Hamburg. 6000 Tonnen Stahl wurden schon für das höchste Haus der Stadt verbaut. Im Erdgeschoss ist eine besondere Attraktion geplant.

Nieselregen und zarte Sonnenstrahlen wechseln sich an diesem Nachmittag ab. Doch von diesem typischen Hamburger Wetter lassen sich die rund 300 Beschäftigten auf der Elbtower-Baustelle in der HafenCity nicht beeindrucken.

Elbtower in der HafenCity: So schnell wächst Hamburgs erster Wolkenkratzer

Sie haben nur ein Ziel vor Augen: dass der Wolkenkratzer am östlichen Ende der HafenCity Ende 2025 wie geplant fertiggestellt werden kann. Dafür wird von Montag bis Freitag ab morgens um 6 Uhr auf der XXL-Baustelle gearbeitet, manchmal auch am Sonnabend.

Wer über die Elbbrücken fährt, sieht, dass das Bauwerk wächst und wächst. 6000 Tonnen Stahl und 43.000 Kubikmeter Beton wurden bislang verbaut. Der künftige Elbtower ist von der Bodenplatte aus gesehen bereits rund 40 Meter in die Höhe geschossen und erstreckt sich bis in das sechste Obergeschoss. Wobei zunächst nur der Kern steht und drumherum nun die einzelnen Etagen gebaut werden.

Elbtower: Sieben riesige Baukräne sind im Einsatz

Bis zum Jahresende sollen es schon rund 18 Stockwerke und eine Gesamthöhe von 70 Metern sein. Am Ende soll das Haus 64 Etagen und eine Höhe von 245 Metern haben. Sieben imposante Kräne stehen auf dem Areal, „zwei von ihnen wachsen mit dem Hochhaus mit und werden zum Ende der Bauarbeiten rund 250 Meter hoch sein. Wer dort oben im Fahrerhäuschen sitzt, der muss schwindelfrei sein“, sagt Torben Vogelgesang.

Der 47-Jährige ist der Niederlassungsleiter von Signa Real Estate in Hamburg, die im Auftrag der Signa Prime Selection das Leuchtturmprojekt errichtet. Für dieses werden inzwischen – dem Vernehmen nach – inklusive Ankauf des städtischen, etwa 21.000 Quadratmeter großen Filetgrundstücks rund 950 Millionen Euro Kosten veranschlagt. Das Abendblatt traf Vogelgesang nun zu einem exklusiven Ortstermin auf der XXL-Baustelle.

Elbtower: Fahrradparkhaus mit 1000 Stellplätzen geplant

Sicherheitsschuhe, ein Helm und eine blaue Warnweste sind hier Pflicht. Über ein Gerüst geht es auf die Ebene -3, also nach ganz unten. Jetzt ist man etwa elf Meter tief in der Baugrube. „Hier wird später die Tiefgarage sein, die über zwei Aufgänge verläuft. Wir schaffen insgesamt 470 Stellplätze. Das reicht hier aus, denn der Elbtower ist ja auch bestens an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen – und es wird ein Fahrradparkhaus mit rund 1000 Stellplätzen geben“, sagt Vogelgesang.

Hier unten liegen jede Menge Baumaterialien, sogar Treppenaufgänge im Stück, die dann per Kran in den Gebäudekern gehievt und eingesetzt werden. Oder die Säulen, die in jeder Etage die Standfestigkeit des Hochhauses garantieren.

Torben Vogelgesang zeigt auf einen Betonmischer, der oben auf dem Grundstück steht. An dem ist ein unscheinbarer weißer Schlauch angeschlossen. „Das ist die Betonpumpe. Damit gelangt der Beton in die oberen Stockwerke und wird dort verbaut.“

Am Elbtower entsteht eine großzügige Promenade

Der Rundgang geht weiter. Auch auf Ebene -3 liegen zwei etwa acht Meter hohe Räume, die später zur Technikzentrale werden. „Dort stehen dann die Lüftungsanlagen, Wärmepumpen und die Tanks für die Sprinkleranlage“, erläutert Vogelgesang. Im Kern des Gebäudes wurden auch bereits die zehn Fahrstuhlschächte eingebaut.

