Hamburg. Der Holzhafen Moorfleet soll die neue Heimat der Mundhalle eG werden. Aber wann? Auch eine Räumungsklage war bislang erfolglos.

Das Holzhafenufer wird Heimat von bildender Kunst, Handwerk und Design: Auf dem Grundstück mit der Hausnummer 2 soll die „Mundhalle“ eine neue Heimat finden. Es ist eine Interessen- und Arbeitsgemeinschaft, in der sich mittlerweile bereits 70 Kreative aus 40 Gewerken zusammengefunden haben. Um selbstverwaltete Gestaltungs- und Arbeitsräume zu schaffen, die an die Hamburger Innenstadt angebunden, aber dennoch finanziell tragbar sind, haben die Kreativen eine Genossenschaft gegründet.

Nach dem Start in einer Werkhalle in Rothenburgsort war die Mundhalle zuletzt am Standort des ehemaligen Cruise Centers Hafencity untergebracht. Seit 2021 durfte die Genossenschaft das alte Cruise Terminal nutzen. Auf rund 1000 Quadratmetern gab es eine Tischlerei, ein Fotostudio und Bürogemeinschaften, wurden dort Autos repariert und Fahrräder gebaut, Typographie gesetzt, Schallplatten und der Kaffee einer kleinen Rösterei verkauft. Weil das Cruise Terminal abgerissen werden soll, musste die Genossenschaft Ende Februar umziehen – zum dritten Mal innerhalb von sechs Jahren.

Finanzsenator sieht Mundhalle als „Leuchtturm der Genossenschaften“

Eine neue Heimat wird ihnen nun in Moorfleet zugesichert: Auf einer 5500 Quadratmeter großen Grundstücksfläche am Holzhafen soll die Mundhalle ein neues Zuhause finden. Dazu werden der Finanzsenator Dr. Andreas Dressel, der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG), Bergedorfs Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann und Vertreter der Mundhalle eG zeitnah einen sogenannten „Letter of Intent“ unterzeichnen. Die Freie und Hansestadt Hamburg und der Bezirk stellen darin die zukünftige und langfristige Nutzung des Geländes in Aussicht.

Eine der Werkstätten der Arbeitsgemeinschaft, in denen in den vergangenen Jahren hochprofessionell gearbeitet wurde.
Eine der Werkstätten der Arbeitsgemeinschaft, in denen in den vergangenen Jahren hochprofessionell gearbeitet wurde. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

„Die Mundhalle ist ein echter Leuchtturm unter den Genossenschaften in unserer Stadt – mit starkem Fokus auf Kunst, Handwerk, Design, Kreativwirtschaft und Kultur, dabei Gemeinwohl und Nachhaltigkeit immer im Blick“, sagt Andreas Dressel. Es sei behördenübergreifend ein wichtiges Anliegen gewesen, dieser Genossenschaft kurzfristig und langfristig ein neues Zuhause zu geben, erklärt Hamburgs Finanzsenator. „Die schwierige Flächensuche zeigt, dass wir als öffentliche und private Stakeholder jeder in seinem Einflussbereich weiter aufgefordert sind, einen Beitrag zu leisten, damit die Kreativwirtschaft sich auch räumlich zu vertretbaren Bedingungen in unserer Stadt gut entwickeln kann. Das ist ein Gewinn für uns alle!“, so Dressel.

Trotz Räumungsklage: Nutzer weigert sich, das Areal zu räumen

Bis die Kreativen aber tatsächlich am Holzhafenufer einziehen können, wird voraussichtlich noch Zeit vergehen. Denn der bisherige Nutzer, der dort laut Schild am Eingangstor Katalysatoren ankauft, weigert sich bislang, die Fläche zu räumen. Die Stadt Hamburg hatte mit dem Nutzer eine vorübergehende Nutzungsvereinbarung über das Grundstück geschlossen. Diese Nutzungsvereinbarung hat die Stadt zwischenzeitlich gekündigt, erklärt die Pressestelle der Finanzbehörde auf Nachfrage unserer Redaktion.

