Hamburg. Bars, Bibliothek, Basketballfeld – eine Hochglanzbroschüre zeigt, was Hamburger und Touristen in dem Gebäude erwarten würde.

Vor exakt drei Monaten hat das Abendblatt exklusiv über den Baustopp für den Elbtower in der HamburgerHafenCity berichtet. Grund dafür waren ausstehende Zahlungen des inzwischen weitgehend insolventen Signa-Immobilienkonzerns an die Lupp Gruppe, die mit dem Rohbau beauftragt ist.

In der vergangenen Woche hatte die Käuferin des Elbtower-Grundstücks, die Hamburg Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG – eine mittelbare Tochter der insolventen Signa Prime Selection AG –, am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt.

Elbtower: Der Wolkenkratzer soll eine Attraktion für die Hamburger und Touristen werden

Zum Insolvenzverwalter wurde der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini aus der Kanzlei Görg bestellt, der jetzt hinter den Kulissen Gespräche mit möglichen Investoren führt. Doch derweil steht die Baustelle weiter still. Wie eine Ruine ragt der rund 100 Meter hohe Betonklotz weit sichtbar in den Hamburger Himmel. Die geplante Fertigstellung Ende 2025 ist wohl nicht mehr realisierbar.

Diese Visualisierung zeigt den Elbtower in der Hamburger HafenCity. Aktuell hat der Wolkenkratzer aber erst rund 100 der geplanten 245 Meter erreicht.
Diese Visualisierung zeigt den Elbtower in der Hamburger HafenCity. Aktuell hat der Wolkenkratzer aber erst rund 100 der geplanten 245 Meter erreicht. © Hamburg | SIGNA

Eigentlich soll das Gebäude ein 245 Meter hoher Wolkenkratzer werden – und vor allem auch eine Attraktion für die Hamburger und Touristen. Für die sogenannten „publikumsbezogenen Nutzungen“ – dazu hatte sich der Bauherr gegenüber der Stadt verpflichtet – sind immerhin 16.800 Quadratmeter Fläche vorgesehen.

Dem Abendblatt liegt dazu eine Hochglanzbroschüre der Signa vor. Der Titel: „So viel drin. Für Dich. Der Elbtower.“ Anhand vieler bunter Bilder wird eindrucksvoll dargestellt, wie das vom Büro des britischen Stararchitekten David Chipperfield entworfene Hochhaus zu einem Besuchermagneten werden soll.

HafenCity: Aussichtsplattform in 225 Meter Höhe und Bibliothek der Zukunft sollen einziehen

So erfährt man in der Broschüre, dass der Weitblick von der Aussichtsplattform, die in 225 Metern Höhe geplant ist, immerhin 58 Kilometer reichen würde. Dort ist auch eine Gastronomie vorgesehen, aber die Attraktion in der 55. Etage solle auch ohne Verzehr besucht werden können.

Die Aussichtsplattform in 225 Metern Höhe sollte die Attraktion im Elbtower in der Hamburger HafenCity werden.
Die Aussichtsplattform in 225 Metern Höhe sollte die Attraktion im Elbtower in der Hamburger HafenCity werden. © SIGNA Real Estate Management Germany GmbH | SIGNA Real Estate Management Germany GmbH

Nicht nur über den Dächern von Hamburg, sondern auch im Untergeschoss sollen die Hamburger und Touristen auf ihre Kosten kommen: 200 Sitzplätze sind im Auditorium geplant. Dieser Bereich solle „Bühne und Werkstatt zugleich“ sein.

Die Signa, die zum weit verzweigten Firmengeflecht des österreichischen Unternehmers Renè Benko gehört, hat sich auch verpflichtet, ein „modernes Edutainment-Konzept mit Bildungs- und Unterhaltungsanspruch“, so bezeichnet es eine Sprecherin der HafenCity Hamburg GmbH, zu realisieren. Dieses sollte laut Broschüre als moderne „Bibliothek der Zukunft“ umgesetzt werden.

„Rare, großformatige Bücher – mehr als 1000 sollten es sein – spielen dabei eine wichtige Rolle. Daneben finden Wechselausstellungen und Vorlesungen statt“, heißt es in der Broschüre.

In dieser Hochglanzbroschüre sind viele der Attraktionen enthalten, die die Öffentlichkeit für den Elbtower in der Hamburger HafenCity begeistern sollen.
In dieser Hochglanzbroschüre sind viele der Attraktionen enthalten, die die Öffentlichkeit für den Elbtower in der Hamburger HafenCity begeistern sollen. © SIGNA | SIGNA

Elbtower: Gastronomie soll in dem Wolkenkratzer auch eine große Rolle spielen

Auch für das leibliche Wohl soll gesorgt sein. „Moderne und vielfältige Gastronomieangebote“ seien geplant, so die Sprecherin der HafenCity Hamburg GmbH. Auf den bunten Seiten der Broschüre ist von der „ganzen Welt des Essens“ die Rede: „Hamburger Klassiker wie Fischbrötchen oder Labskaus gibt es genauso wie vegane Mezze oder die perfekte Pho“. Allerdings hatte die Signa vor ihrem Niedergang noch keinen einzigen Gastronomiepartner für den Elbtower präsentiert.

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Im Elbtower soll aber eigentlich nicht nur gegessen, sondern auch trainiert werden: „Vielfältige Sportaktivitäten“ würden laut der HafenCity-Hamburg-Sprecherin möglich sein, zum Beispiel auf einem Basketballplatz. In der Broschüre ist zudem von einem „700 Quadratmeter Fitness Space“ die Rede.

Robert de Niro plant ein Nobu Hotel in dem 245-Meter-Hochhaus

Bekannt ist bereits, dass im Elbtower eigentlich auch ein Hotel der Nobu-Gruppe eröffnen soll, an der Schauspieler Robert de Niro beteiligt ist und die es bereits an Standorten wie Barcelona, Chicago, Las Vegas und London gibt. In der Broschüre ist zu erfahren, dass zu dem Hotel mit 200 Zimmern auch drei Restaurants und Bars gehören würden. Die Gruppe solle auch die Aussichtsplattform samt Gastronomie in der 55. Etage betreiben.

Ein Beispiel für ein Zimmer in dem geplanten Nobu Hotel im Hamburger Elbtower.
Ein Beispiel für ein Zimmer in dem geplanten Nobu Hotel im Hamburger Elbtower. © SIGNA | SIGNA

Allerdings stellt sich die Frage, ob de Niro und seine Geschäftspartner an diesen Plänen weiter festhalten. Das Abendblatt hat mehrfach um eine Stellungnahme gebeten, aber bislang keine Antwort erhalten.

Elbtower: Aus der Eröffnung des geplanten Informationszentrums wird nichts

Zum Schluss noch eine exklusive Nachricht: Eigentlich sollte in dem ehemaligen Hauptzollamt Hamburg-Hafen an der Zweibrückenstraße gegenüber der Baustelle ein Elbtower-Informationszentrum entstehen, um den Hamburgern und Touristen Geschmack auf den Wolkenkratzer zu machen.

Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte die Sprecherin der HafenCity Hamburg GmbH, der das Gebäude gehört, dass die Eröffnung für Anfang April 2024 geplant war. Aber: „Mit der Insolvenz der Käufergesellschaft wurden auch diese Planungen eingestellt.“