Hamburg. Kim-Eva Wempe schildert die Pläne des Unternehmens. Vorübergehend wird die alte Fläche eines bekannten Geschäfts zum Domizil.

Es ist selten, dass Kim-Eva Wempe Interviews gibt. Für das Abendblatt macht die Juwelierin, die das Familienunternehmen in vierter Generation leitet, eine der wenigen Ausnahmen, „weil wir in der Hamburger Innenstadt einiges vorhaben“, wie sie sagt.

Die Firmenchefin empfängt in der Zentrale an der Steinstraße. „Wir sind mit 2022 sehr zufrieden. Am Ende des Jahres dürften wir ein zweistelliges Umsatzplus gegenüber 2021 verzeichnen“, berichtet Wempe. Der Umsatz in 2021 lag bei 563,9 Millionen Euro.

Einzelhandel Hamburg: Juwelier Wempe hat große Pläne

Und am Neuen Wall und Jungfernstieg hat das Unternehmen, welches weltweit rund 800 Mitarbeiter beschäftigt, Großes vor. So wird man ab Sommer 2023 temporär auf der ehemaligen Fläche des traditionsreichen englischen Kleidermagazins Ladage & Oelke – das seit geraumer Zeit am Alten Wall sein Geschäft hat – einziehen. Derzeit wird das historische Gebäude am Neuen Wall 11 umfassend saniert.

Juwelierin Kim-Eva Wempe führt das Familienunternehmen in der vierten Generation und setzt auf den Standort Hamburg.
Juwelierin Kim-Eva Wempe führt das Familienunternehmen in der vierten Generation und setzt auf den Standort Hamburg. © Wempe | wempe

Aber der Reihe nach, denn es steht Einiges an: Am 15. Dezember eröffnet die Boutique der Schweizer Uhrenmarke Patek Philippe, die von Wempe bislang am Neuen Wall 5 betrieben wird, an der Ecke Jungfernstieg/Neuer Wall und so werde die Verkaufsfläche auf rund 230 Quadratmeter verdreifacht, berichtet Wempe.

Zuletzt hatte in dem zweigeschossigen Geschäft die Marke Geox Schuhe verkauft. Jetzt erwartet die Kunden ein luxuriöses Ambiente mit Materialien wie Rosenholz, Bronze-Elementen und Mosaik-Marmorboden. Die erste Etage mit Blick auf die Binnenalster soll künftig auch als Eventbereich genutzt werden.

Wempe will Verkaufsfläche deutlich ausweiten

Direkt gegenüber der neuen Patek-Philippe-Boutique liegt seit 50 Jahren die Hauptniederlassung von Wempe, auch an der Ecke Jungfernstieg/Neuer Wall. „Wir werden die Verkaufsfläche hier deutlich erweitern von aktuell rund 480 auf 740 Quadratmeter“, erzählt die Firmenchefin. „Wir werden die ehemalige Douglas-Fläche auf der linken Seite in die bestehenden Räume integrieren. Der zusätzliche Platz steht für den Kundenservice Schmuck und Uhren zur Verfügung.“

Aber das ist noch nicht alles: Auf der ehemaligen Patek-Philippe-Fläche wird Philipp Steeg, Geschäftsführer der Niederlassung am Jungfernstieg, mit Scott und Chiara Wempe – die Geschwister sind die fünfte Generation – einen „Concept Store“ eröffnen. „Unsere Kunden können hier viel über die spannenden Facetten von Schmuck und Uhren erfahren. Hier möchten wir Produkte inszenieren, Geschichten und Hintergründe zur Branche erzählen und zukunftsweisendes Handwerk zeigen“, sagt Wempe.

Wempe wird das ehemalige Ladage & Oelke Haus am Neuen Wall beziehen.
Wempe wird das ehemalige Ladage & Oelke Haus am Neuen Wall beziehen. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Es ist bekannt, dass die 24-jährige Tochter und der 26-jährige Sohn inzwischen Anteile an der Firma mit 32 Niederlassungen halten. „Die Kinder bringen sich bereits seit drei Jahren mit ihren Ideen in die Firma ein. Aber bis zu ihrem 32. Lebensjahr haben die beiden Zeit sich zu entscheiden, ob sie im Unternehmen bleiben möchten.“ Es sei spannend, miteinander zu arbeiten. Die Kinder hätten einen ganz anderen Blickwinkel auf viele Dinge, sagt die 60-Jährige.

Signa-Gebäude in der City wird saniert

Und jetzt wird es ganz spannend: Bevor Wempe all die neuen Pläne umsetzen und mit der Erweiterung starten kann, wird der Gebäudekomplex am Neuen Wall/Jungfernstieg umfassend saniert. Eigentümer ist die Signa Prime Selection, die auch den Elbtower in der HafenCity realisiert. „Wir müssen etwa anderthalb Jahre ausziehen und sind sehr glücklich darüber, dass wir dafür die ehemaligen Räume von Ladage & Oelke am Neuen Wall 11 anmieten können. Unser Juweliergeschäft wird hier auf drei Etagen seine Produkte ab Sommer 2023 präsentieren.“

Allein in die Einrichtung des Geschäfts werde ein siebenstelliger Betrag investiert. Daraus werde man ein Schmuckstück machen, kündigt Wempe an und ergänzt: „Wir haben Niederlassungen in New York, Paris und Berlin. Aber unser Herz schlägt natürlich am meisten für Hamburg.“

Auch die Rolex-Boutique wird umziehen

Übrigens wird auch die bisherige von Wempe betriebene Rolex-Boutique am Neuen Wall 7, die in einem nicht vom Umbau betroffenen Nebengebäude liegt, umziehen. Und zwar auf den Teil der ehemaligen Douglas-Fläche mit Eingang zum Neuen Wall.

„Die Nachfrage nach der Marke Rolex ist sehr groß, deshalb werden wir auch diese Fläche deutlich vergrößern“, sagt Wempe. Die aktuelle Rolex-Fläche wird weiter von Wempe bespielt und auch dafür gibt es Neuigkeiten. „Hier werden wir eine feine Boutique eröffnen und Ikonen vorstellen.“ Demnächst sollen die Verträge unterschrieben werden.

Die Boutique von Patek Philippe am Jungfernstieg/Ecke Neuer Wall. M. Ra
Die Boutique von Patek Philippe am Jungfernstieg/Ecke Neuer Wall. M. Ra © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Kim-Eva Wempe treibt noch etwas um. „Unsere Uhrmacherwerkstatt in unserer Firmenzentrale an der Steinstraße ist zu klein geworden. Wir suchen deshalb dafür einen neuen Standort. Wichtig ist uns eine zentrale Lage und am besten wäre es, wenn es sich um ein bestehendes Gebäude handelt, gerne auch historisch, welches wir dann herrichten lassen können.“

In der Werkstatt arbeiten rund 50 Mitarbeiter. „Wir brauchen etwa eine Fläche von 3000 Quadratmetern“, berichtet die Juwelierin im Abendblatt-Gespräch.