Hamburg. Investor Signa plant zusätzlich zur Aussichtsplattform „eine in der Hansestadt einmalige Attraktion“ mit freiem Eintritt.

Der Elbtower liegt einen Monat vor dem Zeitplan und soll bis zum Jahresende schon 70 Meter hoch sein. Für Hamburger und Touristen soll in dem Wolkenkratzer „viel drin sein. Es wird eine Erlebniswelt für die Mieter und die Öffentlichkeit mit einem hohen Nutzwert“, kündigt Timo Herzberg im exklusiven Abendblatt-Gespräch an.

Der 46-Jährige ist der Immobilienchef der Signa, die die rund 245 Meter hohe Immobilie an den Elbbrücken in der HafenCity bis Ende 2025 baut.

Elbtower: Investor Signa hat in Hamburg weitere Premiumobjekte

Signa-Immobilienchef Timo Herzberg
Signa-Immobilienchef Timo Herzberg © Ulf Büschleb/Signa

In Berlin empfängt Herzberg das Abendblatt zum Interview: Die Deutschlandzentrale der Signa liegt im Herzen der Bundeshauptstadt. Wenige Meter entfernt von der Gedächtniskirche, dem Kurfürstendamm und dem Bahnhof Zoo. Im rund 120 Meter hohen Upper West Wolkenkratzer.

Der Empfang ist in der 31. Etage. Rundumblick auf die Bundeshauptstadt. Direkt gegenüber steht ein Karstadt-Warenhaus. Das soll demnächst weichen, dann ist dort ein gemischt genutztes Quartier mit zwei Hochhäusern geplant – ein weiteres Signa-Projekt.

Das Gespräch findet im Konferenzraum am XXL-Holztisch statt. Auf dem liegen auch Hochglanzbroschüren zu einzelnen Projekten des Immobilienunternehmens, das zum weit verzweigten Firmengeflecht des österreichischen Investors René Benko gehört.

In den Elbtower soll eine Attraktion mit hohem Bildungsanspruch einziehen

Aktuell hat die Signa in ihrem Portfolio 80 Immobilien mit einem Wert von mehr als 30 Milliarden Euro. Dazu gehören allein 17 Immobilienprojekte in Berlin, und in Hamburg nennt das Unternehmen Premiumobjekte wie das Alsterhaus am Jungfernstieg, die Hamburg Commercial Bank Zentrale am Gerhart-Hauptmann-Platz und die Gänsemarkt-Passage, die gerade abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wird, ihr Eigen.

Doch der Elbtower ist das Prestigeprojekt, das von der Signa Prime Selection entwickelt wird. Auf 64 Etagen entstehen rund 77.000 Quadratmeter Bürofläche, ein Nobu Hotel mit Gastronomie und rund 200 Zimmern, an der Hotelgruppe ist auch Oscar-Preisträger Robert de Niro beteiligt.

Eine Aussichtsplattform ist in der 55. Etage geplant, und das Sockelgeschoss mit drei Stockwerken und rund 16.000 Qua­dratmetern Fläche soll ein „Place to be“ werden, denn dort werden Restaurants einziehen. Auch die neue Promenade am Wasser wird gastronomisch bespielt.

Schlafen im Elbtower: ein Beispiel für ein Zimmer im Nobu Hotel.
Schlafen im Elbtower: ein Beispiel für ein Zimmer im Nobu Hotel. © SIGNA

Ein Fitnessclub und Coworking-Spaces, die der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, sind ebenfalls geplant. Dazu ein Auditorium mit 200 Sitzplätzen für Vorträge und Events. Außerdem – und das war der Stadt sehr wichtig – soll es eine großzügige Fläche mit einer publikumsbezogenen Nutzung geben.

„Wir werden hier eine Attraktion mit einem hohen Bildungsanspruch realisieren, welche sich an Besucher jeder Altersklasse richtet und was es so in Hamburg noch nicht gibt“, kündigt Herzberg an. Der Eintritt werde frei sein.

Damit die Hamburger einen Vorgeschmack auf den Elbtower bekommen, soll auch ein Informationszentrum in Baustellennähe eingerichtet werden. „Uns ist wichtig, dass wir die Bürger schon während der Bauphase für dieses einmalige Projekt begeistern, und das geht am besten direkt vor Ort“, sagt Herzberg.

Signa: Elbtower-Bau geht schneller voran als geplant

Vor gut einem Monat ist das Grundstück am östlichen Ende der HafenCity von der Stadt auf das Immobilienunternehmen übergegangen. „Für uns war das eine Formalität und natürlich auch die letzte Bestätigung dafür, dass wir jetzt dieses Leuchtturmprojekt für Hamburg realisieren können“, sagt Herzberg.

