Hamburg. Der Hamburger Ruderverein, der vom SPD-Landeschef juristisch unterstützt wird, hat nach Vertragsüberprüfung nun neue Erkenntnisse.

Seit gut zwei Wochen sorgt der Hamburger und Germania Ruder Club am Alsterufer für Schlagzeilen: Es ging um eine drohende Insolvenz, illegal genutzte Flächen im Vereinshaus und Schadensersatzansprüche. Doch nun gibt es eine überraschende Wendung. Der 1836 gegründete Verein, der sich schlicht der Club nennt, hat einen Weg aus seiner „kurzfristigen Krise“ gefunden und „ein drohendes Insolvenzverfahren abgewendet“, wie Kai Daniels, Vorsitzender des Ruder Clubs, am Freitag mitteilte.

„Der Vorstand des gemeinnützigen Rudervereins hat den mit Nord Event abgeschlossenen Pachtvertrag für die Gastronomiefläche im Bootshaus mietrechtlich insbesondere im Hinblick auf Kündigungsmöglichkeiten prüfen lassen“, so Daniels. Nach dem Ergebnis dieser Prüfung sei es „überwiegend wahrscheinlich“, dass dieser Pachtvertrag wegen Nichteinhaltung strenger mietrechtlicher Schriftformerfordernisse zum Ende des Jahres 2023 gekündigt werden kann.

Alster: Ruder Club kündigte der Nord Event GmbH am Freitag

Wie der Hamburger und Germania Ruder Club weiter mitteilte, habe der Vorstand der Nord Event GmbH, die einen langjährigen Pachtvertrag für die Gesellschaftsräume hat und nun Schadensersatzsatzforderungen an den Club gestellt hatte, am Freitag die Kündigung ausgesprochen. Daniels: „Mit dieser Kündigung verringern sich die möglichen Ersatz- und Ausgleichsansprüche von Nord Event gegenüber dem gemeinnützigen Verein ganz erheblich.“

Auch Hans-Christoph Klaiber, Geschäftsführer der Nord Event GmbH, äußerte sich dem Abendblatt gegenüber zu der Kündigung. Sein Kommentar: „Diese Kündigung muss nun geprüft werden.“

Ruder Club an der Alster: „Insolvenzantrag muss nicht gestellt werden“

In der Mitteilung argumentiert Kai Daniels damit, dass die Kündigung den Vertragszeitraum, für den Nord Event möglicherweise vom Verein etwaigen entgangenen Gewinn als Schadensersatz verlangen könnte, deutlich verkürze. „Der Vertrag sah ursprünglich eine Laufzeit bis 2026 und zwei Verlängerungsoptionen zu jeweils fünf Jahren vor“, sagt er. „Über diesen langen Zeitraum wäre es dem gemeinnützigen Verein finanziell unmöglich gewesen, Nord Event Schadensersatz zu zahlen.“ Anders gesagt: Dem altehrwürdigen Verein am Alsterufer hätte der Ruin gedroht.

Der Vorsitzende des Ruder Clubs betont zudem, dass auch die von Nord Event für 2023 bereits geltend gemachten Schadensersatzansprüche nach der mietrechtlichen Überprüfung wahrscheinlich nur in einem deutlich geringeren Umfang bestehen. „Diese Überprüfung etwaiger Ansprüche gegen den Verein führt auch zu einer neuen insolvenzrechtlichen Bewertung.“

Das bedeutet: Aktuell geht der Verein davon aus, dass er weder zahlungsunfähig noch überschuldet ist. Kai Daniels: „Ein Insolvenzantrag muss nach jetzigem Kenntnisstand also nicht gestellt werden.“ Der Vorstand führe weiterhin Gespräche mit Senat und Bezirksamt und hoffe auf die Unterstützung der Politik, um eine langfristige Lösung für die Vereinsgastronomie zu finden.

Alster: Ruder Club – SPD-Landeschef unterstützt Verein juristisch

Zum Hintergrund: Wie das Abendblatt bereits mehrfach berichtete, hat der Bezirk verboten, das repräsentative Clubhaus des Vereins mit Wasserblick für Veranstaltungen an Nichtmitglieder zu vermieten. Deshalb stellte die Nord Event GmbH jüngst Schadensersatzsatzforderungen an den Club, da ohne externe Veranstaltungen eine wichtige Einnahmequelle wegbricht.

Nach Abendblatt-Informationen steht Nils G. Weiland aus der renommierten Kanzlei Weiland Rechtsanwälte mit Sitz in der HafenCity dem Club an der Alster zur Seite. Der Jurist gilt als Experte für Insolvenzrecht. Zudem ist er aber auch seit 2021 Landesvorsitzender der Hamburger SPD. Weiland übt dieses Amt in einer Doppelsitze mit Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard aus.

Die Sozialdemokraten regieren mit den Grünen die Hansestadt. Und die Stadt höchstselbst – in Form des zuständigen Bezirksamtes Eimsbüttel – hatte den Club erst in die wirtschaftliche Notlage gebracht. .

Die SPD-Landeschefs Melanie Leonhard und Nils G. Weiland
Die SPD-Landeschefs Melanie Leonhard und Nils G. Weiland © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Mitglieder diskutierten über aktuelle Situation auf Versammlung

Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung mit rund 170 Teilnehmern wurde in der vergangenen Woche ausführlich über das Dilemma, in dem sich der Verein befindet, diskutiert.

Doch nun scheint die Lage eine andere zu sein. Nach Abendblatt-Informationen kam es zudem vor wenigen Tagen zu einem Gespräch in den Räumen von Nord Event in der City, bei dem sich die Beteiligten über die verfahrene Situation austauschten und mögliche Lösungen ausloteten.

Alster: Ruder Club und Nord Event trafen sich zum Gespräch

Neben Nord Event-Chef Hans-Christoph Klaiber samt Anwältin nahm Daniels dem Vernehmen nach mit dem SPD-Landesvorsitzenden Weiland – in seiner Rolle als Rechtsanwalt – an dem Treffen teil. Das Abendblatt hat den Politiker um eine Stellungnahme gebeten, die Weiland folgendermaßen beantwortete: „Wegen des strengen anwaltlichen Berufsrechts darf ich keine Auskünfte zu etwaigen Mandatsverhältnissen erteilen.“

Zu den Inhalten des Gesprächs wollte sich Klaiber auf Abendblatt-Anfrage nicht äußern, sagte allerdings: „Wir haben einen langfristigen Pachtvertrag für die Flächen in dem Clubhaus am Alsterufer und haben mit großem Engagement die Clubräume ausgebaut. Wir haben ein sehr großes Interesse daran, den Rudersport an diesem Standort zu erhalten.“