Hamburg. Bezirksamt Eimsbüttel greift hart durch. Seit 20 Jahren bewirtet Andreas Lübcke seine Gäste. Doch wie lange noch?
- Das Old MacDonald ist ein Kultrestaurant in Hamburg-Eimsbüttel.
- Das Restaurant am Stellinger Weg hat Ärger mit dem Bezirk – wegen eines Biergartens.
- Inhaber Andreas Lübcke sorgt sich um die Zukunft seines Lokals.
Das Old MacDonald – eine Mischung aus Sportsbar und American Diner – am Stellinger Weg in Hamburg-Eimsbüttel zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Restaurants im ganzen Viertel. Und das liegt nicht zuletzt auch an dem Biergarten auf der Rückseite des Gebäudes. Seit rund 20 Jahren bewirtet Inhaber Andreas Lübcke hier seine Gäste, genau wie es sein Vorgänger – ebenfalls ein Gastronom – auch schon gemacht hat. Und so wäre es wohl auch noch viele Jahre weitergegangen, wenn im vergangenen Frühjahr nicht die Markise kaputtgegangen wäre.
Denn: Wäre die Markise nicht kaputtgegangen, dann hätte Lübcke nicht beschlossen, eine neue Überdachung zu bauen, für die ein Bauantrag beim Bezirk notwendig war. Und ohne die Prüfung dieses Antrags wäre wohl niemandem aufgefallen, dass auf der Biergarten-Fläche laut eines Plans aus den 1940er-Jahren eigentlich eine Grünfläche vorgesehen ist. Doch all das ist geschehen. Und nun ist die Holzüberdachung zwar fertig, den Biergarten selbst aber darf er nicht mehr betreiben. Der Bezirk Eimsbüttel hat es untersagt. Damit wird der Stellinger Weg abermals zum Schauplatz eines Streits um die Außengastronomie.
Restaurant Hamburg: Old MacDonald bewirtet Gäste in Eimsbüttel seit 20 Jahren auf Terrasse
Aber von vorn: Rund 20 Jahre ist es her, dass Lübcke – ein erfahrener Gastronom – den Mietvertrag für die Immobilie unterschrieben hat. Da sich sowohl Immobilie als auch Grundstück im Besitz der Saga befinden, handelt es sich um ein Privatgrundstück. Einen Antrag auf Sondernutzung der Außenfläche musste er also nicht stellen – so jedenfalls seine Annahme. Bei etlichen Vor-Ort-Besuchen von Wegewarten oder anderen Behördenmitarbeitern in den vergangenen 20 Jahren sei ihm nie etwas anderes mitgeteilt worden.
Als Lübcke im vergangenen Frühjahr gerade den Bau der Holzüberdachung beauftragt hatte und die Bauarbeiten bereits im Gange waren, habe plötzlich ein Mitarbeiter der Baubehörde vor der Tür gestanden und eine Baugenehmigung sehen wollen. Diese konnte Lübcke allerdings nicht vorweisen. Er erklärt: „Ich wurde falsch beraten und war der Annahme, dass keine Genehmigung nötig ist, da sich die komplette Fläche auf einem Privatgrundstück befindet.“
Eimsbüttel: Rund 900 Gäste unterschreiben für das Old MacDonald
Der Gastronom handelte sofort, stoppte den Weiterbau vorerst und reichte zwei Bauanträge ein: einen für die Überdachung über dem Biergarten und einen für die kleine Außenfläche an der Giebelseite Richtung Hellkamp. Als wenig später die Antwort der Behörde kam, konnte Lübcke nicht glauben, was er da las: „Die Bauaufsichtsbehörde hat festgestellt, dass eine bauliche Anlage errichtet wurde, obwohl eine Genehmigung nicht erteilt wurde.“
Und weiter: „Die Belegenheit befindet sich im Gebiet des Durchführungsplans D31/51 von 11.04.1949 (…) auf einer als Hof- und Vorgartenfläche ausgewiesenen Fläche privater Nutzung.“ Die Errichtung der Terrassenanlage, deren Nutzung als Gastronomiefläche sowie die weitere Nutzung mit vorgelagerten Bierbänken und Biertischen widerspreche damit den planungsrechtlichen Vorgaben. Lübcke müsse umgehend alles abbauen.
Old-MacDonald-Wirt: „Ich habe fest geglaubt, dass man das lösen kann“
Als der erste Schock vorbei war, beschloss Lübcke, einen Antrag auf Nutzungsänderung zu stellen und seinen Fall erneut bei der Behörde und bei der Politik vorzutragen. Parallel starteten Gäste des Old MacDonald eine Unterschriftenaktion, um dem Wirt Rückenwind zu geben. Binnen weniger Tage unterschrieben rund 900 Menschen. „Auch aus der Politik ist mir fraktionsübergreifend Unterstützung zugesagt worden. Ich habe fest daran geglaubt, dass man das Problem lösen kann, wenn man nur vernünftig miteinander redet“, so der 51-Jährige.
Doch auch der Antrag auf Nutzungsänderung wurde abgelehnt. „Stand jetzt darf ich den Biergarten nicht mehr betreiben“, sagt Lübcke. Allein der seitliche Außenbereich mit acht Tischen sei inzwischen genehmigt, nachdem er zwischenzeitlich auch untersagt worden war. Für Lübcke ist das ein Desaster: „Damit fehlt mir rund 70 Prozent der Außenfläche und das bedeutet, dass wir nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können.“
Restaurant Hamburg: Old MacDonald in Not – Bezirk pocht auf Planungsrecht
Das Bezirksamt Eimsbüttel teilte dem Abendblatt auf Nachfrage mit: „Die kleine Außenfläche zum Hellkamp hin ist unproblematisch und wurde genehmigt.“ Kritisch aber sei die rückseitige Fläche. „Vor der illegalen Bebauung wurden dort auf einer Wiese wohl Tische und Stühle hingestellt, dann sollte dort eine feste Terrasse mit Überdachung gebaut werden.“ Der Grund für die Ablehnung des Antrags sei, dass die Bebauung planungsrechtlich nicht zulässig ist und dass die Lärmbeeinträchtigung der Nachbarschaft in dem Wohngebiet zu massiv wäre.
Lübcke kann das nicht nachvollziehen. „Die feste Terrasse, die hier als neu dargestellt wird, ist 20 Jahre alt. Unter den Holzplatten liegen noch die Steinplatten, die der Vormieter als Bodenfläche für seinen Außenbereich genutzt hat.“ Er betont: „Ich habe heute die gleiche Anzahl an Tischen und Stühlen wie vor 20 Jahren. Es ist nichts dazugekommen. Außer ein Dach für mehr Lärmschutz.“ Außerdem verstehe er nicht, warum er die Terrasse auf der einen Seite bewirtschaften darf, auf der anderen Seite aber nicht. „Die Gegebenheiten sind ja identisch.“
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Im Hintergrund ist derweil zu hören, dass am Old MacDonald womöglich ein Exempel statuiert werden soll. Wie berichtet hatte der Bezirk hier – am Stellinger Weg – in der Vergangenheit auf eine hohe Beschwerdelage verwiesen, andere sprachen von einer neuen „Corner-Meile“. Lübcke sagt, dass er inzwischen sowohl mental als auch wirtschaftlich am Ende sei. „Zu den finanziellen Ängsten kommt die Sorge um die Zukunft des Betriebs und die rund 30 Mitarbeiter, für die ich mich verantwortlich fühle und die zum Teil seit 20 Jahren für uns arbeiten.“