Hamburg. Während des Spiels in Hamburg kommt es zu Gewalt zwischen Hannover-Anhängern und der Polizei. Was der FC St. Pauli dazu sagt.

Rund um das Zweitliga-Spiel zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 hat es am Freitagabend mehrere Zwischenfälle gegeben. So musste die Partie in dem mit 29.500 Zuschauern ausverkauften Hamburger Millerntor-Stadion unterbrochen werden, weil sich Fans der Gäste von der 75. Spielminute an eine heftige Auseinandersetzung mit Polizisten lieferten.

Teils waren heftige Prügeleien, Becher- und Stangenwürfe zu sehen. Die 96-Anhänger hingen ihre Banner ab und stellten die Unterstützung ein. Die Partie wurde nach etwa fünf Minuten fortgesetzt.

Am Freitagabend ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Hannover-96-Anhängern und der Polizei gekommen.
Am Freitagabend ist es zu Auseinandersetzungen zwischen Hannover-96-Anhängern und der Polizei gekommen. © Hinnerk Blombach | Hinnerk Blombach

St. Pauli: Hannover-Anhänger prügeln sich mit Polizei – Störung auf HVV-Linie U3

Auch nach Abpfiff der Partie ist es zu weiteren heftigen Vorkommnissen rund um das angrenzende Heiligengeistfeld gekommen. Dort hat erst am Freitag der Winterdom begonnen. Ein Sprecher des Lagedienstes der Polizei bestätigte am späten Freitagabend, dass es im Umfeld des Stadions nach dem Spiel weitere Zusammenstöße zwischen Fans und Polizei gegeben habe.

Genauer: Gegen 20.55 Uhr liefen rund 300 St. Pauli-Fans vom Harald-Stender-Platz in Richtung Neuer Pferdemarkt. Aus diesem Pulk heraus griffen Fans laut Polizei Hamburg die Einsatzkräfte erneut massiv an, dieses Mal unter anderem mit Flaschen, Steinen und pyrotechnischen Gegenständen. Die Beamten wehrten das mit Pfefferspray ab. Etwa eine Viertelstunde später gelang es der Polizei, die Situation zu beruhigen. Die Heimfans verteilten sich daraufhin in Kleingruppen im Stadtviertel.

St. Pauli gegen Hannover: Rettungswagen und Notarzt im Einsatz

Wie der Lagedienst der Feuerwehr Hamburg bereits am späten Freitagabend auf Abendblatt-Anfrage erklärte, waren mehrere Rettungswagen sowie ein Notarzt zum Stadion ausgerückt. Mehrere Personen wurden von Rettungswagen in Krankenhäuser gebracht, das bestätigte auch ein Sprecher des Feuerwehr-Lagedienstes.

Die Bilanz dieses Fußballabends: Laut Polizei Hamburg wurden 17 Beamte verletzt, einer davon schwer – dieser erlitt mehrfache Brüche. Darüber hinaus meldeten sich bis zum Einsatzende 15 verletzte Fans bei den Sanitätern. Mindestens einer von ihnen musste im Krankenhaus behandelt werden.

St. Pauli-Fan soll eine Fahne abgerissen haben – Grund für die Gewalt noch nicht klar

Was der Grund für diese Gewalt war, ist noch nicht gesichert. Ersten Erkenntnissen zufolge soll ein St.-Pauli-Fan noch während des Spiels um kurz nach 20 Uhr eine Fahne abgerissen haben. Anschließend sollen mehrere Hannover-Anhänger auf den Hamburger losgegangen sein.

Bei der Auseinandersetzung im Gästefanblock wurde der Mann erheblich attackiert und getreten, auch dann noch, als er am Boden lag. Um den Mann zu schützen und Schlimmeres zu verhindern, entschied sich die Polizei, im Gästefanblock einzuschreiten.

Braun-Weiße Hilfe kritisiert Pfefferspray-Einsatz der Polizei

Die Auswärtsfans solidarisierten sich daraufhin unverzüglich und griffen die Einsatzkräfte unter anderem mit Schlägen, Tritten und Fahnenstangen an, woraufhin die Polizisten mit dem Einsatz von unmittelbarem Zwang, unter anderem in Form von körperlicher Gewalt und Pfefferspray, reagierten. Im weiteren Verlauf beruhigte sich die Situation und das zwischenzeitlich durch den Schiedsrichter unterbrochene Spiel konnte fortgesetzt werden. Die restlichen Minuten der Begegnung verliefen ohne besondere Vorkommnisse.

Der FC St. Pauli-Fanclub Braun-weiße Hilfe hatte während des Spiels und das Vorgehen der Polizei und den „massiven Einsatz von Pfefferspray“ im Auswärtsblock von Hannover 96 kritisiert: „Wir halten das Vorgehen für schlicht unangebracht und unverhältnismäßig“, hieß es.

Gewalt gegen Polizei: Gewerkschaft fordert FC St. Pauli auf, sich von Tätern zu distanzieren

Die Gewerkschaft der Polizei Hamburg (GdP) reagierte am Sonnabendmorgen scharf auf diese Kritik: „Nur durch das konsequente Einschreiten der eingesetzten Polizeikräfte konnte eine Eskalation verhindert werden“. Angriffe auf Polizeibeamte seien inakzeptabel.

