Hamburg. Das Gebäude, in dem der Juwelier sitzt, soll saniert werden – doch auch hier herrscht Baustopp. Wann es weitergeht, ist noch unklar.

Ulrich Gaßdorf

Vor exakt fünf Wochen hat das Abendblatt über den Baustopp für den Elbtower in der HafenCity berichtet. Seitdem herrscht auf der Baustelle des Immobilienunternehmens Signa an den Elbbrücken Stillstand.

Ein Fortgang der Bauarbeiten ist nicht in Sicht. Die Lupp Gruppe, die für den Rohbau verantwortlich ist, hatte die Bauarbeiten eingestellt, weil Zahlungen der Signa ausstanden. Auf Abendblatt-Anfrage bestätigte Geschäftsführer Matthias Kaufmann jetzt: „Die Baustelle bleibt bis auf Weiteres eingestellt.“

Hamburger City: Gebäude am Jungfernstieg Ecke Neuer Wall gehört der Signa

Wie eine Ruine steht neben den Elbbrücken der bereits auf mehr als 100 Meter gewachsene Wolkenkratzer, der eigentlich 245 Meter hoch und bis Ende 2025 fertiggestellt werden soll. Die Signa Holding GmbH, die bis vor Kurzem von dem österreichischen Unternehmer René Benko gesteuert wurde, hat in der vergangenen Woche Insolvenz angemeldet.

Auf der Elbtower-Baustelle an den Elbbrücken in der Hamburger HafenCity wird schon seit fünf Wochen nicht mehr gearbeitet.
Auf der Elbtower-Baustelle an den Elbbrücken in der Hamburger HafenCity wird schon seit fünf Wochen nicht mehr gearbeitet. © Funke Foto Services | Roland Magunia

Dem Vernehmen nach wird wohl demnächst auch Insolvenz für die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG beantragt, an der die Signa Prime Selection AG mit 75 Prozent und die Commerz Real AG (eine Commerzbank-Tochter) mit 25 Prozent beteiligt sind. Erst wenn damit geordnete Verhältnisse herrschen, wird damit gerechnet, dass mögliche Investoren bereit sind, das fast eine Milliarde Euro teure Bauvorhaben zu vollenden.

Doch die Signa hat in Hamburg nicht nur den Elbtower zu verantworten: Auch der Gebäudekomplex in feinster Innenstadtlage an der Ecke Jungfernstieg/Neuer Wall gehört dem Immobilienunternehmen. Dort hat Deutschlands bekanntester Juwelier Wempe seit mehr als 50 Jahren eine Niederlassung.

Wempe hat keine Informationen darüber, wann die Bauarbeiten fortgesetzt werden

Nun sollte das Geschäftshaus saniert werden. Mit den Bauarbeiten wurde im Sommer dieses Jahres begonnen. Doch seit Wochen ist auch diese Baustelle verweist. Nur das Gerüst steht noch.

Dieser Baustopp dürfte für Wempe negative Auswirkungen haben: Die Ladenfläche sollte aufwendig umgebaut und modernisiert werden. Für den Innenausbau ist die Signa als Vermieter verantwortlich. Das bestätigte eine Wempe-Sprecherin auf Abendblatt-Anfrage, und sagte: „Bisher haben wir keine Informationen darüber erhalten, wann die Bauarbeiten wieder aufgenommen werden.“

Niederlassungsleiter Philipp Steeg auf der Interimsfläche von Juwelier Wempe in den ehemaligen Räumen von Ladage&Oelke am Neuen Wall in der Hamburger Innenstadt.
Niederlassungsleiter Philipp Steeg auf der Interimsfläche von Juwelier Wempe in den ehemaligen Räumen von Ladage&Oelke am Neuen Wall in der Hamburger Innenstadt. © Funke Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Jungfernstieg: Die Fläche von Wempe sollte zu einer „Erlebniswelt“ ausgebaut werden

Ende August ist Juwelier Wempe mit seinem Geschäft auf die ehemalige Fläche des Herrenausstatters Ladage & Oelke am Neuen Wall 11 umgezogen. Eigentlich nur zum Übergang für die kommenden anderthalb Jahre, in denen die Arbeiten in dem Signa-Gebäude stattfinden sollten, wie Geschäftsführer Philipp Steeg dem Abendblatt im Sommer bestätigt hatte.

