Erwartungen für 2016 nach unten korrigiert. Politik übt Kritik. Laut Grünen-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks sei nicht nachvollziehbar, wie die Messe ihre angekündigten Ziele derart deutlich verfehle.

Hamburg. Die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) hatte sich fest vorgenommen, das Geschäftsjahr 2016 mit einer schwarzen Null abzuschließen. So hatte es HMC-Chef Bernd Aufderheide angekündigt. Doch dieses ehrgeizige Ziel wird wohl nicht erreicht: Aus den Haushaltsplanungen des Senats, die dem Hamburger Abendblatt vorliegen, geht hervor, dass die HMC für das Jahr 2016 mit einem Verlust von 7,626 Millionen Euro plant. Dieses Minus müsse durch die städtische Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH (HGV) ausgeglichen werden.

Auf Abendblatt-Anfrage sagte HMC-Sprecher Karsten Broockmann: „Wir haben uns als HMC vor zehn Jahren zum Ziel gesetzt, den Umsatz bis 2016 zu verdoppeln und eine schwarze Null zu schreiben. Zwischenzeitlich haben sich einige Rahmenparameter jedoch verändert, beispielsweise konkretisieren sich die Planungen für die Revitalisierung des CCH.“ In diesem Zusammenhang seien 2016 Aufwendungen in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro angesetzt – im Wesentlichen, um Stammkunden während der Bauzeit eine Übergangslösung anbieten zu können, erklärt Broockmann.

Der konkrete Plan: Eine Messehalle soll umgebaut werden, um für die Zeit der CCH-Sanierung Raum für Kongresse und Veranstaltungen anzubieten. „Der Umbau ist ziemlich aufwendig, weil auch umfassende Schallschutzmaßnahmen notwendig sind“, so Broockmann. Das in den 1970er-Jahren eröffnete CCH ist in einem maroden Zustand und muss deshalb umfassend saniert werden. Die Gesamtkosten werden auf rund 194 Millionen Euro geschätzt. Der Baubeginn ist für 2017 geplant.

Die Politik ist mit der Finanzplanung der HMC nicht zufrieden: „Nachdem der Konflikt um die Windenergiemessen endlich beigelegt war und Hamburg diese Messe für sich gewinnen konnte, sind wir alle davon ausgegangen, dass die Messegesellschaft langsam wieder schwarzen Zahlen entgegenarbeitet. Anfang des Jahres hatte die Messe selbst noch von einem Rekordjahr geredet und eine schwarze Null für 2016 angekündigt“, sagte Grünen-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks.

Umso mehr verwundere nun das dicke Minus von 7,6 Millionen, das im Haushalt für 2016 eingeplant ist. Es sei nicht nachvollziehbar, wie die Messe ihre angekündigten Ziele so verfehle.

Auch für den CDU-Haushaltsexperten Roland Heintze steht fest: „Es ist unverständlich, warum die HMC ihr Ertragsziel deutlich verfehlt. Das ist so nicht hinnehmbar.“ Heintze forderte den zuständigen Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) auf, „entweder die Haushaltsplanungen für 2015/2016 realistisch anzupassen oder besser noch, aktiv gegenzusteuern statt nur den Verlust zu verwalten.“

Allerdings sieht HMC-Sprecher Broockmann trotzdem positiv in die Zukunft: „Mit geplanten 103,5 Millionen Euro in 2016 ist es uns gelungen, den Umsatz gegenüber dem Planungszeitpunkt, der im Jahre 2004 bei einem Umsatz von 55,1 Millionen Euro lag, fast zu verdoppeln – und zwar ohne Personalaufbau.“ Der Erfolg der gerade zu Ende gegangenen WindEnergy Hamburg oder der beiden neuen Nordstil-Veranstaltungen zeige außerdem noch einmal deutlich, dass die Hansestadt ein „hochattraktiver Standort“ auch für neue Fachmessen sei.

Schon im vergangenen Jahr musste die HGV für die HMC einen Verlust von mehr als 33 Millionen Euro ausgleichen. In diesem Jahr soll der Verlust bei fast 14 Millionen Euro liegen. Die große Spanne liegt daran, dass immer in den geraden Jahren zum Beispiel die SMM, die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft, in Hamburg zu Gast ist. Diese bedeutet beispielsweise hohe Einnahmen für die HMC.