Hamburg. Anwohner besorgt: Immer mehr Beschwerden über prekäre Situation an der Station Rauhes Haus. Was der Hauptbahnhof damit zu tun hat.
Normalerweise ist die Fläche rund um die U-Bahn-Station Rauhes Haus in Hamburg-Hamm ein idyllisches Plätzchen. Aus dem Wohngebiet kommend, gehen Passanten einen kleinen, abschüssigen Weg gelangen, rechts und links von Wiese eingesäumt, der nach unten zur Haltestelle führt.
Doch ausgerechnet hier fühlen sich viele Fahrgäste seit einigen Wochen nicht mehr sicher. Der Grund: Immer öfter werden, wie schon zuvor am Kontorhausviertel, rund um den beschaulichen Bahnhof die verschiedensten Arten von Drogen konsumiert, das berichten Anwohner und Anwohnerinnen in Nachbarschaftsforen.
Drogen werden an Hamburger U-Bahn-Stationen zu Problem: Hochbahn und Polizei alarmiert
Vor allem die kleinen Gänge hin zu den Fahrstühlen scheinen wegen ihrer schlechten Einsehbarkeit für den offenen Drogenkonsum genutzt zu werden. Und auch Wohnungslosen dient der U-Bahnhof, der nur vier Stationen vom Hauptbahnhof entfernt und aktuell die Endhaltestelle der Linien U2 und U4 ist, immer häufiger als Schlafplatz.
Die Hochbahn ist sich des Problems offenbar bewusst: „Wir haben seit Herbst dieses Jahres vermehrt Hinweise darüber erhalten, dass sich Menschen in prekären Lebenslagen an der Haltestelle aufhalten. Diese Situation ist Ausdruck eines gesamtgesellschaftlichen Problems, hat allerdings auch Auswirkungen auf das Sicherheitsgefühl unserer Fahrgäste“, sagt Sprecherin Constanze Salgues auf Anfrage.
Polizei Hamburg verzeichnet mehr Einsätze an U-Bahn-Station Rauhes Haus
Aus diesem Grund werde durch Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Hochbahn-Wache ein „engmaschiges Monitoring der Haltestelle“ durchgeführt, bei dem der „respektvolle Umgang mit den Menschen“ im Vordergrund stehe.
Und auch die Polizei verzeichnet für den November eine „steigende Tendenz“ an Einsätzen, heißt es auf Anfrage aus der Pressestelle. Deshalb werde die Entwicklung „sehr aufmerksam verfolgt“, gleichzeitig seien regelmäßig Zivilfahnder im Einsatz.
FDP-Politiker: „Sozialpolitik der rot-grünen Regierung ist dafür verantwortlich“
Besonders problematisch ist: Die U-Bahn-Station Rauhes Haus befindet sich nur einige Meter neben dem Kindergarten Villa Sonnenschein und der Wichern-Schule. Dutzende Kinder laufen deshalb jeden Tag von der Haltestelle zur Schule und zurück – und treffen dabei auch auf völlig von Drogen berauschte Menschen.
Dian Diaman (33), Bezirksvorsitzender der FDP Hamburg-Mitte, weiß um die aktuellen Umstände am Rauhen Haus. „Meines Erachtens ist die Sozialpolitik der rot-grünen Regierung dafür verantwortlich“, sagt der Politiker. Wegen der Bestrebungen, den Bereich rund um den Hauptbahnhof „aufzuwerten“, werde sichtbare Obdachlosigkeit und Armut von diesem zentralen Standort verdrängt und verteile sich an anderer Stelle.
Hamburger Hauptbahnhof ist seit Oktober eine Waffenverbotszone
Am 1. Oktober ist der Hamburger Hauptbahnhof im Rahmen der „Allianz sicherer Hauptbahnhof“ zur Waffenverbotszone erklärt worden. Auch eine verstärkte Polizeipräsenz sowie gemeinsame Streifen von Polizei, Bundespolizei, DB Sicherheit und Hochbahn-Wache gehören zum Maßnahmenpaket, mit dem die Innenbehörde die Sicherheit rund um den Bahnhof verstärken will.
Geplant ist außerdem, die Videoüberwachung massiv auszuweiten sowie ein Alkoholverbot auf dem Hachmannplatz und dem Heidi-Kabel-Platz einzuführen.
Bezirkspolitiker Diaman sieht die Maßnahmen kritisch. „Die Landesarbeitsgemeinschaft Straßensozialarbeit berichtete mir, dass Helfer ihre Schützlinge nicht mehr an den gewohnten Stellen auffinden können. So gehen über lange Zeit aufgebaute Verbindungen kaputt, und die Hilfe kann nicht mehr wirken“, sagt Diaman.
Bezirksamtsleiter vermutet Zusammenhang mit Maßnahmen am Hauptbahnhof
Und auch Ralf Neubauer (SPD), Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte, vermutet einen Zusammenhang zwischen den neuen Sicherheitsmaßnahmen am Hauptbahnhof und der Verteilung von Drogen konsumierenden Menschen rund um die nächstgelegenen U-Bahn-Stationen. „Ich glaube aber, dass wir allgemein und auch nicht nur in Hamburg, eine wachsende Lage haben“, sagt Neubauer.
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Wichtig sei nun, sofort aktiv zu werden. Für solche Situationen gebe es deshalb jetzt ein neues, standardisiertes Prozedere. Der Bezirk reagiere „auf diese Beschwerdelagen mittlerweile sehr schnell“, indem sich die Straßensozialarbeiter und der bezirkliche Kontrolldienst an Ort und Stelle ein Bild von der Lage machten, so Neubauer.
Hamburg-Hamm: Sozialarbeiter sollen am Rauhen Haus aktiv werden
Das sei bereits auch an den U-Bahn-Stationen Rauhes Haus und Burgstraße in Hamm geschehen. „Wir als Bezirksamt werden die Stationen jetzt im Blick behalten und regelmäßig Sozialarbeiter rausschicken“, verspricht der Bezirksamtsleiter.