Ein Blick auf die Elbtower-Baustelle: Auf dem Areal sind sieben Kräne im Einsatz.
Ein Blick auf die Elbtower-Baustelle: Auf dem Areal sind sieben Kräne im Einsatz. © Michael Rauhe

Über ein weiteres Gerüst erreichen wir die Ebene -1 und stehen auf der künftigen Promenade mit Blick auf den Oberhafenkanal. „Hier können die Hamburger und Touristen flanieren. Es wird viel Grün geben.“ Die Promenade soll auch gastronomisch bespielt werden. Einige Flächen in dem Hochhaus – im Sockelgeschoss – sind für Restaurants vorgesehen. Allerdings sind dafür noch keine Mietverträge unterschrieben.

Elbtower-Planer: Nachfrage nach Flächen ist „sehr groß“

Wie sieht es überhaupt mit der Nachfrage aus? Der Signa-Niederlassungsleiter – das Unternehmen gehört zum weitverzweigten Firmengeflecht des österreichischen Unternehmers René Benko – lächelt. „Die ist für dieses Projekt sehr groß“, sagt er.

„Wir sind in zahlreichen Gesprächen mit Interessenten. Aber wir haben selber das Tempo ein wenig rausgenommen, weil wir wollen ja unseren möglichen Mietern auch etwas zeigen können.“ Also den Mietinteressenten mit auf die Elbtower-Baustelle nehmen und dann zum Beispiel in den zwölften Stock führen und sagen: Das könnten Ihre Räume sein.

Wenn man das Nobu Hotel mit seinen rund 190 Zimmern mitrechnet, sind aktuell etwa 50 Prozent der Immobilie vermietet. Zu den bereits kommunizierten Büromietern – Wohnungen sind hier wegen der Lärmemissionen nicht vorgesehen – zählen bislang die Hamburg Commercial Bank sowie der Versicherungsmakler AON und Eterno Health, eine Art Co-Working-Space für Ärzte.

Elbtower: Öffentliche Aussichtsplattform in der 55. Etage

Torben Vogelgesang steht noch auf der künftigen Promenade und zeigt wieder auf das wachsende und in der Stadt durchaus umstrittene Gebäude. „Auch von der Ebene -1 gelangen die Besucher mit einem Aufzug in die erste Etage. Dort ist dann der Empfang für all diejenigen, die die öffentliche Aussichtsplattform in der 55. Etage in etwa 220 Meter Höhe mit Bar besuchen möchten. Dort werden die Gäste mit einem Nonstop-Lift hingebracht.“

Auf der Baustelle liegt viel Material. Auch die Aufgänge für die Treppenhäuser.
Auf der Baustelle liegt viel Material. Auch die Aufgänge für die Treppenhäuser. © Michael Rauhe

Inzwischen sind wir im Erdgeschoss angelangt. Dort wird die Lobby sein. Und das ist auch eines der drei Sockelgeschosse, in denen sogenannte publikumsbezogene Nutzungen einziehen werden – unter anderem Fitnessangebote für Besucher und Mieter, ein Auditorium mit 200 Sitzplätzen und eine besondere Attraktion für Touristen und Hamburger, zu der es demnächst mehr Informationen geben soll.

Elbtower in der HafenCity: Bald werden erste Fassadenteile montiert

Von Haus aus ist Torben Vogelgesang Architekt. Und der gebürtige Niedersachse kennt sich mit Wolkenkratzern aus. So war Vogelgesang auch mitverantwortlich für den Bau des Tower 185 in Frankfurt am Main. Der sei aber „nur“ rund 200 Meter hoch gewesen. Natürlich sei der Elbtower etwas Einzigartiges, und es gebe jeden Tag neue Herausforderungen.

Die gute Nachricht: „Wir sind im Zeitplan.“ Aktuell laufen die Ausschreibungen für die haustechnischen Gewerke, die Vergabe für die Feuerlöschtechnik und die Sanitärtechnik sind bereits erfolgt. Ab dem Sommer werde man bereits die ersten Fassadenteile am Elbtower montieren.