Gemäß Nutzungsvereinbarung wäre der Mieter nun verpflichtet, das Grundstück bei Vertragsende zu räumen. Die Räumungsverpflichtung beziehe sich auch auf die auf dem Grundstück stehenden Baulichkeiten, die im Eigentum des Nutzers stehen, erklärt die Finanzbehörde. Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) habe bereits sämtliche rechtliche Schritte gegen die unrechtmäßige Nutzung eingeleitet, eine Räumungsklage wurde erhoben. Die eingeleiteten Verfahren durch die juristischen Instanzen könnten allerdings zwei bis drei Jahre Zeit in Anspruch nehmen, teilt die Finanzbehörde mit.

Entscheidender Impuls für das „Blaue Moorfleet“?

Damit die Mundhalle bis dahin nicht ohne Bleibe ist, wurde auf Initiative von Finanzbehörde und Hamburg Kreativ Gesellschaft ein kurzfristiges privates Interimsangebot bis zum Ende des Jahres auf dem teilweise leerstehenden Coca-Cola-Areal in Bramfeld realisiert. Die Mundhalle hat dieses Angebot angenommen. Der Auszug aus dem bisher genutzten Kreuzfahrtterminal in der HafenCity ist bereits nahezu abgeschlossen, der Einzug in Bramfeld läuft auf Hochtouren.

Am Holzhafenufer 2 soll die Mundhalle in Zukunft zu finden sein. Aber trotz Kündigung weigert sich der derzeitige Nutzer, das Areal zu verlassen.
Am Holzhafenufer 2 soll die Mundhalle in Zukunft zu finden sein. Aber trotz Kündigung weigert sich der derzeitige Nutzer, das Areal zu verlassen. © Lena Diekmann

Cornelia Schmidt-Hoffmann freut sich schon auf die Kreativen in ihrem Verwaltungsbezirk: „Die Genossenschaft Mundhalle ist eine Erfolgsgeschichte. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit dem Grundstück am historischen Holzhafen dabei helfen können, diese Erfolgsgeschichte in Bergedorf fortzuschreiben“, sagt die Bezirksamtsleiterin. Sie sei überzeugt, dass die geplante Ansiedlung einen entscheidenden Impuls für die weitere Entwicklung des „Blaues Moorfleet“ geben werde.

Ausbaggerung des Holzhafens: HPA führt Gespräche zur Finanzierung

Die Zukunftsperspektive wurde in einer Stadtwerkstatt mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertretern aus der Politik, Planern, Behörden oder Wirtschaft erarbeitet und im Februar 2022 formal abgeschlossen. Darin soll sich Moorfleet als maritimes Quartier entwickeln. Neben der Ansiedlung von kleinem Gewerbe, Handwerk und Vereinen sowie Wohnraum am Ufer wurde darin auch ein schiffbarer Holzhafen mit belebter Steganlage gewünscht. Um eine behutsame Entwicklung von Moorfleet voranzutreiben, hatte die Bezirksversammlung der Bergedorfer Verwaltung im vergangenen Sommer einen entsprechenden Auftrag erteilt.

Eine erste grobe Machbarkeitsprüfung, die die Hamburg Port Authority (HPA) in enger Abstimmung mit der Umweltbehörde (Bukea) durchgeführt hatte, hatte ergeben, dass eine Baggerung des zunehmend verschlickten Holzhafens und seiner Zufahrt grundsätzlich technisch durchführbar sei. Umweltbeeinträchtigungen, die einer Umsetzung der Baggerung grundsätzlich entgegenstehen, seien nicht zu erwarten, hieß es im Herbst in der Mitteilung. Weitere Untersuchungen sollten folgen. „Derzeit befinden wir uns ins Gesprächen zur Finanzierung. Nach aktuellem Stand kann im Sommer mit einer Planung begonnen werden“, teilte Sinje Pangritz, Sprecherin der HPA vor wenigen Wochen mit.