Hamburg. Was verändert sich 2023 in Hamburgs Bezirken? Teil 1 der Serie: In Mitte werden Großbauprojekte vollendet und mehr Grünflächen geschaffen.

Aus seinem Büro in der 10. Etage schaut Ralf Neubauer (SPD) auf die Innenstadt. Der Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte hat seinen Sitz an der Caffamacherreihe. Und sozusagen unter den Augen von Neubauer werden in der City zahlreiche Großprojekte umgesetzt und drei davon 2023 fertiggestellt.

„Die Innenstadt befindet sich im Wandel. Hier werden zahlreiche Flächen neu entwickelt. So entstehen neue Büros, Flächen für Gastronomie und Handel und auch ein Hotel. Aber was natürlich ein weiterer positiver Schritt ist: dass bei den meisten neuen Projekten auch Wohnraum geschaffen wird. Das trägt zu einer weiteren Belebung der Innenstadt bei, auch zu Zeiten, in denen die Geschäfte geschlossen haben“, sagt Bezirksbürgermeister Neubauer im Abendblatt-Gespräch.

Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer hat in Hamburg-Mitte viele Baustellen.
Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer hat in Hamburg-Mitte viele Baustellen. © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services

Der 40-Jährige hat im Januar 2021 sein Amt als Nachfolger von Falko Droßmann (SPD) angetreten. Nach fast einem Jahr konnte sich Neubauer einen Überblick verschaffen. „Es passiert viel im Bezirk Mitte, der sich ja von Finkenwerder bis Billstedt erstreckt. Da geht es um Themen wie Grünanlagen, neue Velorouten, Wohnungsbau und Stadtteilzentren. Und 2023 werden alle Projekte auf Hochtouren fortgeführt.“

Bezirk Hamburg-Mitte: In der Innenstadt werden Wohnungen und ein Hotel bezogen

Am Gänsemarkt/Ecke Valentinskamp (1) befindet sich ein spektakulärer Bau auf der Zielgeraden. Die Rede ist vom neuen Deutschlandhaus. Der Gebäudekomplex mit rund 40.000 Quadratmetern Fläche soll im Herbst bezugsfertig sein. Hier zieht die Haspa mit ihrer Zentrale ein und übernimmt die Flächen im zweiten Halbjahr 2023. Von Ende 2023 an werden dort rund 1500 Beschäftige des Finanzinstituts arbeiten. 450 Millionen Euro hat die ABG Real Estate Group in den Neubau investiert. Dafür gibt es auch eine 1200 Qua­dratmeter große Palmenhalle im Innenhof unter einer fast 40 Meter hohen Lichtkuppel und eine Dachterrasse.

In dem Gebäude sind auch 30 Mietwohnungen entstanden. Im Erdgeschoss zieht das Steakrestaurant Block House ein. Denn die Kette musste ihr Lokal in der ersten Etage der benachbarten Gänsemarkt-Passage (2) nach mehr als vier Jahrzehnten schließen. Die traditionsreiche Immobilie, die 1979 als Shoppingcenter eröffnet wurde, wird aktuell abgebrochen. Und im Februar 2023 soll der Abriss abgeschlossen sein und dann mit dem Aushub der Baugrube begonnen werden. Die Fertigstellung ist für Ende 2025 geplant. 250 Millionen Euro werden in den Neubau investiert. Und entwickelt wird das Ensemble mit rund 17.000 Quadratmetern Fläche mit Wohnungen, Büros und Flächen für Handel und Gastronomie von der Signa Prime Selection, die gehört zum weit verzweigten Firmengeflecht des österreichischen Unternehmers René Benko und nennt zahlreiche Immobilien in der City ihr Eigen.

Wenn man weiter durch die Innenstadt spaziert, führt der Weg vorbei am ehemaligen Bekleidungshaus Ladage & Oelke (3). Das historische Gebäude wird aktuell revitalisiert, und hier wird Wempe ab Sommer kommenden Jahres temporär zu finden sein. Denn das Gebäude am Neuen Wall/Ecke Jungfernstieg, in dem der Juwelier seit 50 Jahren seine Hauptniederlassung hat, wird saniert und gehört auch der eben erwähnten Signa. Weiter geht es zum neuen Burstah-Viertel (4) unweit des Rathauses.

