Hamburg. In das Gebäude am Gänsemarkt zieht nicht nur die Haspa ein. Was es noch bietet und worüber sich Architekt Hadi Teherani freut.
Ulrich Gaßdorf
Das neue Deutschlandhaus am Gänsemarkt wird in wenigen Wochen fertiggestellt. Noch im Dezember werden die Flächen an den Hauptmieter Haspa übergeben. Ende März sollen voraussichtlich die 1700 Mitarbeiter des Finanzinstituts in den Neubau in der Hamburger Innenstadt einziehen. Bislang sitzt die Bank am Großen Burstah unweit vom Rathaus und in der City Süd.
Die Situation ist ein wenig surreal. Draußen sind um die null Grad und Schneeregen – doch hier, beim Ortstermin im neuen Deutschlandhaus, stehen Journalisten in der Palmenhalle, die sofort südländisches Flair aufkommen lässt.
Immobilien Hamburg: Im Atrium des Deutschlandhauses stehen 32 Palmen
32 dieser bis zu 25 Meter hohen Pflanzen sind in dem beeindruckenden, rund 40 Meter hohen Atrium mit Luftkissendach zu finden, durch das man bei gutem Wetter in den blauen Himmel schauen könnte. Und mitten in der Palmenlandschaft, um die sich hölzerne Sitzbänke gruppieren und auf der sich dann mit dem offiziellen Einzug der Haspa auch die Hamburger und Touristen niederlassen können, hat sich mit leichter Verspätung auch Hadi Teherani eingefunden.
Der Stararchitekt hat das futuristische Gebäude entworfen. „Wir haben eigentlich gar keine so großen Erfahrungen mit Backsteinbauten. Aber was wir hier jetzt sehen, ist sehr gut gelungen. Ich bin zufrieden“, sagt der 69-Jährige, der zu den Großmeistern seines Fachs zählt. Und noch etwas ist Teherani wichtig: Das sei keine Replik des alten Deutschlandhauses. Das imposante Kontorhaus war 2019 abgerissen worden.
Christian Bergmann, Partner im Büro Hadi Teherani Architects, ergänzt. „Die Herausforderung bestand darin, den Geist des alten Deutschlandhauses aufzunehmen und in die Moderne zu übertragen.“
Deutschlandhaus: Backsteine für Fassade wurden in Dänemark handgefertigt
Ein spannendes Detail am Rande: Die geschätzt 50.000 bis 60.000 Backsteine für die Fassade wurden von einer dänischen Traditionsfirma handgefertigt und sollen um die fünf Euro pro Stück gekostet haben. Normalerweise sind diese schon für um die 50 Cent zu haben.
Zufrieden wirkt auch Ulrich Höller, geschäftsführender Gesellschafter der ABG Real Estate Group, die hier rund 480 Millionen Euro verbaut hat. Das Immobilienunternehmen hatte das alte Gebäude 2014 erworben. „Die Immobilienbranche steckt in einer Krise, deshalb sind wir natürlich besonders stolz darauf, dass wir jetzt hier im fast fertiggestellten neuen Deutschlandhaus stehen“, sagt Höller.
Zur Erinnerung: Nur wenige Meter weiter liegt das Gelände der ehemaligen Gänsemarkt-Passage brach. Das Immobilienunternehmen Signa, das am Mittwoch auch für seine Holding Insolvenz angemeldet hat, hatte das Neubauprojekt bereits vor Monaten auf Eis gelegt. Die Projektentwickler hatten keine Mieter für die Flächen gefunden, und damit gab es auch kein Geld von den Banken.
Immobilien Hamburg: Das Deutschlandhaus ist nahezu komplett vermietet
Zu Recht verweist Ulrich Höller darauf, dass es in der aktuellen Situation nicht selbstverständlich sei, ein nahezu voll vermietetes Gebäude zu haben: Die Haspa hat mehr als 30.000 Quadratmeter angemietet. Im Erdgeschoss wird dann die Hauptfiliale zu finden sein. Zudem zieht hier das Block House ein. Die Flächen von dem Steakrestaurant werden bereits ausgebaut.
Die Eröffnung ist für das zweite Quartal 2024 geplant. Das gilt auch für den Showroom der Luxusautomarke Aston Martin, der ebenfalls künftig in dem Gebäude zu finden sein wird. Vier Handelsflächen mit insgesamt rund 500 Quadratmetern sind noch zu haben.
Inzwischen haben die Teilnehmer des Ortstermins die vierte Etage erreicht. Hier und insgesamt auf neun Etagen werden die Banker ab Ende März ihre Büros haben. Das edle Eichenholzparkett wurde bereits verlegt, demnächst wird das Finanzinstitut auch mit der Möblierung beginnen.
30 Wohnungen werden im Deutschlandhaus in der Hamburger City vermietet
Die Mitarbeiter können übrigens für kleine Pausen von den in sämtlichen Etagen rundum verlaufenden Austritten den Blick auf die Palmen genießen. Von der Dachterrasse aus liegt einem Hamburg zu Füßen.
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Stararchitekt Teherani lässt den Blick über die Innenstadt schweifen und freut sich: „Es ist schön, die eigenen Bauwerke von hier oben zu sehen.“ Dazu gehören der ABC-Bogen in der Nachbarschaft und die Europa Passage am Ballindamm.
Übrigens kann man im Deutschlandhaus auch wohnen. Mit der Vermarktung der 30 Wohnungen sei vor Kurzem begonnen worden und die Nachfrage sehr gut, sagt Torben Schneuer, der für die Projektleitung des neuen Deutschlandhauses verantwortlich ist. Die Wohnungen haben ein bis drei Zimmer und eine Größe von 40 bis 125 Quadratmetern.
Immobilien Hamburg: Die Palmenhalle soll auf 18 Grad temperiert werden
Die Mieten liegen bei mehr als 20 Euro kalt pro Quadratmeter. Die ersten Bewohner sollen laut Schneuer Ende des ersten Quartals des kommenden Jahres einziehen.
Auch sie werden sich dann künftig über die öffentlich zugängliche Palmenhalle freuen können. Dieser Bereich soll angenehm bei um die 18 Grad temperiert werden. Der weiße Terrazzo-Boden ist mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.