Mit den Bauarbeiten für Baugrube und Gründung auf dem rund 21.000 Quadratmeter großen Areal hatte man bereits 2022 begonnen. „Wir liegen einen Monat vor dem Zeitplan. Jetzt wächst der Rohbau stetig nach oben, jüngst wurden auf der Hochhausbodenplatte die Wände der Aufzüge und Treppenhäuser bis einschließlich zum zweiten Untergeschoss betoniert. Bis zum Jahresende wird der Elbtower bereits 70 Meter und damit 18. Stockwerke hoch sein“, kündigt Herzberg an.

Signa verteidigt Elbtower gegen Kritik

Es gibt kein Bauvorhaben in Hamburg, über das in der Stadt so kontrovers diskutiert wird. Auch in den Reihen der regierenden SPD gibt es Kritiker, wie den Bürgerschaftsabgeordneten Markus Schreiber.

„Wir sind offen für konstruktive Kritik. Aber was wir hier teilweise erlebt haben, war oft unsachlich. Das hatte dann auch eigentlich nichts mehr mit unserem Projekt zu tun. Vielleicht ging es auch einfach nur darum, um parteiinterne Querelen auszutragen“, sagt Herzberg.

Elbtower: Baukosten sind deutlich gestiegen

Immer wieder bringen die Linkspartei und Markus Schreiber, aber auch Signa-Gründer Réne Benko ins Spiel. Gegen den Unternehmer wird in seiner Heimat Österreich seit Monaten wegen Korruptionsverdacht ermittelt, und die Signa ist auch Eigner des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof, der sich in einer finanziellen Schieflage befindet.

Darauf möchte Herzberg nicht näher eingehen. „Wir sind die Immobiliensparte der Signa und agieren eigenständig. Die Handelssparte hat mit dem Immobilienbereich nichts zu tun. Das ist strikt getrennt. René Benko ist oftmals die Person, die in der Öffentlichkeit steht.“

Ursprünglich sollte der Bau des Elb­towers rund 770 Millionen Euro kosten. Inzwischen werden dafür etwa 950 Millionen Euro veranschlagt. Die Kosten sind dem Vernehmen nach unter anderem dadurch gestiegen, dass die ursprünglich geplante Bruttogeschossfläche von 142.000 Quadratmetern inzwischen auf 160.000 Quadratmeter erweitert wird.

Aber auch die Baukosten sind in Deutschland deutlich gestiegen. „Wir haben bereits 2021 die Gewerke für die Baugrube, für den Rohbau und die Fassade zu Festpreisen vergeben. Das heißt, dadurch entstehen uns keine Mehrkosten durch gestiegene Preise für Rohstoffe. Die sind übrigens inzwischen auch wieder zurückgegangen“, sagt Herzberg. Demnächst sollen die Gewerke für die technische Gebäudeausstattung wie zum Beispiel Sprinkler- und Sanitäranlagen vergeben werden. „Wir haben keinen Generalunternehmer, sondern vergeben unsere Gewerke einzeln“, sagt Herzberg.

Beim Abendblatt-Interview möchte der Immobilienexperte auch über Nachhaltigkeit sprechen. „Im Betrieb wird der Elbtower CO-neutral sein. Das ist sensationell. Wir werden für den Elbtower zwei Energiequellen nutzen. Zum einen Fernwärme, weil wir in der östlichen HafenCity auf die Fernwärme zugreifen können, die aus Abwärme der Produktionsprozesse des Kupferherstellers Aurubis gespeist wird. Denselben Anschluss direkt im Haus verwenden wir auch, um über Absorptionskältemaschinen die nötige Kühlung im Turm zu versorgen­.“

Elbtower-Fertigstellung dauert noch drei Jahre

Außerdem werde die Wärme im Abwasser Hamburgs genutzt. Am Elbtower verlaufe eine der großen Abwasserkanäle der Stadt. Dort weise das Wasser eine konstante Temperatur über das ganze Jahr auf. Diese Energie werde über einen großen Wärmetauscher abgeschöpft.

Die Fertigstellung des Elbtowers dauert noch rund drei Jahre. Dass die Signa eine Vorvermietungsquote der rund 77.000 Quadratmeter Büroflächen von mindestens 30 Prozent vorweist, war eine der Bedingungen für die Grundstücksübertragung durch die Stadt.

Elbtower: Interessenten für Büros mit bis zu 6000 Quadratmeter Fläche

Insgesamt hat das Immobilienunternehmen bereits 50 Prozent vermietet, wenn man das Hotel mitrechnet. Mieter sind beispielsweise die Hamburg Commercial Bank, der Versicherungsmakler AON und Eterno Health, die eine Art Co-Working-Space für Ärzte anbietet.

„Die Fertigstellung erfolgt bis Ende 2025. Wir haben mit der Vermarktung der Büroflächen früher begonnen als bei solchen Großprojekten üblich, eben um den Wunsch der Stadt zu erfüllen. Wir sind mit der Nachfrage sehr zufrieden, und wir erzielen hier Spitzenmieten, die unsere Erwartungen übertreffen“, sagt Herzberg und führt weiter aus. Aktuell gebe es Gespräche mit zahlreichen weiteren potenziellen Mietern, die Interesse an bis zu 6000 Quadratmeter großen Flächen hätten.