Hamburg. Für Freitag ruft die IG Metall die 1000 Beschäftigten des Shuttledienstes zum Ausstand auf. Dabei geht es um mehr als nur um Geld.

Die Auseinandersetzung zwischen der IG Metall und dem Shuttledienst Moia um einen Tarifvertrag, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen spitzt sich weiter zu. Für diesen Freitag ruft die Gewerkschaft die Beschäftigten der Volkswagen-Tochter von 11 bis 14 Uhr erneut zum Warnstreik auf. Unter anderem soll es um 12 Uhr eine Kundgebung am Jungfernstieg geben.

Dort wolle man „der Hamburger Bevölkerung und Politik aufzeigen, was falsch läuft“, so die IG Metall, die damit den Druck auf den Arbeitgeber erhöhen will, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Erste Gespräche waren im Sommer ergebnislos abgebrochen worden. „Die Pausenregelungen und Arbeitsbedingungen werden aber immer schlechter“, so die Gewerkschaft.

Moia Hamburg: IG Metall fordert mehr Lohn und mehr Urlaub

Sie fordert für die rund 1000 Beschäftigten in Hamburg und Hannover einen Haustarifvertrag, eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2000 Euro, mindestens 5,2 Prozent mehr Lohn, 30 Tage Urlaub, bessere Nachtschichtzuschläge sowie Bonuszahlungen wie sie im Volkswagenkonzern üblich sind. Offensichtlich haben die Forderungen auch bei SPD, Grünen und den Linken in der Bürgerschaft Rückhalt, denn laut IG Metall sind aus allen drei Fraktionen Redner für die Kundgebung angekündigt.

Moia ist ein „Ridepooling-Service“, also im Prinzip eine Mischung aus Taxi und Bus. Dabei teilen sich bis zu sechs Personen, die eine ähnliche Strecke zurücklegen wollen, ein Fahrzeug. Die vollelektrischen, gold-schwarzen Kleinbusse ordert man über eine App auf dem Handy. Die Fahrtkosten hängen von der Entfernung, der Uhrzeit aber auch der Nachfrage ab und liegen irgendwo zwischen Taxi und öffentlichem Nahverkehr – zu dem Moia in Hamburg offiziell gehört.

Das Unternehmen ist seit 2018 in Hannover und seit 2019 in Hamburg am Start. In der Hansestadt deckt Moia mit 330 Fahrzeugen und 900 Fahrern rund ein Drittel der Stadtfläche ab, nördlich der Elbe und in Wilhelmsburg. Ein Moia-Sprecher sagte auf Abendblatt-Anfrage, man hoffe, den Betrieb auch am Freitag aufrechterhalten zu können und bedaure eventuelle Einschränkungen.

HVV: Moia sieht Arbeitsbedingungen auf „sehr hohem Standard“

Die Arbeitsbedingungen seien auch ohne Tarifvertrag „auf einem sehr hohen Standard“, so der Sprecher. So habe man im Oktober 2022 den Stundenlohn um acht Prozent erhöht, im Dezember eine erste Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1000 Euro netto ausgezahlt und noch im November dieses Jahres werde eine weitere Inflationsausgleichsprämie von 1000 Euro netto fließen.

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Zusammen mit den Zuschlägen (25 Prozent bei Nacht, 50 Prozent an Sonntagen und 100 Prozent an Feiertagen) könne die Vergütung bei mehr als 16 Euro pro Stunde liegen, so der Moia-Sprecher. Fahrer mit Vollzeit-Vertrag könnten so einen Verdienst von 2700 Euro brutto erreichen. Die Gewerkschaft hatte beklagt, dass der Stundenlohn bei dem Shuttledienst ohne Zuschläge nur bei 13 Euro und damit knapp über dem Mindestlohn liege.

Keine Zeit für Pinkelpausen? Moia weist Vorwürfe zurück

Vorwürfe, die Fahrer könnten nicht mal eine Pinkelpause einlegen, wies der Moia-Sprecher ebenfalls zurück: „Die Moia-Fahrer können – im Gegensatz zum Fahrpersonal in Bussen und Bahnen – jederzeit Sonderpausen machen.“ Sie müssten sich vor einer Toilettenpause aber aus dem Pooling-System abmelden: „Das hat einfache betriebliche Gründe: Damit keine weiteren Fahrgäste ab diesem Zeitpunkt hinzugebucht werden und entsprechend im Fahrzeug warten müssten, während der Fahrer eine Toilettenpause nimmt.“

In besonders dringenden Fällen könnten die Fahrerinnen und Fahrer in der Leitstelle um eine Sonderpause bitten. Sei die Leitstelle nicht zu erreichen, könnten die Fahrzeugführer auch „eigenverantwortlich handeln, zur Not auch mit Fahrgästen an Bord“, so der Sprecher. Eine Ablehnung von Sonderpausen habe es nie gegeben.“