Polizeiliches, aber vor allem rechtsstaatliches Einschreiten, könne niemals Provokation sein. „Zum wiederholten Mal mussten sich Polizeikräfte gegen gewaltfanatische Straftäter stellen, um die Rechtsordnung zu wahren.“ Der Preis, den die Kolleginnen und Kollegen dafür zahlten, sei hoch. Immer wieder habe die Hamburger Polizei Verletzte zu beklagen, die zunächst nicht dienstfähig seien, so auch nach diesem Einsatz. „Inzwischen scheint es zur Regelmäßigkeit zu werden, dass, wenn Gewalt durch ‚Fans‘ ausgeübt wird und es zur Konfrontation mit der Polizei kommt, die Fanverbände vom Versagen der Vereine ablenken.

Lars Osburg, Landesvize der GdP Hamburg dazu: „Ich erwarte, dass sich der FC St. Pauli und Hannover 96 eindeutig von den Gewalttätern distanzieren und entsprechende Konsequenzen ziehen“.

FC St. Pauli veröffentlicht nach Ausschreitungen Stellungnahme

Der Kiezclub veröffentlichte am Sonnabend ein Statement bezüglich der Vorfälle. Darin heißt es, dass „vorliegende Videoaufnahmen“ nicht für das Zutreffen der Gerüchte rund um den Fahnenklau sprechen. Vielmehr habe es über mehrere Minuten immer wieder Unruhe im Gästebereich gegeben, weshalb die Polizei versucht habe, in den Block zu kommen. Daraufhin seien die Einsatzkräfte attackiert worden. In der Folge habe die Polizei Pfefferspray gegen die Fans von Hannover 96 eingesetzt.

„Der Verein verurteilt den Vandalismus und die Gewalt im Gästeblock, sieht aber auch den Einsatz von Pfefferspray aus dem Innenraum sehr kritisch. Dadurch wurden Unbeteiligte verletzt und es stellt sich die dringende Frage nach der Verhältnismäßigkeit, die unbedingt gewahrt bleiben muss“, heißt es in der Stellungnahme vom FC St. Pauli.

Oke Göttlich: „Was bleibt, sind verstörende Eindrücke“

Und auch Präsident Oke Göttlich sprach von „verstörenden Eindrücken“, die nach einem Abend bleiben, der eigentlich ein Fußballfest hätte sein sollen. Der Verein werde nun über Konsequenzen beraten müssen. Zu den Gewalttaten speziell gegen die Einsatzkräfte der Polizei teilte der Kiezclub mit: „Der FC St. Pauli verurteilt ausdrücklich den Angriff auf Polizist*innen nach dem Spiel im Viertel.“

Während dem Spiel gegen St. Pauli im Hamburger Millerntor-Stadion kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hannover-Anhängern und der Polizei (Symbolbild).
Während dem Spiel gegen St. Pauli im Hamburger Millerntor-Stadion kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hannover-Anhängern und der Polizei (Symbolbild). © picture alliance / Daniel Bockwoldt | Daniel Bockwoldt

St. Pauli gegen Hannover: Randale schon vor dem Spiel

Die Bundespolizei war mit rund 200 Kräften im Einsatz. Denn in der Anreisephase nutzten rund 2000 Fans des FC St. Pauli und mehr als 700 Hannover-96-Fans den öffentlichen Nahverkehr über den Hamburger Hauptbahnhof und Bahnhof Harburg, um überwiegend mit U-Bahnen das Stadion zu erreichen.

„Die Bundespolizei hatte sich personell auf einen Einsatz zu dieser Spielbegegnung eingestellt, da das Fanverhältnis zwischen den Fangruppierungen der Vereine als feindschaftlich einzustufen war und szenetypische Auseinandersetzungen jederzeit bei Aufeinandertreffen zu erwarten waren.“

Die besondere Herausforderung bestand darin, ein Aufeinandertreffen oder eine Vermischung von 96- und St. Paul-Fans im zu verhindern. Das gelang auch, und dennoch gab es bereits vor dem Spiel einen Vorfall.

Dafür soll ein Hannover-Anhänger verantwortlich gewesen sein. Auf der U-Bahn-Linie U3 kam es am Freitagabend zu massiven Störungen, weil sich eine Gruppe Hannoveraner auf die Gleise begeben hatte. Das erklärte ein Sprecher der Hochbahn Hamburg auf Abendblatt-Anfrage. Das Ganze geschah noch vor Anpfiff um 18.30 Uhr.

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Dadurch war die Hochbahn dazu gezwungen, auf der Linie U3 so lange den Betrieb einzustellen, bis die Störenfriede den Gefahrenbereich verlassen hatten. Fahrgäste mussten viel Geduld beweisen.

Die Störungen waren laut Hochbahn-Sprecher zwischenzeitlich behoben. Wegen des Polizeieinsatzes am Millerntor wurde der Betrieb auf der Linie U3 dann wieder eingestellt. Das teilte das Verkehrsunternehmen auf X (vormals Twitter) mit. Gegen 21.40 Uhr war die Strecke wieder frei.