Steeg hatte damals über den Umbau des Geschäfts an der Ecke zum Jungfernstieg gesagt: „Wir schaffen hier eine Erlebniswelt für unsere Kunden. Die Verkaufsfläche der Niederlassung wird von 500 auf rund 800 Quadratmeter erweitert.“ Eigentlich sollte die neu gestaltete Fläche Anfang 2025 eröffnet werden.

Kim-Eva Wempe führt das Familienunternehmen in vierter Generation.
Kim-Eva Wempe führt das Familienunternehmen in vierter Generation. © Wempe | wempe

Doch es ist fraglich, ob daraus etwas wird – oder ob Schmuck und Uhren noch deutlich länger am Neuen Wall 11 auf der Ausweichfläche verkauft werden müssen. Auf die Frage, ob der Zeitplan aus dem Sommer noch eingehalten werden könne, sagte die Wempe-Sprecherin: „Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten.“

City Hamburg: In das Signa-Gebäude soll auch die Rolex-Boutique einziehen

Das gilt auch für ein weiteres Vorhaben des Juweliers in der Signa-Immobilie. Auf der ehemaligen Fläche der Parfümerie Douglas sollte die zu Wempe gehörende Rolex-Boutique – die derzeit noch am Neuen Wall 7 ansässig ist – einziehen. Auch diese Fläche sollte komplett umgebaut werden.

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Aktuell bietet sich ein Bild, was so gar nicht zu Wempe passt: Wegen der Baustelle sind die Rollläden des Geschäfts am Jungfernstieg heruntergelassen, die Fenster in der ersten Etage mit Holzplatten verrammelt.

Immobilien Hamburg: Auch an der ehemaligen Gänsemarkt-Passage herrscht Stillstand

Es ist davon auszugehen, dass Kim-Eva Wempe, die das Unternehmen mit weltweit drei Standorten in der vierten Generation führt, über diesen von ihr nicht zu verantwortenden Baustopp nicht begeistert ist. Die geschäftsführende Gesellschafterin dürfte großes Interesse haben, dass dort schnellstmöglich weitergearbeitet wird.

Die Fläche in der Hamburger Innenstadt, auf der einst die Gänsemarkt-Passage stand, liegt brach. Auch dies ist ein Bauvorhaben der Signa.
Die Fläche in der Hamburger Innenstadt, auf der einst die Gänsemarkt-Passage stand, liegt brach. Auch dies ist ein Bauvorhaben der Signa. © Funke Foto Services | Roland Magunia

Doch es ist bei Weitem nicht die einzige Dauerbaustelle mitten in der Hamburger City, die auf das Signa-Konto geht. Wer den Jungfernstieg ein paar Hundert Meter weiter entlangspaziert, der wird wieder mit einem weiteren stockenden Bauvorhaben konfrontiert: Die Rede ist von dem rund 3900 Quadratmeter großen Areal, auf dem einst die Gänsemarkt-Passage stand. Schon Mitte Oktober wurde bekannt, dass das Immobilienunternehmen für die geplante Projektentwicklung kein Geld hat.

Hamburger City: Für die Baustelle am Gänsemarkt gibt es aktuell keine Prognose

Eigentlich soll dort bis Ende 2025 ein Neubau entstehen. Geplant ist ein Komplex mit drei Baukörpern, die mit den denkmalgeschützten Häusern an den Colonnaden zwei öffentliche Innenhöfe und einen privaten Wohnhof umschließen.

Auch für die Fläche am Gänsemarkt gibt es aktuell keine Prognose, wie es weitergehen soll. Nach Abendblatt-Informationen soll es hinter den Kulissen aber durchaus Verhandlungen mit Interessenten über einen Ankauf des Filetgrundstücks geben.