Hamburg. Der historische Belag sollte nach Fahrbahnerneuerung erhalten bleiben. Doch jetzt weiß niemand, wo die Steine geblieben sind.

Im Zuge der Umbauarbeiten der Mansteinstraße in Hoheluft-West, die im kommenden Jahr anstehen, soll das historische Kopfsteinpflaster unter der Straßendecke erhalten bleiben. Das hatte das Denkmalschutzamt gefordert. Doch: Nachdem die Fahrbahn kürzlich wegen der Verlegung von Fernwärmeleitungen bereits erneuert wurde, ist der historische Belag verschwunden.

Nun herrscht Rätselraten bei Anwohnern und Behörden: Wo sind die Steine geblieben? Ein Anwohner der Mansteinstraße, der dem Abendblatt namentlich bekannt ist, aber anonym bleiben möchte, berichtet: „Die Pflastersteine wurden ausgebaut und zunächst auf einem großen Haufen gelagert. Irgendwann war dieser weg. Ich habe gesehen, dass dort, wo gebuddelt worden war, Sand reingeschüttet wurde, dann kam Asphalt drauf. Die alten Steine sind definitiv nicht wieder verlegt worden.“ Sie seien abtransportiert worden, so der Anwohner.

Mansteinstraße in Hoheluft: Das alte Kopfsteinpflaster lag unterhalb der Fahrbahndecke

Hintergrund: Die Hamburger Energiewerke hatten Arbeiten an der Mansteinstraße durchgeführt. „Die Mansteinstraße war zum Startzeitpunkt unserer Leitungsarbeiten eine Asphaltstraße. Das alte Kopfsteinpflaster diente bis zu unserem Baustart als provisorische Unterkonstruktion der Asphaltstraße, war also damit auch nicht sichtbar“ erklärt Bettina Schwarz, Sprecherin der Hamburger Energiewerke.

Viele Straßen in Hamburg, wie hier die Frickestraße in Eppendorf, sind noch ganz oder zum Teil mit Kopfstein gepflastert. Diesen alten Straßenbelag schützen die Denkmalpfleger in Hamburg.
Viele Straßen in Hamburg, wie hier die Frickestraße in Eppendorf, sind noch ganz oder zum Teil mit Kopfstein gepflastert. Diesen alten Straßenbelag schützen die Denkmalpfleger in Hamburg. © Roland Magunia | Roland Magunia

„Wenn wir Fernwärmeleitungen verlegen, sind wir verpflichtet, die Straße wiederherzustellen. Da es sich um eine geteerte Straße handelt, wurde diese auch fachgerecht mit einem vernünftigen Planum, Binder und Asphalt wiederhergestellt“, so Bettina Schwarz. Wo das Kopfsteinpflaster ist, darüber kann sie keine Angaben machen.

Denkmalschutz: Die Steine sind verschwunden, hätten aber erhalten bleiben müssen

Bleiben die Steine verschwunden, gibt es ein Problem. Denn: Das Kopfsteinpflaster muss aus Denkmalschutzgründen erhalten bleiben. „Eine mögliche dauerhafte Entfernung des historischen Kopfsteinpflasters in der Mansteinstraße ist mit dem Denkmalschutzamt nicht abgestimmt“, heißt es aus der zuständigen Kulturbehörde. Denn bei baulichen Veränderungen sei das Denkmalschutzamt grundsätzlich bemüht, das historische Kopfsteinpflaster zu erhalten.

Im Fall der Mansteinstraße, in der das historische Kopfsteinpflaster von einer Asphaltdecke überdeckt ist – anders als in anderen Straßen des denkmalgeschützten Generalsviertels – , orientiere sich die Denkmalpflege in der Straße an der historischen Bordsteinführung und der Dimension der Straße inklusive der Bäume.

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Behördensprecherin Marianne Kurzer: „Bei der Mansteinstraße handelt es sich um ein anschauliches Beispiel einer Wohnstraße um 1900 und stellt ein Zeugnis für die Erweiterung Hamburgs und den Wandel des ursprünglich ländlichen und kaum bebauten Gebietes des heutigen Stadtteils Hoheluft-West zu einem Stadtteil mit dichter Bebauung dar. Daher wurden die Belange des Denkmalschutzes bei der Planung zur zukünftigen Umgestaltung der Straße berücksichtigt.“
 

Mansteinstraße Hoheluft: Bezirksamt Eimsbüttel wird den Verbleib der Steine prüfen

Wenn die Umbauarbeiten im kommenden Jahr starten und die Mansteinstraße fußgänger- und radfahrerfreundlicher gestaltet wird, sollte auch die Fahrbahn eine Deckensanierung erhalten. Außerdem sollten die alten Steine in den Parkflächen als Oberflächenbefestigung verwendet werden.

Auch das zuständige Bezirksamt Eimsbüttel steht nun vor einem Rätsel. Sprecher Kay Becker weiß auch nicht, wo das Kopfsteinpflaster geblieben ist, da nicht jede Baustelle kontrolliert werden könne. „Die Bautätigkeiten der Leitungsträger können aus Kapazitätsgründen nicht regelmäßig von uns überwacht werden. Die Großpflastersteine hätten jedoch eigentlich wieder eingebaut werden müssen. Wir prüfen das.“