Hamburg. Interimsstandorte wurden gekündigt, doch renitenter Vormieter blockiert zugesagte Fläche in Moorfleet. Was die Stadt nun versucht.

„So können wir nicht arbeiten“, stöhnen die Kreativen der Genossenschaft Mundhalle. Und tatsächlich kommen die 60 Künstler, Handwerkerinnen und Gewerbetreibende aus 40 Gewerken nicht zur Ruhe. Erst Ende Februar mussten sie nach zwei Jahren das ehemalige Cruise Terminal in der HafenCity verlassen. Weil ein Grundstück im Holzhafen Moorfleet, das ihnen von der Stadt zugesagt worden, aber noch nicht frei war, wurden sie auf zwei Interimsstandorte verteilt. Doch dort müssen sie nun wieder weg.

Das Problem: Das neue Grundstück im Bezirk Bergedorf wird immer noch vom Vormieter blockiert, obwohl die Stadt ihm schon längst gekündigt hat. Einem Schild am Eingangstor zufolge kauft er dort Katalysatoren an. Nach Abendblatt-Informationen hält sich der Mieter, der als „absolut renitent“ bezeichnet wird und „tricksen und hindern“ soll, mittlerweile unrechtmäßig auf der 5500 Quadratmeter großen Fläche auf. Eine Zwangsvollstreckung am 6. November platzte.

Hamburg: Kreativgenossenschaft Mundhalle bald wieder ohne Zuhause

Daher können die Kreativen der Mundhalle nun auch nicht wie geplant dort hinziehen. Wieder drohen sie, auf der Straße zu landen. Denn die Eigentümer der Flächen in Bramfeld und auf dem Kleinen Grasbrook, auf denen die Stadt sie vorübergehend unterbringen konnten, haben ihnen zum Jahresende gekündigt. Das wäre, hätte der Umzug nach Moorfleet wie geplant zum Jahresende erfolgen können, auch in Ordnung gewesen.

Nun droht den Tischlern und Mediengestaltern, Grafik-, Web-, Textil- und Möbeldesignern, Fahrradbauern, Bühnenbildnern, Korbflechtern und einem Bootsbauer wieder der Verlust ihres Arbeitsortes, wieder haben sie Existenzängste, wieder droht ein kurzfristiger Umzug ohne einen langfristigen Zielort. Und das, obwohl dieser in Hamburg-Bergedorf eigentlich in greifbarer Nähe ist.

Mundhalle: Kreativen wollen zumindest am Standort Kleiner Grasbrook bleiben

Die Genossenschaft fordert daher Planungssicherheit von der Hamburger Politik und den zuständigen Behörden. „Das ewige Hin und Her ist enorm kräftezehrend. Alle Mitglieder müssen neben ihrem Beruf daran arbeiten, das Fortbestehen ihres Arbeitsplatzes und des gesamten Projektes zu schützen“, sagt Medienkünstlerin Helene Kummer. „Der letzte Umzug war schon traumatisch, noch mal packen wir das nicht.“

Um das Projekt Mundhalle nicht zum Aufgeben zu zwingen, wollen die Kreativen zumindest am aktuellen Standort auf dem Kleinen Grasbrook bleiben, bis der Bezug des Grundstückes am Holzhafenufer realisiert werden kann. Hier arbeiten sie in einer Halle und in einem Bürogebäude im Kamerunweg. „Der Vermieter ist Pächter des Geländes. Die Pacht läuft noch bis 2030 und er würde sehr gern weiter an uns vermieten“, sagt Katharina Held.

Hamburg: Behörden sind mit Vermietern der Interimsstandorte im Gespräch

Allerdings ist das Gelände Hafengebiet. Die Hamburg Port Authority als zuständige Behörde dürfe aber Ausnahmen von der Nutzung zu Hafenzwecken zulassen, wenn dies im öffentlichen Interesse sei. Darüber hinaus handele es sich lediglich um eine kurzfristige Verlängerung der Nutzung, da das Grundstück im Holzhafen voraussichtlich bald zur Verfügung gestellt werden könne.

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„Wir unterstützen die Mundhalle wie bisher auch weiter dabei, dass sie möglichst schnell ihr endgültiges Domizil am Holzhafenufer im Bezirk Bergedorf ansteuern und nutzen kann“, sagt Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Die Behörden hätten Verständnis für die Sorgen der Kreativen und hielten die Mundhalle für unterstützenswert.

Daher sei man auch im Gespräch mit allen Beteiligten, damit die bisherigen Interimsstandorte bis zum Umzug zur Verfügung stünden. „Nur garantieren können wir das nicht, weil wir nicht oder nicht alleine darauf Zugriff haben“, so Dressel.