Ein Blick in das neue Burstah-Viertel nahe dem Rathaus.
Ein Blick in das neue Burstah-Viertel nahe dem Rathaus. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Vier Gebäude mit rund 44.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche sind dort entstanden. 32.000 Quadratmeter sind für Büros reserviert, die Flächen sollen nahezu vermietet sein. Die ersten Mieter ziehen Anfang des Jahres ein. Im Erdgeschoss eröffnet unter anderem die Pizzeria „60 seconds to napoli“ mit Platz für bis zu 200 Gäste. Von der Terrasse werden die Gäste im Sommer 2023 auf den Nikolaifleet schauen können.

Nur wenige Hundert Meter entfernt auf der Nikolai-Insel am Neß (5) sollen im ersten Halbjahr 2023 die beiden ehemaligen Gebäude der Commerzbank abgerissen werden. Das neue Quartier wird „Nikolai Hamburg“ heißen, und dort plant Procom bis 2027 unter anderem rund 100 öffentlich geförderte, frei finanzierte und Eigentumswohnungen. Im Erdgeschoss soll Außenfläche mit Gastronomie einziehen. Im Frühjahr 2019 startete der zuvor umstrittene Abriss der ehemaligen City-Hochhäuser am Klosterwall (6) – in denen damals das Bezirksamt Mitte seinen Sitz hatte –, und jetzt befindet sich der Johann Kontor auf der Zielgeraden.

„Eine Projektentwicklung dieser Größenordnung bringt immer neue Herausforderungen mit sich. Aber wir sind im Zeitplan und werden im Herbst 2023 die ersten Flächen übergeben“, sagt Jan Petersen, Geschäftsführer der Aug. Prien Immobilien. Das Hamburger Traditionsunternehmen hat den Gebäudekomplex, in das ein Novotel mit 227 Zimmern zieht und 15.500 Quadratmeter für Büros sowie im Erdgeschoss Flächen für Gastronomie und Handel entstanden sind, realisiert. Auf dem Dach wird eine Kita eröffnen. Auch hier werden 143 Mietwohnungen entstehen, die werden allerdings erst 2024 fertiggestellt. Wagen wir einen Sprung in die HafenCity. Dort werden zahlreiche Gebäude im kommenden Jahr bezugsfertig sein.

Am Strandkai entstehen zwei spektakuläre Luxushochhäuser

Besonders spektakulär, gelegen am Strandkai (7), sind zwei Luxushochhäuser: Das eine heißt „The Crown“ und beherbergt 75 Eigentumswohnungen, hier sollen die ersten Bewohner im Herbst einziehen. Im Fiftynine ist der Bezug der 76 Eigentumswohnungen ebenfalls im Herbst geplant. Die Nachfrage war groß. Es stehen insgesamt nur noch fünf Wohnungen zum Verkauf.

Wenn es um die HafenCity geht, dann darf der Elbtower (8) nicht fehlen. Der 245 Meter hohe Wolkenkratzer mit Büros, einem Nobu Hotel und einer öffentlichen Aussichtsplattform in 225 Meter Höhe soll bis Ende 2025 fertiggestellt sein. Bauherr ist auch hier wieder die Signa Prime Selection. Anfang 2023 wird das Grundstück nun endgültig von der Stadt an den Bauherrn übergeben.

„Nach Abschluss der Tiefbauarbeiten geht es im neuen Jahr richtig los mit dem Bau des Elbtowers. Von Januar an werden wir mit dem Hochbau starten, beginnend mit den Untergeschossen wird sich das Bauwerk kontinuierlich in die Höhe entwickeln. Im Juli kommenden Jahres werden wir mit dem Kern des Hochhauses im achten Obergeschoss angekommen sein, und bis zum Ende des Jahres wird der Rohbau des Turms das 16. Obergeschoss (von 64 Etagen) erreicht haben“, kündigte Signa-Niederlassungsleiter Torben Vogelgesang an.

