo zuvor über Jahrzehnte das Restaurant Tian Fu die Gäste mit chinesischen Speisen verwöhnte, haben die Unternehmer vor einigen Wochen ihr zweites Chingu eröffnet.
Ziel sei es dabei auch, die koreanische Lebensart weiterzuverbreiten, die Ess- und Freizeitkultur, sagt Cong Do. Denn in Korea, aber auch anderen Teilen Asiens, sei es üblich, erst gemeinsam einige Kleinigkeiten zu essen und anschließend den Abend mit etwas Karaoke ausklingen zu lassen, sagt der 28-Jährige, der selber vor einigen Jahren aus Vietnam nach Hamburg gekommen und ganz klassisch ausgebildet ist. In Aumühle absolvierte er eine Lehre zum Hotelfachmann im Hotel Waldesruh am See. Dann kam der eloquente junge Mann nach Stationen in asiatischen Restaurants zum Chingu.
Hamburger Kiez: Chingu bietet Korean Barbecue und Hot-Pot-Gerichte
Auf der Speisekarte locken hier zum Start etwa frittierte Hühnerfleisch-Teigtaschen (Mandu) für 7,50 Euro, koreanisches Barbecue ab 16,50 Euro oder Hot-Pot-Gerichte, die Gäste direkt am Tisch zubereiten können.
Dabei gilt es für die Mitarbeiter auch, den Besuchern die Abläufe beim Barbecue oder dem asiatischen Eintopf ähnlich unserem Fondue zu erklären. „Das macht das Ganze sehr kommunikativ und geht weit über das Kellnern hinaus“, sagt Cong Do.
Chingu auf St. Pauli: Die Gäste grillen ihr Essen selber am Tisch
Schließlich bekommen die Kunden beim Barbecue ihren eigenen Gasgrill auf den Tisch gestellt. Und müssen Fleisch, Pilze oder Zwiebeln selber garen, die Zutaten in Salat eingerollt in die scharf-süßen Soßen tunken und dabei darauf achten, dass nichts verbrennt.
Auch wenn das Fondue an sich schon ein Erlebnis bietet, verspricht das Chingu noch weitere Möglichkeiten, den Abend fernab von Langeweile zu verbringen. Im Untergeschoss lockt ein Karaoke-Keller nach dem Genuss von selbst gegrillten Spezialitäten auch Fans von selbst gesungenen Liedern.
Restaurant Hamburg: Im Keller des Chingu locken Karaoke-Räume
Es geht eine steile, dunkle Treppe hinab, alles etwas kiez-schummrig gestylt, dann eröffnen sich rot beleuchtete Zimmer mit Samtsofas und Discokugel an der Decke. Mit iPad und Bildschirm ausgestattet suchen sich die Sangeswilligen aus YouTube dann selber die Songs mit den passenden Texten aus. „Viele nutzen unsere Räume zu Geburtstagen oder Firmenfeiern“, sagt Cong Do.
Die Räume kosten für Essensgäste 50 Euro pro Stunde. Wer nur zum Singen kommt, zahlt zusätzlich einen Mindestverzehr von zehn Euro pro Person. Bis März sind praktisch alle Termine in den Studios schon belegt, vor allem am Wochenende.
Chingu: Karaoke-Keller sind schon bis in den März ausgebucht
Die Nachfrage ist riesig, zumal es die Kombi aus Kulinarik und Karaoke sonst in Hamburg selten gibt. Offenbar zahlt sich im Chingu die dekorative Wand mit Dutzenden goldenen Winke-Katzen aus, die in Asien traditionell Kunden und das (finanzielle) Glück anlocken sollen.
Wer hier keinen Platz mehr bekommt, könnte derweil auch ein paar Schritte Richtung Thai Oase gehen und dort vor dem Bar-Publikum seine Lieblingslieder anstimmen. Denn diese gemütliche Adresse an der Großen Freiheit bietet schon seit etlichen Jahren Karaoke in Hamburg an.
St. Pauli Hamburg: Auch das Restaurant Hanmi bietet koreanische Küche
Auch das Essen, bei dem nie der scharf gewürzte und fermentierte Kohl namens Kimchi fehlen darf, ist in der Gegend nicht komplett unbekannt. Wenige Meter weiter hat sich das Restaurant Hanmi etabliert, ebenfalls mit koreanischen Tischgrillgerichten.
In dem Ausgehviertel, in dem auch immer wieder Lokale aufgeben, hat aber auch das Chingu schnell seine Fans gefunden. „Das Restaurant ist wirklich wunderschön“, das Essen „außergewöhnlich lecker und authentisch“, das Lokal „ausnahmslos zu empfehlen“, schreiben Gäste im Internet.
Essen in Hamburg: Betreiber des Chingu sehen Trend zu koreanischer Küche
Der Erfolg der beiden Anbieter zeigt, dass der Trend zu Kimchi & Co., der vor einigen Jahren nach Deutschland kam, auch die Hamburger überzeugt. „Seit einigen Jahren ist Korea im Trend“, erklärt Cong Do das Phänomen. Schließlich seien mit der Musik, dem K-Pop, und mit Filmen oder Serien aus Korea auch immer mehr westliche Besucher auf den Geschmack des geteilten Landes gekommen.
- „Eat the Film“: Neue Gastro-Idee startet in Eimsbüttel durch
- „Galopper“ zieht von der Schanze nach Eimsbüttel – mit Pizza
- Restaurant Hamburg: Vegan essen – acht Tipps für Lokale in der Innenstadt
Für Cong Do selber bedeutet das Chingu ein Stück Heimat, „man fühlt sich hier irgendwie zu Hause“, sagt der Neu-Hamburger, der anfangs weder hier noch anderswo in Deutschland Freunde oder Verwandte hatte und keine Menschenseele kannte.
Restaurant Hamburg: Teamleiter des Chingu kocht selber gerne Pasta
Doch der Beginn eines neuen Lebens habe für ihn auch eine willkommene Abwechslung gebracht. Die er übrigens auch in der Küche pflegt: „Wenn ich selber koche, gibt es etwas Italienisches, ganz authentisch“, sagt der in der Nähe auf St. Pauli lebende junge Mann lachend. Statt Spezialitäten aus Saigon oder Seoul brutzelt er dann gerne Klassiker wie Spaghetti Carbonara, „aber ohne Sahne“, ebenso wie in Rom oder Rovereto.
Chingu, Hein-Hoyer-Straße 3, Hamburg-St. Pauli, Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 12 bis 15 Uhr und 17 bis 22 Uhr, Freitag und Sonnabend 12 bis 23 Uhr, Sonntag 15 bis 22 Uhr