Bis zum 12. Oktober werden 80.000 Besucher in den Hallen der Hamburg Messe erwartet. Küche, Kinder, Mode, Wohnen, Digitales und Gesundheit sind die großen Themen. Und neuerdings „Männersachen“

Hamburg. Hungern muss niemand auf „Du und Deine Welt“. Erstmals sind in diesem Jahr alle kulinarischen Angebote in einer Halle zusammengefasst. Wurst, Wein, Kuchen, Käse und Kotelettes auf derben rot-weißen Karo-Tischen, aus der Hand oder etwas gediegener am Stehtisch oder fein eingedeckt – für jeden ist etwas dabei. Auch für Veganer und Vegetarier –, es gibt Eis, Burger und sogar Döner, die sie guten Gewissens verzehren können.

450 Aussteller zeigen vom 3. bis 12. Oktober jeweils zwischen 10 und 18 Uhr (Donnerstag, 9. Oktober, bis 19 Uhr) auf 45.000 Quadratmeter Messegelände ihre Neuheiten und Topseller. 80.000 Besucher werden erwartet.

Schwerpunkte sind der Food-Bereich, Gesundheit und junge Mode, die erstmals im eigenen „Trendquartier“ zusammengefasst ist. „Selbst & schön“ ergänzt gekaufte Mode mit Anleitungen zum Selbermachen, Nähcafé und Kreativatelier. Die „Männersache“ trifft mit der Präsentation von US-Muscle-Cars mitten ins Herz der Benzinfreunde, und schweißtreibende Trainingsrunden im Boxring sprechen mit Haken und Führhand durchaus Urinstinkte an.

„Box-out“ ist ein soziales Projekt aus der Nachbarschaft, das sozial benachteiligte Kinder zwischen 9 und 17 Jahren zum Lernern „überredet“ und in Arbeit bringt. „Das Boxen ist der Köder“, sagt „Box-out“- Geschäftsführer Thorsten Friedrich. „Damit kriegen wir genau die Jugendlichen, die wir haben wollen. Weil sie denken, sie können dank unserer Kurse anderen noch besser eine reinhauen.“

Tatsächlich lernen Sie, dass auch beim Boxen nur vorankommt, wer überlegt schlägt und seine Kräfte einteilt. „Und viele kriegen wir dann auch an die Bücher“, sagt Friedrich. Im Ring steht mit dem angehenden Sozialpädagogen und ehemaligen Europameister im Mittelgewicht, Mahir Oral, ein echter Könner. Am Sonntag kommt Lokalmatador Jürgen Blin, der einst gegen Muhammad Ali boxte.

Voll auf Weiblichkeit setzt Sabine von Oettingen mit ihrer Mode aus englischem Wachscotton, die trotz des alltagstauglichen Materials an die Welt der Elfen und Trolle erinnert. Bunt, weich fallend, verspielt und märchenhaft üppig geschnitten präsentiert sie vor allem Jacken, Mäntel und ärmellose Mantelkleider (Chasubles), aber auch Hosen und Röcke ab gut 400 Euro. „Ich komme aus der Bühnenbildnerei“, sagt von Oettingen, „das erklärt das theatralische in den Entwürfen.“ Alles sind Einzelstücke. Von Oettingen arbeitet ihre Futter gern mit der Kurbelstickmaschine, einem drehstrombetriebenen Kuriosum, dessen Bedienung nur noch wenige erläutern können. Dazu passend gibt’s Schuhe von „Sophie makes Shoes“, die mit 230 bis 450 Euro auch nicht gerade am unteren Ende der Preisskala liegen. Allerdings sind es ebenfalls handgearbeitete Unikate.

Deutlich preiswerter und auch irgendwie exotisch sind die veganen Schuhe vom „Vollsortimenter“ Avesu. Zwischen 50 und 250 Euro muss anlegen, wer garantiert ohne tierische Materialien am Fuß unterwegs sein will. Hanf, Kunststoff oder Leinen aus „fairer Herstellung“ ersetzen das nur scheinbar unentbehrliche Leder.

Erstmals präsentiert wird der rosafarbene, überlebensgroße Darm zum Durchschreiten. Im sanften Dämmerlicht wachsen Halbkugeln und Bälle an Stengeln in den geräumigen Gang, immer wieder weisen Tafeln auf das unermessliche Arbeitspensum des Verdauungsorgans hin und erklären, wie es besser unterstützt werden könnte. Täglich grüßt der Ballaststoff.

Geistige Nahrung für Elektronikfans bietet die digitale Zeitreise. In Ohnsorg-Kulissen wird Entwicklung vom Telefon zu i-Phone 6 durcheilt.

In der Demenzwohnung des Diakonischen Werkes zeigt Claudia Puls-Matte, wie Angehörige im Anfangsstadien der Krankheit das Leben zu Hause erleichtern können. Gläserne Schränke und Farben zum Beispiel helfen gegen die schwindende Fähigkeit zur Kontrastwahrnehmung. Farbiges Absetzen von weißen Waschbecken im Bad oder bunte Sets unter hellem Porzellan auf dem Tisch machen dem Kranken wieder erkennbar, was sonst als milchige Masse ins Unscharfe sinkt.

Für die Kinder ist bestens gesorgt. Phoebe (6) Arjen (7) und Merlin (2) sind auf Treckern und Baggern unterwegs, der große Bruder Luis (11) übt am Basketballkorb. Die Mütter sitzen entspannen auf Polstern. Der Verein „Mehr Zeit für Kinder“ lässt sie wahlweise durchatmen oder mitspielen.

Sie nehmen die Auszeit. Gedämpft klingen die Rufe der Marktschreier im Ohr, die wie zu Opas Zeiten zum Schuhe putzen rufen oder Fensterleder anpreisen, die weder Dreck noch Streifen hinterlassen. Es kommt ein bisschen Fischmarkt-Feeling auf. Schön, dass es Konstanten gibt in unserer Welt.