Eine Promenade mit viel Grün wird in der HafenCity eröffnet

Nicht in der HafenCity, aber in direkter Nachbarschaft zum Elbtower, wird „ein neuer Stadteingang“ am östlichen Teil der Elbbrücken (9) geplant. Dafür wurde Ende Dezember der Bebauungsplan Rothenburgsort 20 eingeleitet. „Die Planungen sollen 2023 vorangetrieben werden“, sagt Bezirksamtschef Neubauer. Hier sollen Areale neu geordnet und als Bauflächen für Gewerbe und, wenn aufgrund der Immissionen möglich, zudem Wohnraum entstehen. „Auch das Mercedes-Haus soll erweitert werden. Das ist politisch aber nicht unumstritten“, sagt Neubauer.

In Horn wird auch gebaut. Die Saga plant auf einem ehemaligen Schulareal an der Weddestraße (10) den Neubau von 220 sozial geförderten Mietwohnungen in 13 Gebäuden. Der Abbruchantrag wurde gestellt, und mit dem Abbruch der bestehenden Gebäude wird voraussichtlich 2023 begonnen. Auf einem ehemaligen bezirklichen Betriebshof und angrenzenden Flächen am Doggerbankweg (11) auf Finkenwerder sind 65 in einer ersten Bauphase von etwa 140 Wohnungen, dort ist unter anderem eine Baugemeinschaft involviert, geplant. Im kommenden Jahr soll die Vorweggenehmigungsreife für das Projekt vorliegen, die dann als Grundlage für den Bauantrag dient.

Es geht nicht nur um Wohnraum in Mitte, sondern auch um mehr Grün. Der erste Abschnitt der Promenade Kirchenpauerkai von der Baakenhafenbrücke bis zum Gretchen-Wohlwill-Platz (12) in der HafenCity soll Mitte 2023 eröffnet werden. Der ist 30 Meter breit, und dort sollen rund 120 Bäume, 60 Sträucher, eine Joggingstrecke und ein Fitnessparcours zu finden sein. Ende Juni soll die Sanierung und Instandsetzung des historischen Bismarck-Denkmals im Alten Elbpark (13) abgeschlossen sein. Dafür haben Bund und Land rund 8,9 Millionen Euro aufgewendet.

Durch die mittlerweile verlegte Wilhelmsburger Reichsstraße (14) wurde der Wilhelmsburger Inselpark in zwei Teile aufgeteilt. Die ehemalige Straßentrasse soll nun endgültig mit dem zweiten Bauabschnitt geschlossen und begrünt werden. Start für diese Maßnahme ist 2023. Radfahren soll ebenfalls attraktiver werden im kommenden Jahr im Bezirk Mitte. Auf der Veloroute 10 zwischen Ballin­Stadt und Fiskalische Straße (15) soll ein rund 500 Meter langer Radweg entstehen, der auf einem 300 Meter langen Abschnitt als Fahrradstraße geführt werden soll.

In Billstedt eröffnet das Haus der Begegnung

Soziales liegt dem Bezirksamtschef am Herzen. Was passiert 2023 in diesem Bereich? „Im Frühjahr wird im jungen Quartier Haferblöcken (16) in Billstedt das Haus der Begegnung eröffnet. Dort entsteht unter der Regie des Bezirks Mitte und der Johann-Wilhelm-Rautenberg-Gesellschaft ein Begegnungsort mit einem vielfältigen Kultur- und Freizeitangebot“, sagt Neubauer.

Es wurden rund 4,5 Millionen Euro in das neue Gebäude investiert. Und im Jahr 2023 soll es einen hochbaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb für das neue Stadtteilzentrum Rothenburgsort (17) geben, das auf einer Grünfläche an der Straße Billwerder Neuer Deich gebaut werden soll.

Lesen Sie morgen in Teil 2 der Serie: Das sind die Pläne im Bezirk Hamburg-Nord.