Hamburg. Hamburger Sozialbehörde zieht Bilanz zum ersten runden Tisch. So geht der Kampf um Tempo 30 vor Obdachlosenheim am Garstedter Weg weiter.

Zur neuen Obdachlosenunterkunft am Garstedter Weg in Hamburg-Niendorf, die am 22. April ihren Betrieb aufgenommen hat, hat nun erstmals der runde Tisch getagt. Dieser war eingerichtet worden, damit sich die unterschiedlichen Interessensgruppen über die bisherigen Erfahrungen austauschen können.

Wolfgang Arnhold, Sprecher der Sozialbehörde, sagte dem Abendblatt: „Alle beteiligten Einrichtungen und Institutionen haben sich interessiert, sachlich und konstruktiv eingebracht. Es hat ein guter Austausch stattgefunden, der von Offenheit und Verständnis geprägt war.“

Niendorf: Garstedter Weg – Sicherheitsdienst vor Obdachlosenheim geht Streife

Die Behörde sei mit dem Start der Einrichtung am Garstedter Weg 79–85 sehr zufrieden. „Die Bewohnerinnen und Bewohner zeigen sich sehr dankbar über die neu geschaffene Einrichtung und nehmen die Angebote vor Ort gut an“, so Arnhold. „Dementsprechend gab es bisher auch keine Zwischenfälle, in die die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtung verwickelt waren.“

Anfang Mai hatte es einen Vorfall gegeben, bei dem eine Frau auf den Pkw eines Sicherheitsdienstes uriniert hatte. Sie war nach Angaben der Polizei oben ohne, volltrunken und aggressiv. Polizeibeamte hatten die pöbelnde Frau schließlich in Gewahrsam genommen. Laut Arnhold handelte es sich aber nicht um eine Bewohnerin.

Niendorf: Sicherheitsdienst soll Eltern und Anwohner beruhigen

Ein wichtiges Thema beim runden Tisch war der Sicherheitsdienst, der seit der Eröffnung der Unterkunft regelmäßig Streife geht, weil auf der gegenüber liegenden Straßenseite sowohl Kitas als auch eine Grundschule liegen. Der Sicherheitsdienst übernehme unterschiedliche Funktionen – sowohl im Innen- als auch im Außenbereich der Einrichtung, sagt Arnhold.

Er werde auch zur Stärkung des Sicherheitsgefühls der Anwohnerschaft eingesetzt. „Ausschlaggebend für die Dauer und den Umfang des Einsatzes eines Sicherheitsdienstes sind die Erfordernisse des Sozialraums, der Anwohner und Anwohnerinnen sowie der anliegenden Schule und Kitas.“ Beim runden Tisch sei aus dem Bereich der Schule und der Kitas die Sichtbarkeit des Sicherheitsdienstes positiv hervorgehoben worden, insbesondere für die dunkleren Wintermonate.

Verkehr am Garstedter Weg: Ärger über Aufhebung von Tempo-30-Strecke

Nach Angaben des Sozialbehördensprechers werde mit der schrittweise weiteren Belegung der insgesamt 118 Plätze mit schwer erkrankten obdachlosen Menschen der bisherige Umfang des Sicherheitspersonals bis auf Weiteres beibehalten. Ab einer Belegung mit rund 50 Bewohnerinnen und Bewohnern werde es eine erneute Bewertung der Lage geben. Eine Reduzierung des Sicherheitsdienstes werde es nur in enger Absprache mit den betroffenen Akteuren, insbesondere Schule, Kita und rundem Tisch geben, so der Sprecher.

Ein weiteres großes Thema beim runden Tisch war die Aufhebung der Tempo-30-Strecke vor dem Garstedter Weg kurz nach der Eröffnung der Obdachloseneinrichtung, die im Stadtteil und insbesondere bei den Eltern der Schul- und Kitakinder viel Unruhe gebracht hat. Arnhold: „Die Staatsrätin der Sozialbehörde wird sich im Sinne der Anwohner und Anwohnerinnen dazu direkt an den Staatsrat der Innenbehörde wenden.“

Niendorf: Sozialbehörde bereitet weitere Obdachlosenunterkunft vor

Unterdessen bereiten Sozialbehörde und Fördern & Wohnen den Bezug der sogenannten Fett‘schen Villa am Garstedter Weg 20 vor. Diese soll als Übergangswohnheim für obdachlose Menschen genutzt werden, die laut Behörde den Wunsch haben, von der Straße wegzukommen. „Die Inbetriebnahme und Belegung ist für die letzte Juni-Woche geplant. Das konkrete Datum der Belegung hängt von der Dauer der derzeit stattfindenden Herrichtungsmaßnahmen ab“, so Arnhold.

Mehr zum Thema

Die beim runden Tisch genannten Kosten von einer Million Euro pro Jahr für den Betrieb des Übergangswohnens setzen sich seinen Angaben zufolge aus Betriebs- und Sachkosten zusammen. Bei den größten Kostenfaktoren handle es sich um die Miet- und Instandhaltungskosten sowie die Personalkosten inklusive eines ganztägigen Wachdienstes.

Der nächste runde Tisch soll im September tagen.