Hamburg. Stillstand hat sich laut Andreas Kleinau nicht abgezeichnet. Was er nun von der Signa erwartet und ob ein Abriss eine Option ist.

Es herrscht immer noch Stillstand auf der Elbtower-Baustelle des Immobilienunternehmens Signa in der HafenCity. Vor einer Woche hatte das Abendblatt exklusiv berichtet, dass es einen Baustopp bei dem Wolkenkratzer gibt, der mal 245 Meter hoch werden soll. Die Lupp Gruppe, verantwortlich für den Rohbau, hatte die Bauarbeiten wegen ausstehender Zahlungen der Signa eingestellt.

Die finanziell angeschlagene Signa, die zum Firmengeflecht des österreichischen Milliardärs René Benko gehört, ist seitdem auf Tauchstation gegangen. Alle Abendblatt-Anfragen blieben bislang unbeantwortet.

Elbtower: HafenCity-Chef war schockiert über die Baustopp-Nachricht

Dafür spricht jetzt Andreas Kleinau. Der Chef der städtischen HafenCity Hamburg GmbH sagt im Abendblatt-Gespräch: „Wir waren schockiert über die Nachricht, dass es einen Baustopp beim Elbtower gibt. Das ist natürlich kein positives Signal für den Standort Hamburg, auch wenn ich nach wie vor zuversichtlich bin, dass das Projekt durch die Signa realisiert wird.“

Es habe sich bei den regelmäßigen Gesprächen mit der Signa nicht abgezeichnet, dass ein solcher Baustopp drohe, so Kleinau weiter. „Natürlich hätten wir uns gewünscht, dass wir vorab von der Signa darüber informiert werden und nicht durch die Medien davon erfahren.“

Er stellt aber auch klar: „Bei allem öffentlichen Interesse möchte ich betonen, es handelt sich hier um ein privatwirtschaftliches Projekt. Es liegt jetzt erst einmal am Investor und seinen Partnern, dieses weiterzuverfolgen. Im Übrigen haben wir gar keine Möglichkeit, jeden Schritt des Investors zu begleiten oder gar zu überwachen.“

Immobilien Hamburg: Signa spricht gegenüber Stadt von „kurzfristiger Bauunterbrechung“

Doch wie geht es jetzt weiter mit dem Leuchtturmprojekt, das eigentlich Ende 2025 fertiggestellt werden und neben Büros auch ein Hotel der Nobu Gruppe sowie eine Aussichtsplattform in der 55. Etage beherbergen sollte?

„Uns gegenüber hat die Signa versichert, dass es sich nur um eine kurzfristige Bauunterbrechung handelt und die Arbeiten zügig wieder aufgenommen werden. Ein konkreter Termin wurde uns bislang nicht genannt, aber es ist unsere klare Erwartungshaltung, dass dies zügig geschieht,“ sagt Kleinau.

Die HafenCity Hamburg GmbH ist verantwortlich für die Entwicklung von Hamburgs jüngsten Stadtteil. Im Januar wurde das Grundstück für den Bau des Elbtowers final an die Signa von der Stadt übergeben.

Andreas Kleinau ist seit November 2021 Chef der HafenCity Hamburg GmbH.
Andreas Kleinau ist seit November 2021 Chef der HafenCity Hamburg GmbH. © Bina Engel | BINA ENGEL

Elbtower: „Die Stadt möchte, dass der Elbtower fertiggestellt wird“, sagt der HafenCity-Chef

Sollte die Signa vertraglich vereinbarte Meilensteine in Bezug auf den Baufortschritt nicht einhalten, ist in letzter Instanz auch ein Wiederkaufrecht für die Stadt möglich – und diese könnte den inzwischen auf mehr als 100 Meter gewachsenen Rohbau nach einem Rückerwerb sogar abreißen. Aber dem erteilt der HafenCity-Chef vorerst eine Absage.

„Ein Rückbau ist nicht die erste Option. Die Stadt möchte, dass der Elbtower fertiggestellt wird. Es ist für Hamburg ein wichtiges Projekt. Jetzt gehen wir erst mal davon aus, dass die Signa dieses Bauvorhaben weiter vorantreibt. Ansonsten müsste ein anderer Investor gefunden werden.“

Der Elbtower ist nur eines der Signa-Bauvorhaben, bei denen Stillstand herrscht. Allein in Hamburg kommen die gestoppte Bebauung des Areals der ehemaligen Gänsemarkt-Passage und der Baustopp bei den Flüggerhöfen am Rödingsmarkt dazu. Besteht da nicht die Sorge, dass die Signa finanziell am Ende ist? „Ich werde mich nicht an Spekulationen beteiligen“, sagt Kleinau.

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Bevor das Elbtower-Grundstück an die Signa übergeben wurde, hatte das Immobilienunternehmen sämtliche von der Stadt gestellten vertraglichen Verpflichtungen erfüllt. Dazu gehörte auch eine Vorvermietungsquote von 30 Prozent der rund 77.000 Quadratmeter Büroflächen des Hochhauses.

Interessant ist, dass die Stadt die Mietverträge der Unternehmen, die dort Flächen angemietet haben, nie eingesehen hat. Es sei von den finanzierenden Banken bestätigt worden, dass diese Mietverträge vorliegen. Die Stadt habe keinen vertraglichen Anspruch in die Einsicht dieser Mietverträge gehabt, sagt Kleinau im Abendblatt-Gespräch.

Bleibt die Frage, ob die Mieter, sofern sich die Fertigstellung verzögert, eine Option darauf haben, ihre Verträge zu kündigen. Das fragte das Abendblatt die Hamburg Commercial Bank (HCOB). Das Kreditinstitut ist mit 11.000 Quadratmeter Fläche der bislang größte bekannt gegebene Büromieter.

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Doch dazu wollte eine Sprecherin zur „Wahrung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen, keine Stellung nehmen“. Nur so viel: Die Bank hält an ihren Umzugsplänen vom Gerhart-Hauptmann-Platz in den Elbtower fest.

Unterdessen gibt es zum Schluss eine eigentlich positive Nachricht. Das Abendblatt hatte bereits darüber berichtet, dass die Signa ein Elbtower-Infozentrum einrichten möchte, in dem Hamburger und Touristen Details zu dem Bauprojekt erfahren. Dafür war die ehemalige Dienststelle des Hauptzollamtes Hamburg Hafen im Gespräch.

Das Backsteingebäude gehört zu dem Sondervermögen Stadt und Hafen. Andreas Kleinau bestätigte jetzt, dass man der Signa ab Dezember eine Fläche im Erdgeschoss zur Verfügung stellt. Allerdings ergibt ein solches Besucherzentrum wohl nur Sinn, wenn der Elbtower wieder weiterwächst.