Hamburg. Im Deutschlandhaus mit Palmenhalle und Lichtkuppel werden drei Filialen zusammengelegt: Wie die Büros hier in Zukunft aussehen sollen.

Dieses Gebäude wird zwar nicht einmal halb so teuer wie der umstrittene Elbtower. Doch der Neubau des „Deutschlandhauses“ ist mit 450 Millionen Euro derzeit eine der größten Immobilieninvestitionen Hamburgs – und die Immobilie hat einen äußerst prominenten Standort: An der Ecke Dammtorstraße/Valentinskamp, direkt gegenüber dem Gänsemarkt.

Hamburger Sparkasse: Richtfest des Deutschlandhauses

Beim Richtfest des Gebäudes, das die neue Zentrale der Haspa sein wird, zeigte sich Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ebenso gut aufgelegt wie Haspa-Chef Harald Vogelsang. Gleich auf der anderen Straßenseite habe ja die Finanzbehörde ihren Sitz, bemerkte Tschentscher. „Hier entsteht also ein Ort, wo man sorgsam mit dem Geld der kleinen Leute umgeht“, scherzte der Bürgermeister.

Vogelsang sagte, er habe einen kurzen Moment darüber nachdenken müssen, ob es richtig sei, wenn die Hamburger Sparkasse in eine Immobilie namens Deutschlandhaus ziehe: „Wir wollen ja den anderen Sparkassen keine Angst machen.“

Hamburger Sparkasse: Umzug erfreut Mitarbeitende

Schließlich habe man aber ganz praktisch gedacht. Für die Gewinnung neuer Mitarbeiter sei es ungemein wichtig, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, so Vogelsang – und dazu trage das hochmoderne Gebäude in bester Lage bei. „Fast alle Mitarbeiter haben einen Jubelsprung gemacht, als sie hörten, wo es hingeht“, sagte der Haspa-Chef.

Ende nächsten Jahres sollen rund 1500 Haspa-Beschäftigte ins Deutschlandhaus umziehen. Die bisherigen Bürostandorte am Adolphsplatz, am Wikingerweg und an der Börsenbrücke gibt man dann auf.

Hamburger Sparkasse: Palmenhalle für alle zugänglich

Bauherr ist der Münchner Immobilienentwickler ABG Real Estate Group, der in Hamburg bisher unter anderem das „Spiegel“-Verlagsgebäude und das markante Büro- und Geschäftshaus am Millerntorplatz 1 realisiert hat. „Mit dem neuen Deutschlandhaus entsteht eine zeitgemäße Bau-Ikone in der Hansestadt, die sich mit ihrer markanten Architektur bestens in das Umfeld an diesem historischen Standort einfügt und es bereichert“, sagte Ulrich Höller, Geschäftsführender Gesellschafter der ABG.

Ein besonderes Merkmal des Gebäudes wird die öffentlich zugängliche, rund 1200 Quadratmeter große Palmenhalle im Innenhof unter einer fast 40 Meter hohen Lichtkuppel sein.

Hamburger Sparkasse: Konkurrierende Mietverträge waren schon unterschriftsreif

Als die Haspa Mitte Mai den bevorstehenden Umzug bekanntgab, war das auch für Insider der Hamburger Immobilienszene eine große Überraschung – und fast wäre es dazu nicht gekommen, denn die Haspa griff gewissermaßen in letzter Minute zu: Wie ABG-Manager Guido Wiese am Mittwoch verriet, waren Mietverträge mit mehreren anderen Unternehmen, darunter einer großen Wirtschaftskanzlei, bereits unterschriftsreif, es waren sogar schon Absichtserklärungen unterzeichnet worden.

Doch es sei der Haspa beachtlicherweise gelungen, innerhalb von nur vier Monaten einen Mietvertrag mit der ABG auszuhandeln. „Die Haspa zu unterschätzen, hat sich noch nie bewährt“, merkte Vogelsang mit einem Augenzwinkern dazu an.

Hamburger Sparkasse: Neuer Standort als Ort der Begegnung

Für den neuen Standort hat der Sparkassen-Chef große Pläne. „Wir schaffen am Gänsemarkt ein Büro der Zukunft, einen Ort der Begegnung und Vernetzung mit Kollegen, Kunden und Nachbarn“, sagt er. Diana Bolle-Radszuhn, Projektleiterin der Haspa für den Umzug, erläuterte im Gespräch mit dem Abendblatt die Gestaltungsideen für die künftige Zentrale.

„Wir haben schon vor mehr als zwei Jahren einen Prozess des Kulturwandels angestoßen“, sagte sie. „Wir wollen hierarchiefreier arbeiten und viel stärker auf flexible Teams setzen, als in den klassischen Bereichs-Silos zu denken. Diese Ideen werden wir in der neuen Büroumgebung optimal verwirklichen und sichtbar machen können.“

1000 Haspa-Beschäftigte haben sich an einer Umfrage zu neuen Büros beteiligt

Schon bei der Planung der Flächenauslegung waren die Beschäftigen stark eingebunden. „Rund 1000 Kolleginnen und Kollegen haben sich an einer Befragung beteiligt, gut 130 haben anschließend in Workshops ihre Vorstellungen und Wünsche mit uns diskutiert“, so Bolle-Radszuhn.

Das Konzept sieht vor, dass jeder Beschäftigte je nach der Art der aktuellen Tätigkeit aus einer Vielzahl von Arbeitsmöglichkeiten flexibel wählen kann: Hauptsächlich auf „offenen Flächen“, es stehen aber auch abgetrennte Plätze zur Verfügung, in denen man sich zurückziehen, ungestört arbeiten, telefonieren oder etwa diskrete Gespräche führen kann.

Hamburger Sparkasse: Keine traditionellen Büros mehr

„Einen ständig und gewissermaßen exklusiv genutzten Schreibtisch wird es nicht mehr geben, aber schon so etwas wie einen ‘Heimathafen’ für das jeweilige Team“, sagt die Projektleiterin. Selbst Haspa-Chef Vogelsang wird kein traditionelles Vorstandsbüro mehr haben.

Dafür bietet die Immobilie abgesehen von der Palmenhalle im Erdgeschoss, noch andere Glanzlichter: „Auf die ersten Termine auf der Dachterrasse mit dem Ausblick über Hamburg, auch mit unseren Kunden und der Nachbarschaft, freuen sich alle.“

Auch 30 Mietwohnungen werden in dem Neubau untergebracht

Im Erdgeschoss entsteht zudem die größte aller Haspa-Filialen mit rund 50 Beschäftigten. Sie wird drei der bisherigen Geschäftsstellen ersetzen: Die Filialen Adolphsplatz, Dammtorstraße und Eiffestraße werden an dem neuen Standort zusammengelegt. Weiterer Mieter im Deutschlandhaus ist die Restaurantkette Block House, die sich Gastronomieflächen im Erdgeschoss sicherte.

Entworfen wurde das neue Gebäude vom Hamburger Stararchitekten Hadi Teherani. Er schuf eine zeitgemäße Neuinterpretation des Vorgängerbaus, eines Kontorhauses, das Ende der 1920er Jahre entstanden war. Die Immobilie brannte jedoch im Zweiten Weltkrieg weitgehend aus, wurde später von der britischen Besatzungsmacht wiederaufgebaut und in den folgenden Jahrzehnten immer wieder verändert.

Tschentscher lobte die Entscheidung der ABG, in dem neuen Deutschlandhaus 30 Mietwohnungen vorzusehen: „Unsere Innenstadt muss nicht nur schön sein, sie sollte auch belebt sein.“