Hamburg . Die Havarie der “NYK Columbus“ auf der Elbe war dramatischer als berichtet. Nur der Zufall verhinderte ein schweres Unglück.

Um das Beinahe-Unglück mit dem Riesen-Containerschiff "NYK Olympus" auf der Elbe hat sich eine heftige Debatte entwickelt. Die Linken in der Hamburger Bürgerschaft wollen wissen, wie knapp Hamburg einem schweren Schiffs-Unfall entgangen ist. Umweltschützer und Anwohner beklagen ein gestiegenes Risiko für Havarien auf der Elbe. Und schon im Frühjahr hatte eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Michael Kruse nach der spektakulären Schräglage des Containerschiffs "Choapa Trader" ergeben, dass es bis dato bereits fünf Grundberührungen bei Zwischenfällen im Jahr 2015 gegeben habe. In den Jahren 2013 und 2014 waren es demnach insgesamt zwölf, in den Jahren davor deutlich weniger.

Experten und Umweltschützer sehen das als Zeichen für ein gestiegenes Risiko einer Havarie und als Folge von gestiegenen Zahlen von Container-Riesen auf der Elbe.

Die "NYK Olympus" war am Freitagabend gegen 21.07 Uhr aus dem Ruder gelaufen. Ein Leck an der Hauptmaschine habe zu einem Druckabfall und damit zu einer automatischen Abschaltung des Antriebs geführt, berichtete die Wasserschutzpolizei. Es habe keine Grundberührung gegeben, niemand sei verletzt worden.

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Das 336 Meter lange Schiff, so zeigt es ein Amateur-Video bei Youtube, war allerdings komplett aus dem Ruder gelaufen und drohte nach der unfreiwilligen 180-Grad-Drehung mit dem Heck gegen das Ufer in Finkenwerder zu schlagen. Offensichtlich hat die Notankerung das noch verhindert. Ein etwas größeres Schiff – und davon sollen in den kommenden Jahren mehrere im Liniendienst in den Hamburger Hafen fahren – wäre vermutlich gegen das Ufer gekracht. Die kurzfristige Blockade der Elbe hat die Durchfahrt von Kreuzfahrt- und Frachtschiffen aufgehalten.

Lesen Sie hier den Leitartikel des Hamburger Abendblatts zur Elbvertiefung

Die "NYK Olympus" war mithilfe von Schleppern wieder stabilisiert und vor dem Airbus-Werksgelände festgemacht worden. Als sie am Sonnabend einen erneuten Auslaufversuch startete, machte sich die "NYK Olympus" vor Blankenese erneut selbstständig, konnte aber schneller als noch am Freitag stabilisiert werden. Das Containerschiff unter panamaischer Flagge befindet sich derzeit auf dem Weg nach Le Havre und weiter nach Singapur und Hongkong.

Im März hatte die unter brasilianischer Flagge fahrende „Choapa Trader“ (Länge: 294 Meter) am Elbstrand oberhalb des Elbtunnels Grundberührung und war in eine dramatisch scheinende Schieflage geraten. Auch hier hat eine Notankerung Schlimmeres verhindert. (ryb/HA)